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Der erste Schritt. Seit Kurzem ist das alte Brauhaus auf dem Wirtschaftshof saniert (Foto l.). Dort wurden Ferienwohnungen eingerichtet. Die Nachbargebäude, die alten Stallungen sowie das Logierhaus, sind noch unberührt. Historische Bilder zeigen, wie prächtig es früher rund um das Schloss aussah.

© Andreas Klaer, Bilder: Daniel Lindner, Gunter Lepkowski/SPSG

Capuths Schloss strahlt - doch der Wirtschaftshof verfällt: Es geht schöner am Schloss Caputh

Seit Jahren rottet der Caputher Wirtschaftshof vor sich hin. Ein Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schlosses ist bereits saniert. Jetzt erhöht das Rathaus den Druck auf die weiteren Eigentümer.

Von Eva Schmid

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Schwielowsee - Zur Linken das Schloss, herausgeputzt, mit prächtiger Fassade, auf dem Hof weit und breit kein Unkraut zu sehen. Zur Rechten die ehemaligen Wirtschaftsgebäude, mit üppigem Gestrüpp, verfallenen Bauten und großer Werbetafel vor dem Eingang, mit der versucht wird, die verkommene Anlage zu verbergen. Wer vor dem Lustschloss des ersten preußischen König Friedrichs in Caputh steht, dem sticht der Kontrast ins Auge. In Caputh hat man sich mittlerweile an den Anblick gewöhnt – viel zu lange schon rottet der sogenannte Caputher Wirtschaftshof neben dem Schloss vor sich hin. Doch damit soll Schluss sein.

Direkt neben dem Schloss Caputh entstehen Ferienwohnungen

Eines der drei verfallenen Gebäude, das ehemalige Brauhaus, ist wieder auf Vordermann gebracht worden. Zwei Jahre lang hat der Eigentümer, der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke, das zweistöckige Gebäude, in dem sich einst der Caputher Jugendklub befand, saniert. Wenn die Innenarbeiten abgeschlossen sind, stehen ab Ende April acht komfortabel eingerichtete Ferienwohnungen zur Verfügung, sagt Schielicke. Vor zwölf Jahren hatte er einst das baufällige Gebäude von der Gemeinde gekauft und sich mit der Sanierung Zeit gelassen. Fünf Jahre habe allein die Abstimmung mit den Behörden, vor allem den Denkmalpflegern, gedauert.

Ein Grund, dass jahrelang nichts auf dem Wirtschaftshof passierte, sind auch die schwierigen Eigentumsverhältnisse. Die Nachbarn von Schielicke sind ebenfalls Bauunternehmer. Dem Eigentümer-Duo Bruckner/Bauer aus Berlin gehören der Flachbau an der Stirnseite, die ehemaligen Pferdeställe sowie der Vorplatz. Auch sie hatten vor, den Wirtschaftshof touristisch zu entwickeln.

Abgeblitzt: Eigentümer des Kavalierhaus wollten ursprünglich den gesamten Wirtschaftshof kaufen

Die beiden Berliner Unternehmer haben 2002 auch das Kavaliershaus im Schlosspark saniert und zu einem Restaurant mit Pension ausgebaut. Ihre Idee für den Wirtschaftshof: Pensionszimmer, zusätzliche Gastronomie, eine Schloss-Rezeption, ein Einstein-Informationszentrum und öffentliche Toiletten. Im Kavalierhaus konnten sie nämlich nur sechs Gästezimmer unterbringen, zu wenig, wenn größere Feiern wie Hochzeiten oder Taufen anstünden. Doch ihr Angebot, die komplette Anlage neben dem Schloss zu kaufen, fiel durch.

Der Beelitzer Bauunternehmer Schielicke schlug zu und kaufte das Brauhaus. Auch er wollte von Anfang an ein Angebot für Touristen entwickeln. Einst war eine Pension, dann ein Hotel im Gespräch, jetzt sind es Ferienwohnungen geworden. Auch wenn er im Nachhinein die Pläne der beiden Berliner durchkreuzte, immerhin hat er nun den ersten Schritt gemacht und sein Gebäude saniert. Jetzt müssen seine Nachbarn nachlegen. „Ich bin zuversichtlich, dass es etwas Schickes wird, das Kavaliershaus haben sie ja auch gut hinbekommen“, sagt Schielicke.

