Potsdam-Mittelmark: Erst zwei Räder abgewrackt
Abwrackprämie in Teltow mit gemächlichem Start, allerdings gibt es viele Nachfragen
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Teltow - Die in Teltow eingeführte Abwrackprämie für Fahrräder kommt nur langsam in Fahrt: Hatte die Auto-Abwrackprämie von 2500 Euro noch im Februar ein bundesweites Chaos in Autohäusern ausgelöst und eine Bundesbehörde mit Computerabstürzen und bis zu 270 000 Anrufern pro Tag an den Rand der Verzweiflung getrieben, geht es in Teltows Fahrradläden und seinem Rathaus deutlich gemächlicher zu: Vier Tage nach dem Start der Prämie für Alt-Fahrräder haben erst zwei Teltower von ihr Gebrauch gemacht.
„Das ist wirklich noch nicht viel“, erklärte gestern der Kämmerer der Stadt, Rico Kasten, gegenüber den PNN. Kasten wacht über die insgesamt 5000 Euro, von denen die ersten 100 Teltower je 50 Euro erhalten sollen, wenn sie sich im Ort ein neues Rad kaufen und ihr altes im Rathaus abwracken. Das alte Rad soll anschließend für einen guten Zweck aufgearbeitet werden. Während das Projekt in den Medien für viel Furore sorgte, ist im Rathaus davon nichts zu merken.
98 Prämien sind noch da. „Im Keller ist noch Platz für alte Räder“, fasst Kämmerer Kasten die Situation zusammen. Grund für den schleppenden Start könnte auch das Feiertagswochenende sein, spekuliert er. Auch das Fahrradwetter sei nicht ideal. „Die meisten werden das mit der Prämie sicherlich erst jetzt registriert haben“, vermutet Kasten. Vor allem Fragen habe man in den vier Tagen beantworten müssen.
Auch bei Teltows einzigem Fahrradfachhändler gilt derzeit: Das Interesse ist groß, die Kauflaune aber noch gering. Vor lauter Kunden-Fragen zur Prämie kommt Holm Roloff kaum mehr zu seiner eigentlichen Arbeit. Zwei bis drei Radler melden sich bei ihm stündlich im Laden, mal per Telefon, mal persönlich. Gekauft und abgewrackt hat erst einer – ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der sich von Anfang an sehr für die Prämie interessiert hatte. Von ihm weiß er auch, wo der zweite Abwracker zugeschlagen hatte: Im Teltower Praktiker-Baumarkt. „Die Hälfte der Kunden, die sich hier melden, werden am Ende wohl bei Real oder Praktiker kaufen“, schätzt Roloff.
Schlägt das Interesse an der Prämie in Kauflaune um, könnte der Prämientopf schnell leer sein, sagt Roloff. „Vielleicht schon am Freitag, vielleicht aber auch erst in einem Jahr.“ Allen abwrackwilligen Altradbesitzern, die es jetzt eilig haben, kann der Fahrradhändler aber auch von einem Gegenbeispiel berichten: Eigentlich hätte Roloff schon zwei erfolgreiche Abwrackaktionen verzeichnen können, aber sein zweiter Käufer wollte gar nicht abwracken: Im sei es zu viel Aufwand gewesen, für 50 Euro im Rathaus Klinken zu putzen. So bleibe der Prämientopf gefüllt. Tobias Reichelt
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