zum Hauptinhalt

Von Henry Klix und Georg Jopke: Ernte mit Schippe und Picke

Dem Teltower Rübchen haben Frost und Schnee nicht geschadet – es schmeckt sogar noch besser

Stand:

Teltow - Axel Szilleweit schippt den Schnee weg, schiebt das schützende Vlies beiseite und hackt mit der Picke die obere, festgefrorene Bodenschicht auf. Dann befreit er einige Teltower Rübchen aus seinem 3,5 Hektar großen Bioacker an der Ruhlsdorfer Straße. Frisches Gemüse mitten im Winter? Das Teltower Rübchen gehört zu den wenigen Feldfrüchten, die auch noch bei Frost und Schnee geerntet werden.

Die Schneedecke hält den Boden locker und wirkt sogar geschmacksfördernd auf das heimatliche Gemüse, sagt Rübchenbauer Axel Szilleweit – der einzige Landwirt, der das heimatliche Gemüse kommerziell anbaut. Die sich bildende Stärke wandelt sich in Zucker und Senföl-Glycoside um – eine pikante Mischung zwischen süß und bitter. Während der tiefe Bodenfrost den Rübchen im vorigen Jahr allzu sehr zusetzte, schützt die Schneedecke das Gemüse in diesem Winter vor dem Kältetod.

Szilleweits Haupteinnahmequelle sind Tomaten, damit kann er zur Zeit nicht punkten. Dafür rückt der „Nebenerwerb“ in den Vordergrund: Die kleinen Speiserüben, die neben Rosenkohl und Grünkohl zu den wenigen Wintergemüsen gehören, sind jetzt besonders gefragt.

Szilleweit beliefert den Biogroßhandel und Restaurants wie die „Linde“ in Wildenbruch, Hammers Landhotel in Teltow oder die Ölmühle in Werder (Havel), die am Sonntag ein neues Lokal eröffnet. „Die sind froh, wenn sie zu dieser Zeit was interessantes auf der Speisekarte haben, das auch noch frisch geliefert wurde“, sagt er. Womöglich sind die Überlebenskünste des Gemüses ja auch einer der Gründe für seinen Siegeszug gewesen: Berühmte Königs- und Fürstenhäuser ließen sich die pikanten Früchte mit ihrer typischen, milden Schärfe in Holzfässern anliefern.

Der Teltower Landwirt rechnet damit, noch über den März hinweg bis Anfang April feldfrische Ware anbieten zu können. Sie ist auch in seinem Hofladen erhältlich. Die Ernteaussichten für die gesamte Saison sind recht gut: Der Bio-Bauer rechnet mit einem Gesamtertrag von sechs Tonnen Rübchen. Drei Viertel davon seien bereits geerntet.

Traditionell werde bei der Ernte zweigleisig gefahren, sagt Szilleweit: Die eigentliche Ernte findet im November und Dezember statt. Doch da sich die Rübchen in der Miete „erwärmen und mit der Zeit lappig werden“, können sie nur vier bis fünf Wochen gelagert werden. Deshalb, erklärt Szilleweit, verbleibe ein Teil des Ertrages im Boden, wo das Gemüse „mit etwas Geschick“ meist recht gut überwintern könne. Meistens gebe es zwischen Januar und März auch frostfreie Perioden, in denen geerntet werden kann. Dass zur Rübchenernte Schnee geschoben werden muss, ist eine neue Erfahrung für Axel Szilleweit – wie auch die erfreuliche Wirkung des Schnees auf den Geschmack des Kreuzblütengewächses.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })