Von Henry Klix: Erneute Kamelattacke in Teltow
Diesmal wurde 20-jähriger Mann überrannt / Direktor vom „Zirkus Magic“ gelobt Besserung
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Teltow - Der Teltower Frühling scheint den Kamelen des Wanderzirkus „Magic“ in den Kopf zu steigen: Erneut ist ein Passant in der Lichterfelder Allee, ganz in der Nähe des Zirkuszeltes, Opfer einer Kamelattacke geworden. Der 20-jährige Mann wurde Samstagmittag von einem Kamel überrannt. Er erlitt nur leichte Verletzungen, die in einem Berliner Krankenhaus ambulant behandelt werden konnten, wie die Polizei gestern mitteilte. Erst am 17. Februar hatte eines der Zirkuskamele eine völlig geschockte 44-jährige Frau angerempelt, die daraufhin stürzte und sich an der Hand verletzte. Sie und das neue Opfer sind Bewohner der benachbarten Diako-Wohnstätte für Behinderte.
Zirkusdirektor Samuel Endres bedauerte gestern den erneuten Angriff seiner Dressurtiere auf unschuldige Bürger. „Das tut mir unendlich leid.“ Er versprach, den Elektrozaun künftig „doppelt und dreifach zu prüfen“, denn offenbar hatten seine Kamele auch diesmal die Gunst der Stunde genutzt: Ein Kontakt hatte sich gelöst, der Zaun führte keinen Strom mehr. „Die probieren das immer wieder mal mit den Barthaaren oder den Lippen aus“, so Endres.
Alle vier Kamele seien am Samstag über den Zaun gestiegen, die Älteren seien auf dem Zirkusgelände umherspaziert. Anders die beiden zehn und zwölf Monate alten Jungtiere, die laut Enders derzeit eine Art Pubertät durchmachen. „Da sticht der Hafer. Ali hat Fatima offenbar vor sich hergejagt.“ Bei solchen Spielen – zumal im Frühling – seien die jungen Tiere kaum aufzuhalten. „Die rennen und springen, das ist nichts böswilliges.“ Wer genau der Täter war – ob erneut Fatima oder diesmal Ali - ist unklar.
In der Vorführung drehen die Jungtiere Pirouetten, legen sich auf Kommando hin oder wechseln die Laufrichtung. Am Samstag muss es weniger graziös zugegangen sein: Das getretene Opfer erlitt Hämatome am Oberschenkel. Die Polizei ermittelt wegen „fahrlässiger Körperverletzung“, eine Polizeisprecherin wollte gestern nicht ausschließen, dass sich nach dem zweiten Fall die Staatsanwaltschaft einschaltet. Stellen die Betroffenen einen Strafantrag, passiert das sowieso. Aus dem Diakonissenhaus Teltow gab es dazu gestern keine Auskunft. Nach dem ersten Angriff wurde auf den Strafantrag offenbar verzichtet, zum Stand der Ermittlungen konnten die Polizei gestern keine Angaben machen. Im schlimmsten Fall hätte der Zirkus Magic mit einer empfindlichen Geldstrafe zu rechnen.
„Nach der Attacke im Februar scheint sich an der Sicherung der Kamele nicht viel geändert zu haben“, sagte die Polizeisprecherin. Sie zeigte sich skeptisch, ob ein 60 Zentimeter hoher Elektrodraht reicht, um vier Kamele einzusperren. „Man muss sich etwas einfallen lassen, dass die Tiere hinterm Zaun bleiben. Sonst bekommen wir noch eine Serie.“
Der Zirkus ist gestern Abend zwar nach drei Wochen umgezogen, allerdings bleibt er in der Region: Das blauweiße Zelt und die roten Wagen werden jetzt für eine Woche in Stahnsdorf aufgestellt. Samuel Endres will alles versuchen, damit es keine weiteren Ausbrüche gibt. Seit Jahren sei ihm so etwas nicht passiert. „Es war mal ein Pony draußen. Oder eine Ziege hat ein Gartenbeet abgefressen.“ Immerhin habe das Medieninteresse an der ersten Kamelattacke die Besucherzahlen steigen lassen. „Am Wochenende waren 200 Leute in der Vorstellung. Einige wollten die wilden Tiere sehen.“ Nach der Vorstellung hätten sie die Kamele füttern und streicheln dürfen, die Kinder konnten auf den Tieren reiten. „Die konnten sehen, dass das ganz friedliche Tiere sind.“
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