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Weihnachtsbaumsaison in Werder eröffnet: Es geht schon wieder los

Auf dem Tannenhof startet die bundesweite Weihnachtsbaumsaison. Noch kaufen vor allem Firmen. Der Baum vor dem Bundeskanzleramt in Berlin stammt schon seit Jahren aus Werder.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Jan Köcher ist von der schnellen Sorte. Eine halbe Stunde braucht er am Dienstag, um auf dem Werderaner Tannenhof sechs Weihnachtsbäume für seine Firma auszusuchen. Karin Lorenz stapft mit dem Mitarbeiter eines Berliner Labors durch die herbstlich-feuchte Plantage und markiert die ausgewählten Bäume, die in der kommenden Woche gefällt und ausgeliefert werden. „Das war zügig. Wir haben hier oft Familien, die Stunden brauchen und sich zwischendurch zerstreiten, eh sie ihren Wunschbaum gefunden haben“, so die Geschäftsführerin des Tannenhofs.

Am heutigen Donnerstag um 10 Uhr wird auf dem Hof in der Lehniner Chaussee 11 die deutschlandweite Weihnachtsbaumsaison eröffnet. „Wir wurden vom Bundesverband der Baumerzeuger ausgewählt, da die Eröffnung noch nie im Osten des Landes stattgefunden hat“, so Karin Lorenz. Als eines der Highlights wird Michael Preetz, Geschäftsführer von Herta BSC, einen Baum für das Brandenburger SOS-Kinderdorf aussuchen. Hertha hat eine Partnerschaft mit der Stadt Werder, zudem unterstützt der Tannenhof das Kinderdorf in Brandenburg/Havel seit Jahren mit Spendensammlungen auf dem Hof. Rund 1 400 Euro kamen dabei im Vorjahr zusammen.

Anderthalb Meter Nordmanntanne: 30 Euro

Etwa 20 000 Bäume werden jedes Jahr auf dem Hof und an den Verkaufsständen verkauft. Der Preis ist im Vergleich zu den Vorjahren stabil, eine eineinhalb Meter hohe Nordmanntanne kostet etwa 30 Euro. Jan Köchers Einkauf wird deutlich teurer: Allein die 3,50 Meter hohe Tanne für die Firmenterrasse kostet 190 Euro. Sie musste etwa dreizehn Jahre lang wachsen. Dazu nimmt die Firma noch fünf kleinere Bäume für Flure und Empfang. Es ist das zweite Jahr, dass der Labormitarbeiter die Bäume auf der Plantage aussucht. „Wir hatten vorher Bäume auf einem Berliner Stand gekauft, die haben dann nach drei Wochen schlapp gemacht“, so Köcher. Die frisch gefällten Bäume, die mit einer Art großer, motorisierter Gartenschere vom Stumpf abgeschnitten werden, würden deutlich länger durchhalten.

Es sind vor allem Firmenkunden, die derzeit Bäume bestellen. Und das zum Teil in enormen Größenordnungen: Allein für den Dessauer Weihnachtsmarkt liefert der Tannenhof rund 600 Bäume nach Sachsen-Anhalt. „An jeder Seite der Verkaufsbuden steht ja ein Baum, dazu kommen noch viele am Wegesrand und auf Plätzen“, so Karin Lorenz.

Zudem hat der Dessauer Markt eine Besonderheit: Statt eines großen Weihnachtsbaumes gibt es ein Gestell, in das 20 kleine Tannen gesteckt werden. Jede steht dann wie ein Zweig waagerecht ab. Doch auch echte große Bäume liefern die Mitarbeiter des Hofes derzeit aus, wie das elf Meter hohe Exemplar, das vor dem Hauptbahnhof in Brandenburg/Havel steht. Auch der Baum vor dem Bundeskanzleramt stammt seit Jahren aus Werder.

Stadt Werder will die eigenen Bäume nicht

Was die Geschäftsführerin jedoch seit Jahren etwas grämt: Die Stadt Werder kauft die Bäume, die vor dem Rathaus und an der Brandenburger Straße stehen, auswärts. „Nur der große Baum auf dem Strengfeld ist von uns“, so Lorenz. Der wird jedoch vom Gartenbauverein gesponsert, der dort seinen Wochenmarkt betreibt und in dem Karin Lorenz selbst Mitglied ist. Auch auf dem Strengfeld hat der Tannenhof einen Verkaufsstand, der Lorenz zufolge trotz der Konkurrenz des nahen Hofes jedes Jahr seine Verkaufszahlen steigere und zu den Ständen gehört, die am besten laufen. „Auf den Hof kommen Familien, die hier mehrere Stunden gemütlich verbringen und dabei einen Baum aussuchen wollen. Am Stand kauft eher der, der wenig Zeit hat“, so Lorenz.

Einige Kunden würden sogar anrufen und Lorenz bitten, einen „schönen Baum“ für sie auszusuchen. „Für mich ist das das Schlimmste.“ Schließlich verstehe jeder etwas anderes darunter – einer mag den Baum dicht und schmal gewachsen, der andere eher ausladend. „Ich stelle mir auch immer gleich vor, wo ich was von meiner Deko anbringen würde. Für große Kugeln ist da oft ein Baum mit kleinen Lücken im Bewuchs besser“, so Karin Lorenz. Ob sie auch den Baum fürs eigene Heim aussucht? „Nein. Wir nehmen meist einen bestellten, der nicht abgeholt wurde.“

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