ZUR PERSON: Erster Antrag: Eine Ehrennadel für Thomas Wardin
Nadine Hofmann hat durchaus Sympathien für ihren Chef – trotzdem möchte sie ihn am 7. März ablösen
Stand:
Mit Ihrer Kandidatur fordern Sie ihren Chef Thomas Wardin heraus. Wie ist das Arbeitsklima im Rathaus?
Super, es gibt keine Probleme mit meiner Kandidatur. Im Zuge der Haushaltsdiskussion arbeite ich sogar eng mit dem Bürgermeister zusammen, weil ich für die Planung des Haushaltes der Stadt Beelitz zuständig bin. Die Kämmerin war krank, eine weitere Kollegin im Urlaub. Da musste ich allein noch die letzten Wünsche einarbeiten.
und die sind nicht gerade gering. Der Bürgermeister hat angekündigt, dass in diesem Jahr insgesamt zwölf Millionen Euro in der Spargelstadt investiert werden sollen. Nicht nur, aber größtenteils aus eigenen Haushaltsmitteln. Wie sehen Sie das?
In meinen Augen ist die Summe unrealistisch. Ein Freibad für 3,3 Millionen, der Kita-Ausbau für 1,5 Millionen, die Dorfkern-Erneuerung in Wittbrietzen für 1,2 Millionen – und das sind nur die größeren Posten. Das alles kann man in einem Jahr nicht umsetzen – schon aus bautechnischer Sicht. Außerdem arbeiten wir im Moment mit einem vorläufigen Haushalt. Selbst wenn die Stadtverordneten ihn beschließen, muss die Kommunalaufsicht auch noch geplante Kreditaufnahmen von 3 Millionen Euro genehmigen.
Sie würden also lieber sparen statt weiter zu investieren?
Man muss erstmal die Pflichtaufgaben erfüllen. Die Fenstererneuerung in der Oberschule, Investitionen in Schulen und Kitas überhaupt sind viel wichtiger, um Beelitz für Familien attraktiver zu machen. Aber ein Freibad-Umbau für über drei Millionen Euro ist utopisch. In Berlin kann man so etwas vielleicht machen, dort wäre die Nachfrage groß genug. In Beelitz hätte eine kleine Variante für eine Million Euro gereicht. Man muss auch die Schlussbilanz des letzten Jahres mit einen sehr hohem Verlust betrachten.
In Ihrem Wahlprogramm fordern Sie einem Mentalitäten-Wechsel im Rathaus. Was stört Sie zurzeit?
Es kann zum Beispiel nicht sein, dass mehrere Aufgaben auf einzelne Leute übertragen werden. Verwaltung sollte Dienstleister sein, besonders im Hinblick auf die Wirtschaft. Im Gewerbeamt muss es einen konkreten Ansprechpartner geben. Im Moment ist das kaum möglich, die Mitarbeiterin ist noch für drei weitere Bereiche zuständig. In den Kitas arbeiten die Erzieherinnen am Limit. Ein-Euro-Jobber oder Praktikanten werden als Unterstützung eingesetzt, dass kann nicht die Lösung sein. Es sollte auch mehr Wert auf Weiterbildungen bei allen Beschäftigen gelegt werden. Azubis müssen wir bei entsprechenden Leistungen übernehmen. Es müssen auch im Kleinen Entscheidungen gefällt werden, nicht nur im Hinblick auf Investitionen.
Aber trotzdem hat sich doch seit der Wende viel getan in Beelitz, was nicht zuletzt das Verdienst des Bürgermeisters ist.
Seine Leistungen kann man ihm nicht absprechen und sollte sie würdigen. Mein erster Antrag als Bürgermeisterin an die Stadtverordneten wäre die Verleihung der Beelitzer Ehrennadel an Thomas Wardin oder die Benennung einer Straße nach ihm. Aber ein Wechsel an der Verwaltungsspitze ist nach 20 Jahren nötig.
Die Bürger kennen Sie als Spargelkönigin. Kommt Ihnen das zugute oder ist es hinderlich, wenn man sich um einen so verantwortungsvollen Posten bewirbt?
Ich werde natürlich darauf angesprochen und finde es nicht schlimm, es war eine schöne Zeit. In den Gesprächen stelle ich aber klar, dass Nadine Hofmann und nicht die Spargelkönigin kandidiert. Meine Ziele sind andere. Manche denken vielleicht, ich wäre noch zu jung. Aber mit meinen 30 Jahren habe ich ein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus in der Altstadt saniert, trage die Verantwortung für eine Familie und habe mehrere Jahre Berufserfahrung. Ich kenne die Verfahrensabläufe und Probleme und weiß, wie man es besser machen könnte. Außerdem bin ich eine echte Beelitzerin.
Ihre drei Gegenkandidaten sind von Parteien oder Wählergruppen nominiert worden, im politischen Raum hat sich niemand für Sie ausgesprochen. Auf wen können sie sich stützen?
Aus Gesprächen erhalte ich viel Zustimmung von Beelitzern, auch von meiner Familie und Freunden. Im Moment hat sich die Mehrheit der Stadtfraktionen für Herrn Knuth ausgesprochen. An der Wahlurne entscheidet aber jeder Bürger für sich – da kann eine Partei noch so oft sagen: Bitte wählen Sie unseren Kandidaten. Ich würde auch gar nicht zu einer Fraktion gehören wollen, das bringt nur Zwänge mit sich. In den anderen Kommunen haben es schließlich auch unabhängige Kandidaten geschafft – man blicke nur nach Seddiner See oder Michendorf.
Das Interview führte Thomas Lähns. An dieser Stelle werden bis zum Wahltermin am 7. März in loser Folge alle Beelitzer Bürgermeisterkandidaten befragt.
Nadine Hofmann, Jahrgang 1979, wuchs in Kanin auf. Sie besuchte die Grundschule Fichtenwalde und machte ihr Abitur am Beelitzer Gymnasium. Sie ist ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte und arbeitet seit 2002 in der Beelitzer Kämmerei. Hofmann sitzt im Personalrat der Verwaltung und spielt seit zehn Jahren Fußball bei der SG Beelitz, sitzt auch im Vorstand. Sie ist mit einem Soldaten verheiratet, beide haben eine einjährige Tochter.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: