Potsdam-Mittelmark: Erzeugergemeinschaft am Scheideweg
Gläubigerversammlung der insolventen Obst- und Gemüsezentrale am 20. April
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Werder - Rund 30 Obst- und Gemüsebauern vermarkten ihre Produkte als Kommanditisten der Obst- und Gemüsezentrale GmbH & Co. KG (OGZ) mit der Werder Frucht Vermarktungsgesellschaft. Jetzt ist die Glindower Erzeugergemeinschaft ins Trudeln geraten: Im Februar wurde das Insolvenzverfahren über die OGZ eröffnet. Bis zur Gläubigerversammlung am 20. April soll über das weitere Schicksal entschieden werden, sagte Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff gegenüber den PNN. Dann werde feststehen, ob „eine Sanierung und Fortführung des Geschäftsbetriebes oder aber dessen Einstellung und Abwicklung erfolgen wird“.
In der neun Jahre alten Gesellschaft soll es unterschiedliche Auffassungen zum Antrag auf Insolvenz gegeben haben, mancher fürchtet eine zusätzliche Verschlechterung der Situation. Insolvenzverwalter Brockdorff selbst hatte zuvor aber in einem Gutachten das Insolvenzverfahren empfohlen – die erheblichen Zahlungsschwierigkeiten der OGZ sind unstrittig.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist offenbar der gestiegene Energiepreis: Vor einem Jahr waren deshalb mit vier Gewächshausunternehmen bereits wichtige Mitgliedsbetriebe in die Insolvenz gegangen. Durch ihren Verkauf können sie jetzt zwar teilweise weiterarbeiten, die Produktionsausfälle rissen aber ein Loch in die Kasse der OGZ, wie es aus Unternehmenskreisen heißt.
Zweites Problem: Das Engagement in Polen. Mehrere polnische Gartenbaubetriebe sind vor zwei Jahren Mitglieder der OGZ geworden und vermarkten jetzt ebenfalls ihre Erzeugnisse unter dem Namen „Werder Frucht“ – sie tragen dem Vernehmen nach inzwischen bald zur Hälfte des Umsatzes von knapp 20 Millionen Euro bei. Das Engagement zog auch Investitionen nach sich. Doch der Bau eines Kühllagers in Lubin für 500 000 Euro war mit den hiesigen Gesellschaftern nicht abgesprochen und trägt nun aus der Sicht der Kritiker ebenfalls zur finanziellen Schieflage bei.
Den entstandenen Schulden stehen vier Millionen Euro Sachwerte und der unbeeinträchtigte Produktionssausstoß der Mitgliedsbetriebe gegenüber, wie es aus dem Unternehmen heißt. „Aus den Mitteln des Betriebsfonds konnten in den letzten Jahren bedeutende Investitionen im Bereich Sortierung, Aufbereitung und Lagerung von Obst und Gemüse getätigt werden“, bestätigt auch Insolvenzverwalter Brockdorff. „Diese Investitionen haben die Wettbewerbsfähigkeit der Brandenburger Produzenten unmittelbar am Markt gestärkt und einen Beitrag zur finanziellen Entlastung der Mitgliedsunternehmen geleistet.“ Jetzt sind sie gefragt, um die OGZ zu retten.
Ebenso die EU und das Land Brandenburg, denn insolvente Unternehmen können an sich nicht gefördert werden. Andererseits bildet die EU-Förderung eine erhebliche Einnahmequelle. „Ob eine Betriebsfortführung letztlich längerfristig umgesetzt werden kann, hängt u.a. davon ab, wie sich die födermittelvergebende Stelle des Landes Brandenburg positioniert und ob die Mitgesellschafter bereit sind, nennenswerte finanzielle Beiträge zum Erhalt der Schuldnerin zu leisten und ein Interesse daran haben, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten“, sagt Brockdorff. Dazu habe er bereits erste Gespräche aufgenommen.
Das von einem möglichen Aus der OGZ auch die Werder Frucht Vermarktungsgesellschaft in Mitleidenschaft gezogen wird, kann dessen Geschäftsführer Fred Wahnsiedler derweil ausschließen: „Die Erzeugerunternehmen bleiben ja bestehen.“ Auch Wahnsiedler geht zwar von einem Weiterbestand der OGZ aus. „Falls das nicht klappt, werden wir unsere Geschäftsbeziehungen auf anderer Ebene weiterführen.“ hkx
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