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Potsdam-Mittelmark: Erst verdächtig, jetzt gelobtes Pilotprojekt

Ein Geschäftsmann in Teltow hat die Straße vor seiner Firma selbst ausgebaut. Er brauchte einen langen Atem

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Ein Geschäftsmann in Teltow hat die Straße vor seiner Firma selbst ausgebaut. Er brauchte einen langen Atem Teltow – Vier Jahre dauerte es, bis die 40 Meter der Waldstraße/Ecke Parkstraße in Teltow ausgebaut werden konnten. Dagegen verlief die Bauphase mit nur drei Wochen wesentlich kürzer , wie die Bauherren Martina und Martin Mucik erfahren mussten. Anlass für Bürgermeister Thomas Schmidt, gestern zur Eröffnung vor allem das Durchhaltevermögen der Bauherren zu preisen. Schmidt nannte die Initiative ein Pilotprojekt und hofft nun auf eine beispielgebende Wirkung. Allerdings musste er auch einräumen, dass die Geduld des privaten Bauherren manchmal arg strapaziert wurde, denn dessen Vorhaben erschien seinerzeit vielen Abgeordneten verdächtig. „Da muss doch irgendwo ein Haken dran sein“, vermuteten nicht wenige, als Mucik im September 2001 dem Bauausschuss vorschlug, einen Teil seiner Straße selber auszubauen, natürlich auf eigene Kosten. Auch für Stellplätze wollte er sorgen und sogar die Planungskosten tragen. Doch die Stadtverordneten lehnten ab, „weil dann ja jeder kommen könne.“ Martin Mucik hat seit jenen Tagen ein sehr gespaltenes Verhältnis zur Demokratie, wie er gestern anmerkte. Trotzdem sei er jetzt froh, nicht locker gelassen zu haben, obwohl ihm so mancher Kompromiss abverlangt wurde. Denn einige Arbeiten hätte er gern auch als Eigenleistung absolviert, aber das wurde abgelehnt. Rund 60 000 Euro kostete der Straßenabschnitt, den seine Elektrofirma und die Nachbarfamilie Wild privat sponserten. Anders als in den Jahren zuvor müssen nun die Kunden der Elektrofirma nicht mehr ihre Gummistiefel anziehen, wenn sie Mucik und seine Kollegen in dem Betrieb aufsuchen wollen. Die Straße, die mit Betonsteinpflaster befestigt wurde, ist eine Anliegerstraße, deren Fahrbahnbreite 5,50 Meter beträgt und der Gehweg 1,70 Meter. Für die Planung zeichnet das Ingenieurbüro Baur Consult verantwortlich, die Pflasterarbeiten führte die Beelitzer Firma Schielicke Bau aus. Die Niederschläge der letzten Tage bewiesen, dass die Initiative gelungen ist. Während im hinteren Straßenabschnitt große Wasserlachen stehen, floss das Regenwasser im neu erbauten Abschnitt in den Kanal der Parkstraße, weshalb die Gummistiefel nun im Keller bleiben können. Doch den Gewerbetreibenden drängten vor vier Jahren auch Imageprobleme zu seiner Initiative, denn er ist überzeugt, dass aus Sicht der Kunden, eine Firma nichts taugen könne, die an einer Straße ansässig ist, vor deren Tür erst einmal Schlammlöcher überwunden werden müssen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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