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Potsdam-Mittelmark: „Es wächst kein Gras mehr“

Durchschnittliche Getreideernte in der Mittelmark, doch Engpass beim Futter

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Potsdam-Mittelmark - Hochdruck in der Landwirtschaft: Die fünf Mähdrescher der agro Saarmund rollten und rollen bis in die späten Abendstunden – auch am Wochenende, um das durch die Hitze früher reif gewordene Getreide einzubringen. Die Gerste ist erledigt, nun auch der Hafer, beim Roggen ist der größte Teil geschafft, gleich danach ist der Weizen an der Reihe. „Das gute Wetter müssen wir nutzen, um das, was gewachsen ist, einzubringen, ohne dass Trocknungskosten entstehen“, so Eberhard Schulze, Geschäftsführer beim mittelmärkischen Kreisbauernverband. Der straffe Ernteeinsatz bei sengender Hitze bedeute für die Bauern jedoch eine enorme körperliche Belastung.

Beim Winterroggen, mit einer Anbaufläche von 20 662 Hektar die meist verbreitete Getreideart in der Mittelmark, ist die Ernte so gut wie eingefahren. Mit 35 Dezitonnen je Hektar sei ein durchschnittlicher Ertrag erzielt worden, so Schulze. Dem Weizen, der Gerste und dem Roggen hätten Sonne und Hitze nicht geschadet, hier verzeichnen die Bauern durchschnittliche Ernten. Bei der Wintergerste werden derzeit Erträge von 40 bis 50 Dezitonnen je Hektar eingefahren. Normale Werte, wie Schulze sagt. „Der Hafer hingegen hat gelitten, der Mais sei kaum zu retten, auch die Kartoffel-, Zuckerrüben- und Sonnenblumenernte werde katastrophal ausfallen.

„Die Maiskolben wachsen gar nicht", klagen die Bauern der agro Saarmund, die bei diesen Pflanzen mit einem Ernteausfall von 50 Prozent rechnen. Vornehmlich im Nudower Raum und bei Stahnsdorf wurden Mais und Sonnenblumen angebaut.

Sorgen gibt es auch mit dem Grünland, das für die 800 Kühe der Saarmunder Genossenschaft wichtig ist. Etliche Wiesenflächen sind grau geworden, „Wir müssen schon zufüttern. Mit Silage und Heu, das eigentlich als Winterfutter vorgesehen war“, betont Produktionsleiterin Renate Schulze. „Die Futterreserven sind gefährdet“, bestätigt auch Eberhard Schulze vom Kreisbauernverband. „Es wächst kein Gras mehr“, so dass der zweite und dritte Schnitt für beispielsweise Klee und Luzerne ausfällt. Etwa 4500 Hektar sind davon betroffen.

Probleme erwartet Schulze auch für die Biogasanlagen, die in den vergangenen Monaten in Betrieb gegangen sind oder die demnächst produktionswirksam werden sollen. „Gut möglich, dass nicht ausreichend Biomasse zur Verfügung steht“, so Schulze. Vor allem Mais und Grassilage sollen für die Vergasungprozesse zur Verfügung stehen – „das wird problematisch“, so die Prophezeiung aus dem Bauernverband. Denn zum einen wird die Maisernte ohnehin dürftig ausfallen. Zum anderen wird Maissilage verfüttert, was – und hier schließt sich der hitzige Kreislauf dieses Sommers – wegen der vertrockneten Ackerfutterflächen der Fall sein wird.

Ende Juli wird die Ernte der Halmkulturen auch auf den Feldern des Landesamtes für Landwirtschaft und Flurneuordnung zwischen Güterfelde und Stahnsdorf abgeschlossen sein. „Der Auftakt war eigentlich ganz normal, aber dann kam es ziemlich heftig“, meint Dr. Gert Barthelmis, Chef des Sortenwesens, der von einem Absterben der Maipflanzen spricht. Wertvoll ist für die Forscher der Blick auf die von Hitze und Trockenheit geprägten Bodenstrukturen. „So ist leicht erkennbar, wo zum Beispiel die Erde mit einem Kieslager durchsetzt ist“, so Gert Barthelmis.

In Teltow wird Biobauer Axel Szilleweit trotz Hitze und Trockenheit in diesen Tagen mit der Aussaat der Teltower Rübchen beginnen. „Natürlich muss ich kräftig wässern“. Möglich ist es, weil er auf seinem Acker an der Ruhlsdorfer Straße eigene Tiefbrunnen hat, die auch bei den anderen Kulturen für Wachsen und Gedeihen sorgen. pek/Jo

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