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KulTOUR: Es muss gelacht werden Axel Hacke las in Kleinmachnow seine Geschichten

Kleinmachnow - Ein Stuhl, ein Mann, ein Stapel Bücher: Am Freitag gab sich der Feuilletonist und Buchautor Axel Hacke in den Kleinmachnower Kammerspielen die Ehre. Oder er gab sie dem Publikum im gut gefüllten Saal, viele kennen ihn.

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Kleinmachnow - Ein Stuhl, ein Mann, ein Stapel Bücher: Am Freitag gab sich der Feuilletonist und Buchautor Axel Hacke in den Kleinmachnower Kammerspielen die Ehre. Oder er gab sie dem Publikum im gut gefüllten Saal, viele kennen ihn. Er hat etwa tausend Alltags-Kolumnen, die „Streiflichter“ der Süddeutschen Zeitung, geschrieben, etliche Bücher, und ehrwürdige Preise bekommen. Er kann nicht nur mit dem berühmten Lächeln in den Augenwinkeln schreiben, auch seine Bühnenauftritte überzeugen. Die Leute wissen seinen sarkastisch-trockenen Humor einfach zu schätzen.

Von Loriot trennt ihn nicht etwa das Niveau eines bürgerlich-gehobenen Humors, nur die abgeleisteten Lebensjahre und ein paar Krümel Popularität. Kurzum, Axel Hacke hat noch einiges vor sich, schon deshalb, weil sich seine Texte und Alltagsgeschichten so wohltuend vom Comedian-Müll heutiger Zeit unterscheiden. Bei jenem darf gelacht werden, hier muss gelacht werden, ob man will oder nicht. So brauchte es am Freitagabend nicht viel, bis vielkehliges Gelächter von ganz tief innen das alte Gestühl der neuen Kammerspiele erschütterte, ungefähr zwei kurze Stunden entlang.

Als aufmerksamer Alltagsbürger ist Axel Hacke voller Geschichten, die er manchmal mit seiner etwas widerborstigen Frau Paola teilt, manchmal auch seinem Herzensfreund „Bosch“ anvertraut, einem sprechenden Kühlschrank aus den 50ern, der immer noch funktioniert, und der manchmal nur eine Flasche Rotwein in seinem Innern abkühlen möchte, was eigentlich niemand tut. Außer Hacke, er tat seinem Kumpel in einer Geschichte diesen Gefallen.

In diesen Geschichten ist Sinns und Hintersinnes viel, wenn auf ausländischen Speisekarten die neue Qualität der deutschen Sprache entdeckt wird, egal ob es nun um „beleckte Brettchen“ statt belegter Brötchen geht, im China-Restaurant das Gericht „Genießen Sie meine chinesische Cousine“ angeboten wird, oder statt Filetta in der Übersetzung „Ich schneide ein Gewinde zu grünem Pfeffer“. Deutsche Sprache – schwere Sprache, noch. Und natürlich ist seine Figur „Oberst von Huhn“, stets mit dabei, gleichfalls eine Fehlübersetzung der Gastronomie aus dem Irischen.

Hacke las auch aus seinem neuesten Buch „Fußballgefühle“, ein Glückstreffer für den DFB, denn durch eifriges Studium der Lektüre konnte die deutsche Mannschaft Weltmeister werden. Auch sonst geht es in dem Metier humorig zu: Hacke ordnete die Namen von Fußballern aus verschiedenen Ländern und Zeiten nach gewissen Rubriken, so gehören zur „medizinischen Abteilung“ nachweislich Kotzke und Kratz, Krebs und Kastrati, aus der strategischen kennt man die Verteidiger Blind, Lahm und Immobile, was „unbeweglich“ heißt. Als sicheres Sedativum empfahl der Ex-Fußball-Reporter, alle Namen der senegalesischen Nationalmannschaft aufzusagen.

Sonst hörte man von Namhaften wie Neuer und Alte, Marx und Engels, Schnatterer und Radau, und vielen anderen. Eine illustre Gesellschaft! Da geht es nun gar nicht anders, da löst sich der Satz „Humor ist, wenn man trotzdem lacht!“ von selber ein. Auch bei den anderen Geschichten, Paradoxa und Schnurren dieses honorigen Autors, allesamt lesens- wie hörenswert. Gerold Paul

Gerold Paul

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