
© Thomas  Lähns
ZUR PERSON: „Es besteht immenser Gesprächsbedarf“
Bernhard Knuth will als Rathaus-Chef die Kommunikation zwischen den Beelitzern verbessern
Stand:
Für Ihre Kandidatur haben Sie prominente Fürsprecher: Andrea Meissner, Wolfgang Lippert und Herbert Köfer empfehlen Bernhard Knuth für die Wahl am 7. März. Lassen sich die Beelitzer davon beeindrucken?
Diese drei beurteilen ja nicht meine politische Kompetenz, sondern mich als Menschen – das ist mir viel wichtiger. Die Beelitzer sollen sich davon gar nicht beeindrucken lassen, wenn es mir darum ginge, hätte ich noch viele weitere Künstler gewinnen können. Auf den Flyern sollen die Bürger nur lesen, dass Menschen die mich lange und gut kennen, mich für fähig halten, eine Stadt zu leiten, und dass ich genug Energie, Kreativität und Beharrlichkeit habe, um diesem Posten gerecht zu werden. Aber ein bisschen stolz macht mich das schon.
Was befähigt Sie aus Ihrer Sicht zum Bürgermeister der Stadt Beelitz?
Ich habe eine gute Art, mit Menschen umzugehen. Ich kann zuhören, versuche die Menschen zu verstehen und ihnen zu helfen. Und ich habe viel Elan und freue mich darauf, mit all jenen, die ein Interesse am Fortkommen ihres Ortes haben, die nächsten Jahre in Beelitz zu gestalten. Entscheidungen will ich gemeinsam mit den Bürgern dieser Stadt und der Ortsteile treffen. Des Weiteren muss ich sagen: Wenn der Verwalter der örtlichen Geflügel-LPG es zum – nach eigener Einschätzung – „besten und erfahrensten Bürgermeister Brandenburgs“ geschafft hat, dann schafft ein Diplom-Optiker es allemal.
Sie haben sichtlich Spaß am Wahlkampf. Verläuft er so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Wir kämpfen fair miteinander und gehen nicht ins Persönliche. Für mich ist eine Kritik in der Sache auch wichtiger als die persönliche Konfrontation. Es macht mich auch stolz, wenn so viele Leute zu meinen Veranstaltungen kommen – in Fichtenwalde waren 130 Bürger da und haben zum Schluss gerufen „Yes, we can!“ Ich hatte gedacht, ich würde in kleinen Stammtischrunden mit einigen Bürgern sitzen – das Gegenteil ist der Fall. Und wenn dann noch so positive Reaktionen kommen, kann man doch froh sein.
Ihr Großplakat an der Kreuzung Berliner, Ecke Clara-Zetkin-Straße hat aber nicht nur Ihre Anhänger mobilisiert. Sie wurden vom Ordnungsamt gebeten, es abzunehmen. Das Plakat hängt noch.
Es bleibt auch dran. Was hinter dieser Aufforderung steht, ist ja allzu offensichtlich. Wir haben die Verordnungen studiert und festgestellt, dass das Plakatierungsverbot an Kreuzungen nur für kommunale Flächen gilt – diese ist jedoch privat. Ich habe meine Plakatierungen jetzt noch einmal formell bei der Stadtverwaltung angezeigt. Seitdem habe ich nichts mehr vom Ordnungsamt gehört. Ich kann schon ankündigen: Wenn es in die Stichwahl geht, wird es noch mehr Großplakate geben. Das jetzige an der Kreuzung ist doch sehr schön und bereichert die Ecke. Es hebt sich weit von den anderen ab, auch wegen der vielen Fotos aus den Ortsteilen. Das steht ja für etwas, und die Leute finden sich darauf wieder.
Welche Probleme tragen die Bürger an Sie heran?
