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Potsdam-Mittelmark: Es klappert die Mühle

Erstmals konnte die Beelitzer Bockwindmühle auch von innen besichtigt werden / Ausstellung geplant

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Beelitz - Aus der Ferne sahen die Flügel der Beelitzer Mühle am Wochenende aus wie ein X, was in der Müllersprache „kurze Pause“ bedeutet. Früher konnten von der Stellung der Mühlenflügel Nachrichten abgelesen werden – die Geburt eines Kindes, ein Todesfall oder der Besuch des Steuerfahnders. Über die Flügeldeutung will der Mühlenförderverein demnächst in einer Ausstellung informieren.

Das Mühleninnere konnte am Wochenende erstmals besichtigt werden, hunderte Interessenten nutzten die Gelegenheit. Zeitweise drang – wie ein Seufzer – ein röhrendes Geräusch nach draußen. Besonders wenn drinnen der Haferquetsche etwas Korn zugeführt wurde, vibrierten die Bohlen und die Becherwerke klapperten. Fast tänzelte die Mühle, doch zum Reigen fehlte am Wochenende noch der Wind, weshalb die Mühle per Motor betrieben wurde. Das bedauerte auch Müllermeister Ullrich Hyna. Er erzählte den Besuchern, wie beklemmend es in einer Mühle bei Gewitter werden kann, wenn der Wind seine Oktaven bläst und der Regen gegen das Fenster klatscht. „Manchmal glaubt man dann, dass die Mühle spricht.“

Neues und Erhaltenes fand beim Mühlenaufbau Verwendung. Der Hausbaum, der das Mühlenhaus trägt, stamme aus dem 15.Jahrhundert. Darüber der Mehlbalken, an dem noch Papierfetzen einer alten Mühlenverordnung haften. „Schon vor 100 Jahren lebte man mit Vorschriften“, schmunzelte Hyna und holte aus der Feise, dem Müllerbüro, eine gegossene Metallscheibe, auf der ein Hängelot, ein Mühlstein, Zahnräder und zwei Löwen mit dem Müllergruß „Glück zu!“ abgebildet sind – ein Stück für die Ausstellung. „Eine Art Museum wünsche ich mir“, schwärmte Ullrich Hyna, der in den letzten Wochen viele Geschichten über die Beelitzer Mühle hörte, die nun alle aufgeschrieben werden.

Vereinsmitglied Wolfgang Trebuth freute sich über die ersten Schrotgänge, „es duftet schon nach Korn“. Ist der Walzenstuhl fertig, könne man hier Industriemehl produzieren, um daraus dann Beelitzer Mühlenbrot zu backen. Zeitweise öffnete er für Besucher die Bütte, die den Mahlstein enthält. Durch Furchen wird das Gemahlene über ein Fallrohr in den Mehlsack geleitet. „Mühlentechnik ist sensible Handarbeit“, so Trebuth. Vier Vereinsmitglieder werden deshalb einen Müller-Lehrgang besuchen. Viel ist noch zu tun: die Transmissionsriemen sind zu umkleiden und ein Mahlstein muss bearbeitet werden. „Aber nächste Woche fahren wir hier auf Volldampf.“ Trebuth ist überzeugt, dass dann eine frische Brise die Flügel rauschen lässt. „Das Holz muss sich bewegen. Und es ist doch auch erst richtig schön, wenn die Räder knarren.“ Zum Gesamtkonzept sollen ab nächstes Jahr zudem auch ein Mühlengarten und ein Spargelhof gehören.

Am 9. und 10. September öffnet die Mühle zum Tag des Offenen Denkmals

Kirsten Graulich

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