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Still ruht die Baustelle. Die Chancen, dass die neue Blütentherme im Dezember eröffnet werden kann, werden von der Kristall Bäder AG inzwischen mit „55 zu 45“ beziffert.

© hkx

Werder (Havel): Eröffnungstermin für Blütentherme kippelt

Nach Großbrand im Kristallbad in Fichtelberg klemmt es in Werder. Vorstandschef Nägele: „Dynamik wird sich Mitte Juni ändern“.

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Werder (Havel) - Ein halbes Dutzend Bauleute werkelt still auf der Großbaustelle, die sich derzeit noch als weite Ebene mit dezenten Betonerhebungen darstellt. Der Maschinenlärm hält sich in Grenzen. Zwei Kräne schaukeln funktionslos im Wind. Im Juni sollte Richtfest gefeiert werden, doch bislang ist selbst von der Grundplatte der Blütentherme in Werder nur knapp ein Drittel verlegt.

Baderöffnung im Dezember? Ein Bauarbeiter der „Kryos AG“, dem Generalunternehmer der Kristall Bäder AG, prustet los. Ein anderer sagt: „Gucken Sie sich die Baustelle an, dann haben Sie die Antwort.“ Die Stimmung ist verhalten, offiziell sagt hier niemand was. Hinter vorgehaltener Hand heißt es allerdings auch: „In Seelze haben wir es ja auch noch geschafft.“ Bei Hannover steht das jüngste Bad der Kristall Bäder AG.

Anruf in der Unternehmenszentrale: Klappt das mit dem einprägsamen Wunschtermin, dem 12.12.2012? Der Vorstandschef der Kristall Bäder AG, Frank Nägele, räumt ein, dass man mit dem Projekt in den Havelauen schon weiter sein wollte. Schon die Baugenehmigung hatte sich durch ein faunistisches Gutachten fast ein ganzes Jahr verzögert. Als sie im Januar da war, hatte das mittelfränkische Unternehmen allerdings einen zügigen Baufortschritt versprochen.

An sich sollte es auf der Baustelle seit einigen Wochen aussehen wie in einem Bienenstock. Für die Kristall Bäder AG ist etwas dazwischen gekommen: Am 12. Mai hatte es einen Großbrand im Kristallbad im bayerischen Luftkurort Fichtelberg gegeben. Die rund 200 Gäste konnten rechtzeitig ins Freie flüchten, ernsthaft verletzt wurde niemand. Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung wurden nicht gefunden, die Staatsanwaltschaft geht von Fahrlässigkeit oder einem technischen Defekt aus. Laut Nägele hatte erst sechs Monate zuvor eine Brandschau der Versicherung stattgefunden.

Ein Millionenschaden ist entstanden. Jetzt gibt es erheblichen Klärungsbedarf, zumal sich die Kristall Bäder AG vor dem Hintergrund einer geplanten Baderweiterung durch ein hauttherapeutisches Kangalfischzentrum schon seit drei Jahren im erbitterten Rechtstreit mit der Gemeinde befindet. „Ich hoffe, dass wir in 14 Tagen in Fichtelberg Klarheit haben“, sagt Nägele. „Dann können wir wieder alle unsere Kräfte auf Werder konzentrieren.“

Nägele räumt zugleich ein: „Bis Dezember noch elf Millionen Euro zu verbauen – das wird ganz schön eng.“ Die Chancen, dass die neue Therme vor Weihnachten fertig wird, beziffert er auf „55 zu 45“. Vom Generalunternehmer sei ihm gestern immerhin versichert worden, dass der Eröffungstermin steht.

Völligen Stillstand werde es am Zernsee so oder so nicht geben, versichert er. „Auch wenn es auf der Baustelle noch ruhig aussieht, sind im Hintergrund schon viele Vorbereitungen gelaufen.“ Ist die Grundplatte erst verlegt, werde der Baufortschritt schnell sichtbar werden. So seien die meisten der Betonelemente für den Hochbau bereits gegossen. Derzeit würden die Haustechnik-Aufträge vergeben, mehrere Bieter aus der Region hätten sich beworben. Nägele: „Die Dynamik wird sich Mitte Juni ändern.“

Dass es auf der Baustelle klemmt, ist derweil auch dem Rathaus Werder nicht entgangen, welches das neue Bad in einer Public-private-Partnership mit der Kristall Bäder AG errichtet. Für das Projekt hat die Stadtverwaltung extra eine Baubeauftragte eingestellt, die Kollegin sei fast täglich vor Ort, sagte die 1. Beigeordnete Manuela Saß auf PNN-Anfrage.

Auch Saß findet den Dezember als Fertigstellungstermin ein „ausgesprochen sportliches Ziel“. „Das wird nicht leicht. Die Stadtverwaltung und auch die vielen Werderaner, die regelmäßig bei der Baustelle vorbeischauen, sind ja auch nicht blind.“ Sie würde sich zwar wünschen, sich im Januar schon mal im warmen Solebecken entspannen zu können. Aber dem Estrich sollte genug Zeit zum Trocknen gegeben werden, so Saß. „Mir ist ein solider Bau lieber als ein Schnellschuss.“

Was die Vorfinanzierung durch die Stadt angeht, konnte Saß beruhigen: Die 18 Millionen Euro fließen etappenweise – je nach Baufortschritt.

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