Bis Juni sollen Besitzer aus Berlin Konzept für marode Gebäude vorlegen

Auch das Rathaus erhöht den Druck auf die Berliner Eigentümer. Bis Juni dieses Jahres sollen sie den Gemeindevertretern ein neues Konzept vorlegen. Es ist bereits das dritte: Mit zwei ihrer Ideen sind sie bisher in Schwielowsee gescheitert. Das macht die Kommunikation nicht leichter, spricht man Bauunternehmer Lorenz Bruckner darauf an, gibt er sich zugeknöpft. Er ist mittlerweile misstrauisch geworden, angesichts seiner Erfahrungen aus den vergangenen Jahren.

Die letzte Planung des Eigentümer-Duos für den Wirtschaftshof sah vor, die alten Stallungen zu Wohnungen und Büros auszubauen und eine Oldtimer-Remise zu errichten. Die Denkmalpfleger und die Schlösserstiftung machten ihnen einen Strich durch die Rechnung: Die geplante Aufstockung des Gebäudes sowie die Dachform gefiel nicht. Laut dem Sprecher der Schlösserstiftung, Frank Kallensee, habe der Entwurf „nicht dem an diesem sensiblen Standort wünschenswerten Duktus, der ja wesentlich durch erhaltene historische Bausubstanz geprägt ist, entsprochen“. Vielmehr sollten die historischen Proportionen, Dimensionen und Dachformen auch für die geplanten Neubauten gelten.

Bruckner und sein Partner starten jetzt einen weiteren Anlauf. Was sie genau planen, wollen sie noch nicht verraten. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, so Bruckner. Nur so viel lässt er durchsickern: Es wird sich wohl wieder um eine touristische Nutzung handeln. In wenigen Monaten werde die Planung konkreter – die Frist für das Kommunalparlament könnte gewahrt werden.

Drei Gebäude, drei Eigentümer: Auch der Schlösserstiftung gehört ein zerfallener Bau

Während zwei der insgesamt drei Wirtschaftsgebäude demnach auf gutem Weg sind, bleibt abzuwarten, wann die Sanierung des Logierhauses beginnt. Das Haus, das direkt an das Schloss angrenzt und im Besitz der Schlösserstiftung ist, sollte einst für Lagerräume genutzt werden. Denn im Caputher Schloss gibt es Platzprobleme. Stühle für Veranstaltungen blockieren einige Räume im Schloss, auch an Büroräumen mangelt es.

Zudem werde eine Behindertentoilette dringend benötigt, so der Vize-Kastellan Milko Jovic. Mit zusätzlichem Platz im noch maroden Logierhaus „könnten die Museumsräume erweitert werden“, so Jovic. Wann aber die Schlösserstiftung die Sanierung angehen wird, ist offen. Jüngst hat wie berichtet die Stiftung Förderung vom Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg zur Sanierung und zum Erhalt ihrer Bauten in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt bekommen. Ob Geld aus dem Budget – und wenn ja, wie viel – nach Caputh fließen könnte, ließ Stiftungssprecher Kallensee offen. „Derzeit führen wir Gespräche über die Eckpunkte der Kofinanzierung.“ Daher sei es noch zu früh, Aussagen zum Standort Caputh zu treffen. Klar sei aber, dass man an einer Lösung arbeite.

Dass es auf dem Wirtschaftshof nach jahrelangem Stillstand endlich vorangeht, das freut auch die Schlossverwalter. Immer wieder rümpfen Besucher die Nase, wenn sie an der verwilderten Anlage vorbeigehen, sagt der Vize-Kastellan. Wenn der Wirtschaftshof restauriert sei und dem historischen Ensemble entspräche, „dann erscheint die Anlage endlich in einem besseren Licht“. 

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