zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: „Es war wie ein Rausch!“

40 Kilo Erdbeeren gepflückt und abtransportiert

Stand:

Groß Kreutz – „Eigentlich wollte ich nur ein paar Kilo Erdbeeren pflücken, um Marmelade daraus zu kochen. Als Arbeitsloser ist man nun mal knapp bei Kasse. Aber dann war es wie ein Rausch“, schilderte Alfons A.* (64) vor Gericht. 40 Kilo erntete der nächtliche Eindringling am 26. Mai in einem Neu Bochower Gewächshaus, sortierte die Beeren fein säuberlich in acht Stiegen zu je fünf Kilogramm und lud sie in seinen am Feldrand geparkten Fiat. Doch Alfons A. hatte die Rechnung ohne den neuen Besitzer der Gärtnerei gemacht. Den wurmten die ständigen Verluste, denn offensichtlich bedienten sich auch andere Hungrige an dem Ertrag. Er legte sich mit seinem Mischlingshund auf die Lauer, ertappte den Langfinger auf frischer Tat. Gestern wurde Alfons A. wegen besonders schweren Diebstahls zu sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.

„Ich habe den Zaun nicht niedergetreten, wie es in der Anklage steht. Da sind überall Lücken drin. Und ich bin auch nicht gewaltsam in das Gewächshaus eingedrungen. Das war überhaupt nicht verschlossen“, stellte der Angeklagte zu Prozessbeginn klar. „Für den Beerenklau möchte ich mich entschuldigen. Das war nicht in Ordnung.“

Joachim B. (58), seit zwei Jahren Eigentümer besagter Gärtnerei in Neu Bochow, versicherte im Zeugenstand: „Das Grundstück ist mit einem Maschendrahtzaun gesichert. Der ist 1,50 Meter hoch, und ich achte auch darauf, dass er einigermaßen dicht ist. Schließlich weiden dort Schafe. Wäre der Zaun beschädigt, würden die Tiere auf die Straße laufen. Man muss schon über den Zaun steigen, um auf das Grundstück zu gelangen“, so der Zeuge. Dass sich zur Erntezeit hier Fremde herumtrieben, stand für ihn bald fest. Joachim B. hielt die Augen offen, entdeckte eine weggeworfene Taschenlampe, verstreute Erdbeeren und schließlich auch den Angeklagten. Der gab beim Anblick des Besitzers Fersengeld. Doch die alarmierte Polizei stellte ihn bald. Neben dem Diebesgut fanden die Beamten im Auto von Alfons A. auch einen Bolzenschneider.

„Wir arbeiten von früh bis spät, und dann kommen irgendwelche Leute und machen alles zunichte“, empörte sich der Gärtnereibesitzer. „Das war sehr gute Ware, die Sie gepflückt haben. Für diese Menge brauchen meine besten Leute zwei Stunden.“ Alfons A. gab sich reumütig, versicherte, so etwas komme bestimmt nicht wieder vor. Da er inzwischen Zeitungen austrage, habe sich seine finanzielle Situation ein wenig gebessert. „Jetzt kann ich mir regelmäßig Essen kaufen. Ich werde die Chance der Bewährung nutzen“, versicherte der Mann. Ob er seine Freiheit weiter genießen kann, liegt allein an ihm. Alfons A. hat ein ellenlanges Vorstrafenregister, saß auch schon im Gefängnis. Im Jahr 1994 begann er seine kriminelle Karriere mit einem Diebstahl. Dann folgten Beleidigung, Körperverletzung, Betrug, Sachbeschädigung, umweltgefährdende Abfallbeseitigung. Und immer wieder machte er lange Finger. Jetzt stellte ihm das Gericht einen Bewährungshelfer an die Seite. (*Name geändert.) Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })