Von Tobias Reichelt: „Erste Windräder in einem Jahr“
Windpark-Investor Dirk Jesaitis lässt sich von Stahnsdorfer Plänen gegen sein Projekt nicht beunruhigen / Kleine Abstriche wegen Rotmilanen
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Stahnsdorf - Die Windräder werden kommen – und auf den Stahnsdorfer Rieselfeldern sollen sie sich drehen. Der Eckernförder Windparkinvestor Dirk Jesaitis sieht seinen Pläne nicht gefährdet, nördlich der Ortsteile Sputendorf und Schenkenhorst einen Windpark mit etwa 23 Windkrafträdern entstehen zu lassen. Er habe keine Bedenken, dass die Gemeinde den Zeitplan zum Bau der bis zu 175 Meter hohen Anlagen gefährden könnte. „Die ersten Mühlen drehen sich in einem Jahr“, sagte der Chef der Plan8 GmbH jetzt gegenüber den PNN.
In Stahnsdorf dürfte das die Stimmung verschlechtern. Gerade die Einwohner aus den Ortsteilen wehren sich gegen die „Verspargelung“ der Landschaft. Doch die Einspruchsmöglichkeiten der Kommune sind begrenzt. Wie berichtet wird deshalb im Stahnsdorfer Rathaus an einem Teilflächennutzungsplan „Windenergienutzung“ gearbeitet – einem rettenden Strohhalm. Das Planwerk soll Flächen im Ort ausweisen, auf denen Windenergie gewonnen werden darf, gleichzeitig andere ausnehmen. Zu den Arealen, auf denen sich keine Räder drehen sollen, gehört zu großen Teilen auch die von Jesaitis für seinen Windpark vorgesehene Fläche auf den Rieselfeldern. Das Areal gehört der Berliner Stadtgüter GmbH. Würde sich die Gemeinde durchsetzen, könnten lediglich acht bis neun kleinere Anlagen gebaut werden. Für diesen Fall haben die Stadtgüter bereits Schadenersatzklagen in Millionenhöhe angedroht.
„Auch acht Windräder würden sich lohnen“, sagte Windparkinvestor Jesaitis. Aber damit werde man sich nicht zufrieden geben. „Die Gemeinde ist spät dran“, erklärte er. Den Flächennutzungsplan zur Geltung zu bringen, sei ein langwieriger Prozess. Der Bauvorbescheid für den Windpark von damals noch 29 Windrädern sei hingegen vor zwei Jahren beantragt worden. In den kommenden sechs Wochen will Jesaitis die Vollgenehmigung für den Bau beantragen – nach den dann geltenden Gesetzen und Bestimmungen, betont er: Spätestens im Herbst könnte der Windpark genehmigt sein, noch vor dem Teilflächennutzungsplan der Gemeinde. Allerdings: Der Windparkinvestor wird Abstriche machen müssen.
Die Umweltbehörden haben einige Rotmilane auf den Rieselfeldern entdeckt, sagte Jesaitis. Der Greifvogel – bekannt als Wappentier des Landes Brandenburg – steht auf der roten Liste bedrohter Tierarten. Einige der ursprünglich 29 geplanten Windräder dürfen deshalb wohl nicht gebaut werden, Abstände müssen größer werden. Etwa 23 Anlagen sollen aber dennoch entstehen, so Jesaitis. Und es könnten nochmals einige Räder weniger werden, wenn sich die Kommune gegenüber einem zweiten Projekt des Investors aufgeschlossen zeige: Dem Bau eines Solarparks im Süden der Ortsteile. Bisher gebe es aber keine Annäherung.
Kein Wunder, sagte Schenkenhorsts Ortsvorsteherin Karin Steingräber (Wir Vier). Die Stimmung zwischen Investor und Kommune sei schlecht. „Wir werden uns in aller Form gegen die Windräder wehren“, erklärte Steingräber. „Es kann nicht sein, dass unsere Landschaft aus Profitgier verschandelt wird.“ Steingräber will nicht aufgeben, zumal man sich in der Kommune lange Zeit sicher vor den Windkraftanlagen fühlte.
Ein anderes Planwerk, der „Teilplan Windenergie“ der Regionalen Planungsstelle Havelland-Fläming, hatte den Bau der Windräder auf den Rieselfeldern über Jahre ausgeschlossen. Im September hatte dann aber das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg den Plan für nichtig erklärt. Geklagt hatten die Windparkinvestoren Plan8 und die Stadtgüter. Seitdem laufen in der Gemeinde Stahnsdorf die Bemühungen auf Hochtouren, den Bau der umstrittenen Anlagen zumindest stark einzuschränken.
„Es muss einen Weg geben“, sagt Steingräber. Sollte es mit dem Teilflächennutzungsplan der Gemeinde nicht klappen, arbeitet sie mit ihrem Mann – einem Taubenzüchter – bereits an einem Notfallplan: „Der Rotmilan kommt immer zu uns und klaut unsere Tauben“, erzählte Steingräber. Anfangs fanden sie das gar nicht gut. „Jetzt sag ich meinem Mann: Lass ihn, füttre ihn gut. Der hilft uns, dass wir keine Windräder bekommen.“
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