Sie bemängeln zu wenige Kontrollen durch das Ordnungsamt, was Parkverhalten und Sauberkeit in der Innenstadt angeht. Auch das Wochenendhaus-Gebiet im Lärchenweg ist ein Thema: Es soll zurückgebaut werden, die Situation der Anwohner ist nach wie vor ungeklärt. Dann geht es um Projekte, die ohne Beteiligung der Bürger durchgeführt werden wie die Umgestaltung des Lustgartens. Da wird nach den Kosten und dem Sinn dieses großen Vorhabens gefragt. Den Leuten fehlen auch Begegnungsmöglichkeiten wie Parks. Kitas sind ein Thema und Spielplätze. Die Schulen würden gern die Region in ihre Arbeit einbinden, fühlen sich dabei aber allein gelassen. Die Kommunikation zwischen Bürgern, Verwaltung und Gewerbetreibenden ist zum Erliegen gekommen, das möchte ich dringend ändern.
Wie sieht es in den Ortsteilen aus?
Es tut mir zum Teil richtig weh, wie mit den Ortsteilen umgegangen wird. Zum Beispiel das Dorfgemeinschaftshaus in Salzbrunn: Die Bürger pflegen und erhalten es, die Stadt will aber die Schlüsselgewalt übernehmen. Es gibt so viele Projekte in den Orten, die man unterstützen muss. Die generelle Frage für die Menschen dort ist doch, was ihnen die Stadt Beelitz bringt. Wir haben Leerstand in der Innenstadt, keine attraktiven Geschäftsbedingungen, das Gewerbegebiet dümpelt vor sich hin. Da fällt es vielen leichter, sich schon vom Einkaufsverhalten her mit einer anderen Stadt zu identifizieren. Hier muss man dringend handeln.
Ihre Fraktion und die GFT lehnen den Haushalt grundsätzlich ab. Warum?
Es ist doch schon bezeichnend, wenn meine Gegenkandidatin Frau Hofmann als Verantwortliche in der Kämmerei die vielen Ungereimtheiten anspricht. Es besteht immenser Gesprächsbedarf. Ein Haushalt mit dieser Zahl an Investitionen sollte über zwei Jahre gestrickt werden, die Doppik gibt so etwas her. Dann hätten wir einen realistischen Zeitraum, um die Projekte zu realisieren. Der Haushalt muss überarbeitet werden, wobei man aber Projekte wie das Schwimmbad nicht mehr zurückdrehen kann. Die sind beschlossen und erste Aufträge sind bereits ausgelöst.
Was würden Sie anders machen?
Ich würde die Ortsbeiräte schon vor der Erstellung des Haushaltes anhören. Regelmäßige Treffen der Ortsvorsteher mit dem Bürgermeister sind sehr wichtig - im Moment aber leider die Ausnahme, Mit ihnen würde ich eine Prioritätenliste über mehrere Jahre erstellen und von den Stadtverordneten beschließen lassen, nicht zuletzt, um Zank und Streit im Vorfeld abzubauen. Auch auf die Bürger muss man zugehen. So könnte die Stadtverordnetenversammlung doch auch mal in den Ortsteilen tagen – allein schon wegen der Einwohnerfragestunde. Generell sollte man die Bürger einladen und nach ihrer Meinung fragen, schon wenn ein Projekt beginnt. Die Menschen haben so viele Ideen und die muss man sich anhören.
– Das Interview führte Thomas Lähns. An dieser Stelle werden bis zum Wahltermin am 7. März in loser Folge alle vier Beelitzer Bürgermeisterkandidaten befragt.
Bernhard Knuth, Jahrgang 1962, ist in Greifswald geboren. 1979 absolvierte er eine Lehre zum Augenoptiker. Es folgte ein Fachstudium. 1991 kaufte er ein Haus in Beelitz, eröffnete 1995 hier ein Geschäft. 1997 gründete Knuth den Kulturverein und übernahm 2007 einen alten Schmiedehof, den er mittlerweile saniert hat und für Veranstaltungen öffnet. Seit 2008 ist er Stadtverordneter (Fraktion Bürgerbündnis Beelitz) und Beelitzer Ortsvorsteher.
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