
© Christian Griebel
Potsdam-Mittelmark: Explosionsgefahr in Ferch
Wegen eines Gaslecks mussten Anwohner Häuser verlassen und die Ortsdurchfahrt abgeriegelt werden
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Schwielowsee - Höchste Explosionsgefahr am Mittwoch in Ferch: Bei Leitungsarbeiten hat ein Baggerfahrer eine Gas-Hochdruckleitung aufgerissen, das Gas strömte ungehindert aus. Das alte Rohr war in den Bestandszeichnungen nicht dokumentiert. Als der Bauarbeiter versuchte, das Leck notdürftig mit Erde zu verschließen, wurde eine Abwasserleitung beschädigt. Das Gas suchte sich daraufhin seinen Weg durch das Abwassernetz in die umliegenden Häuser.
Ein gutes Dutzend zumeist älterer Anwohner im Grünen Weg, im Mühlengrund und in der Fercher Waldstraße mussten ihre Häuser verlassen, sie wurden im Feuerwehrdepot untergebracht und mit Essen versorgt. Vor Ort kümmerten sich auch ein Notarzt und ein Mitarbeiter des Rettungswesens vom Landratsamt um die Betroffenen. Mit dem Mühlengrund wurde die Fercher Ortsdurchfahrt zwischen Potsdamer Platz und Glindower Weg von 9 bis 14.30 Uhr komplett gesperrt. Auch der Busverkehr war betroffen.
Die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Ferch, Geltow und Caputh versuchten anfangs zu verhindern, dass sich das Gas durch das Abwassernetz weiter ausbreitet. Die Straßenbeleuchtung und andere Medien wurden abgeschaltet. Über einen Gully konnte die Leitung verschlossen werden, sodass das Gas nun nach draußen strömte. Der Geruch war in weiten Teilen des Ortes wahrzunehmen.
In einem Sperrkreis um die Havariestelle durfte nicht geraucht werden, selbst die Handys mussten ausgeschaltet werden. „Der elektrische Impuls einer WhatsApp kann in einer solchen Situation bereits zur Explosion führen“, wie angereiste Spezialisten vor Ort warnten. Es drohte eine gewaltige Explosion, die Stimmung im Mühlengrund war entsprechend angespannt. Selbst der PNN-Fotograf durfte wegen der Explosionsgefahr nur mit einem Teleobjektiv aus weiter Entfernung die Havariestelle fotografieren.
Gegen 13 Uhr konnten dann die Sondereinsatzkräfte von der Teltower Berufsfeuerwehr, der Netzbetreiber und ein Havariedienst den Gasaustritt am Leck stoppen. „Aufgrund von nachströmendem Gas wurden die Evakuierungsmaßnahmen teilweise noch etwa eine Stunde aufrechterhalten“, sagte ein Polizeisprecher. Die Reparaturarbeiten an den Rohrleitungen dauerten bis zum Abend an.
Anlass der Tiefbauarbeiten sei die Abwassererschließung der Fercher Waldstraße gewesen, wie es aus dem Rathaus hieß. Sie sollte im Mühlengrund ans Netz angedockt werden. Die Arbeiten dazu hätten gerade erst begonnen. Dass bei solchen Arbeiten alte, nicht dokumentierte Leitungen auftauchen, komme leider immer wieder vor.
Dass eine solche Situation ernst zu nehmen ist, zeigt ein aktueller Fall: Vor vier Wochen waren bei einer Gasexplosion in Harthausen (Rheinland-Pfalz) 16 Feuerwehrleute teils schwer verletzt worden. Dort war auf dem Gelände eines Flüssiggashandels ein Lkw in Brand geraten, der Schaden ging in die Millionen. Der Knall war noch 30 Kilometer entfernt in Ludwigshafen und Mannheim zu hören. Im Rathaus Ferch war man gestern erleichtert, dass die Havarie noch mal glimpflich abgegangen ist. (mit cg)
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