Potsdam-Mittelmark: Erst sparen, dann klotzen

Jahrelang dümpelten Geltows Vereine vor sich hin, trainierten, probten und trafen sich in baufälligen, eigentumsbelasteten, überlasteten Immobilien. Keine Schulden machen, hieß in den 90ern die Devise. Würdevoll hat man Aufbaugelder von Bund und Land verpennt. Im Jahr neunzehn nach der Wende ist man mit dickem Schädel aufgewacht, alles soll nun auf einmal werden: Schießanlage, Kegelbahn, Jugendklub, Vereinstreff, Umkleide- und Sanitärräume für den Sport, Turnhalle. Die neue Leitlinie: Gib ihm! Nur Fördermittel gibt es kaum, allenfalls 150 000 Euro. Der Sport- und Vereinsbezirk Am Grashorn soll nach Ideen der SG Geltow derweil noble 1,6 Millionen Euro kosten. Das Rathaus Schwielowsee möchte nicht mehr als 700 000 dazugeben – auch schon ein stolzer Betrag. Schwierig genug, es wird noch komplizierter: Durch den Vorsitzenden des Heimatvereins Heinz Ofcsarik, der als Ortsbürgermeister am Montagabend in offensichtlicher Interessenverquickung die Ortsbeirats-Sitzung leitet, statt an seinen Vize zu übergeben. Nach den Buchstaben des Gesetzes nennt man das „befangen“. Durch den Präsident der Sportgemeinschaft und Gemeindevertreter Jörg Steinbach, der sich in das Projekt nebenher als Privatinvestor einbringen will – und auch nicht ganz unbefangen die Stimmung anheizt. Und durch Bürgermeisterin Kerstin Hoppe, die keine Struktur ins Geltower Interessengehedder bekommt. Dabei hat sie Recht, das Geltower Ortszentrum in das Großprojekt einzubeziehen, ihm endlich etwas Leben einzuhauchen – die Tür zur kommunalen Nutzung hat sich ja leider erst im Januar durch einen Eigentümerwechsel geöffnet. Im Kommunalwahlkampf drohen solche Gelegenheiten übertönt zu werden: Bei über 40 Gästen gab“s Montag für Parolen à la „Nicht kleckern sondern klotzen!“ bombigen Beifall. Geltower Weitsicht? Wenn so über den Einsatz von Steuergeldern befunden wird, sitzt der Ort bald völlig im Dunkeln.