Potsdam-Mittelmark: Fahradklingel und Posaune
Der Fahrradsonntag hat sich etabliert und verbindet gekonnt Natur, Kultur und Familienfreundlichkeit
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Schwielowsee - Hunderte Radler machen sich mit lautem Geklingel auf den Weg von Geltow rund um den See, der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Werder (Havel) spielt dazu ein Ständchen. Nach 15 Jahren hat sich der Fahrradsonntag am Schwielowsee etabliert. „Wir wollen die Schönheit unserer Region mit dem Fahrrad genießen“, sagt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) und radelt voran.
Die blauen Luftballons des Tourismus-Vereins flattern vor allem an Kinderrädern. „Es ist doch das Schönste, wenn eine Familie mit Kindern an so einem Tag in der Natur zusammen sein kann“, umschreibt Hoppe das Ziel des Rad-Rundkurses. Alle Generationen sind der Einladung der Gemeinde Schwielowsee gefolgt. Die Kleinsten schlafen auf den Kindersitzen. Vorschulkinder strampeln zwischen Oma und Opa kreuz und quer durch den Wald.
Von der Baumgartenbrücke führt diese erste Etappe Richtung Caputher Gemünde. Noch ist es eng, noch stauen sich Kinderräder, Klappräder und Rennräder auf dem hervorragend ausgebauten Streckenabschnitt. Nur einzelne ältere Herrschaften legen die Strecke mit dem Elektrorad zurück. Was auf dem Markt zu finden ist, bewegt sich rund um den See: Falträder ebenso wie Tandems oder exklusive Tourenräder.
Die Schwielowsee-Tour ist eine kleine Schnitzeljagd, oder besser gesagt: Kuchenjagd. Auf den Etappen zwischen Geltow, Caputh, Ferch und Petzow nutzen Vereine und Initiativen den Sonntag, um für sich und die Landschaft zu werben. Sie warten mit Kaffee und Kuchen auf, mancherorts mit Boulette und Bratwurst, und immer ist die Verpflegungsstation mit Musik verbunden. Nur auf der Fähre über das Gemünde schnurrt ein Motor statt eines Basses. Zur Begrüßung reicht der Fährmann ein Glas Sekt oder Saft.
Der Förderverein der Albert-Einstein-Grundschule Caputh bewirtet das Feld an der dritten Station. 30 leckere Kuchen haben die Mütter der Schulkinder gebacken, die jetzt gegen eine Spende verkauft werden. Dieses Prinzip gehört zum Fahrradsonntag: viel Ehrenamt, viel Engagement in den Orten, dafür gibt es von den Radfahrern Anerkennung und Bares. „Vom Erlös kaufen wir für die Schule Spielgeräte“, erläutert Konrektorin Monika Neitze. Neue Pedalos, Reifen oder Stelzen sollen angeschafft werden.
Aber nicht nur Ausflügler nehmen das kulinarische Angebot an. In Caputh wie in Ferch kommen auch Einheimische zum Kaffee oder Mittagstisch vorbei. Sie spazieren durch den Ort und nehmen das kulinarische Angebot gerne mit nach Hause. In Ferch, wo sich das Kulturforum Schwielowsee am Backofen präsentiert, ist bereits am Morgen die Nachfrage nach frisch gebackenem Brot groß.
Für die Vereine ist der Aufwand für einen Tag groß. Schatzmeister Hans Kürth ist am Vortag schon früh um 8 Uhr am Ofen gewesen und hat mit dem Vorbereiten von 60 Broten begonnen: Zwei Tage hat der Verein je 30 Brote im Ofen gebacken, Stände aufgebaut, Personal organisiert. Das gespendete Geld für Schmalzstullen und Quarkschnittchen bleibt am Ort. „Am Ofen ist immer etwas auszubessern“, sagt Kürth und weist auf eine helle Stelle hin. „Das Dach ist undicht, das muss mal wieder repariert werden.“
Der Corso der Radfahrer hat sich bis dahin schon auseinandergezogen. Handwebereimuseum Geltow, Schießstand Flottstelle, Schloss Caputh, Havelländische Malerkolonie in Ferch: Für viele Famlien ist die Radtour ein willkommener Anlass, touristische Anlaufpunkte rund um den See wahrzunehmen – Museen, Konzerte, Feuerwehr-Vorführungen. Bis zum Sanddorn-Garten in Petzow, wo wieder Dixieland erschallt, oder zum Schlosspark, wo das Landespolizeiorchester aufspielt, bleiben Zeit und gute Radwege, Musik und Natur zu erfahren.
Für die Gemeinde Schwielowsee ist der Sonntag neben dem Fährfest die zentrale Tourismus-Veranstaltungen, betont Bürgermeisterin Hoppe. 3000 Euro habe die Gemeinde bereitgestellt. Knapp 2000 Gäste seien wie in den Vorjahren dem Aufruf zur Kultur in der Natur mit einer Fahrradtour gefolgt.
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