Potsdam-Mittelmark: Fahrrad statt S-Bahn
Stahnsdorf plant einen Radweg auf der Freihaltetrasse zwischen Potsdamer Allee und Güterfelder Damm
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Stahnsdorf - Auf zwei Rädern nähert sich Stahnsdorf der S-Bahn. Auf der für die Bahn freigehaltenen Trasse soll ein Fahrradweg entstehen, der Stahnsdorf mit dem Teltower S-Bahnhof auf der einen und der alten Friedhofsbahn auf der anderen Seite verbindet. Am Dienstag wurde im Bauausschuss über die neuen Pläne zum B-Plan Nummer 7 zwischen der Potsdamer Allee und dem Güterfelder Damm informiert. Statt einer vorläufigen Bus- und Radverbbindung, wie zuletzt geplant, soll nun ein Grünzug mit 3 Meter breitem Radweg entstehen.
Das Signal, welches Gemeindevertreter und Verwaltung geben wollten, war klar: Soll überhaupt noch der Ringschluss über Stahnsdorf gelingen, dann müsse die Gemeinde endlich Tatsachen schaffen. Das bevor noch mehr Gartenlauben oder Swimmingpools auf den Grundstücken entstehen, die für die S-Bahntrasse beschnitten werden müssten und immer mehr verärgerte Bürger der neu gegründeten Interessengemeinschaft gegen die Freihaltetrasse beitreten. Denn schon die Pläne, auf der Trasse zunächst Busse fahren zu lassen, hatten massive Proteste ausgelöst und das Vorhaben letztlich gekippt.
„Können wir es uns leisten, es nicht zu machen?“, fasste deshalb Jürgen Böhm (Wir Vier) die Diskussion um die Finanzierung der Kompromisslösung Radweg im Ausschuss zusammen: Handele man nicht, werde es später noch teurer. Darauf wies auch Bauamtsleiterin Ute Stelter hin: Die Gemeinde werde versuchen, die betreffenden Flächen zu erwerben. Doch das wird kosten. Denn viele Grundstücke auf der Trasse gehören der Deutschen Bahn und die ist nicht daran interessiert, dort eine S-Bahn zu betreiben, wie Bahn-Sprecher schon oft bekräftigten. Stattdessen wollten sie Höchstpreise für ihre Grundstücke erzielen, sagte Stelter. Wie teuer das Projekt also insgesamt wird, ist noch unklar.
Entstehen soll der Weg zwischen der Bahnhofs- und der Friedrich-Naumann-Straße auf einem zehn Meter breitem Grünstreifen, so verschwenkt, dass keine Bäume gefällt werden müssen. Alle im Bereich des B-Plans mit Baugenehmigung errichteten Anlagen sollen Bestandsschutz erhalten. Später würde der 10 Meter breite Streifen für einen eventuellen Straßenbahn- oder eingleisigen S-Bahnbetrieb ausreichen. Zunächst soll der Fahrradweg von der Potsdamer Allee über die Bergstraße bis zum Güterfelder Damm und weiter bis zum Grünen Weg führen und könnte auf Teltower Gebiet bis zur Iserstraße und zum S-Bahnhof verlängert werden – also auf der geplanten S-Bahntrasse verlaufen und vorab für Akzeptanz bei den Bürgern sorgen.
Das hält Marina Kluge, von der Interessengemeinschaft B-Plan 7, für fraglich. Für sie sind die Pläne „Humbug“. Viel zu eng seien die neuen Häuser über die Jahre an die Trasse gebaut worden. Selbst in Teltow fahren zu wenige mit der S-Bahn. Nie, so sagt Kluge, wird es einen Investor für die Bahnverbindung geben. Rund ein Drittel ihrer Grundstücksfläche müsste Kluge für Radweg mit Grünstreifen abgeben. Insgesamt wären 200 Grundstücke im Bereich des B-Plans von der Trasse betroffen. „Warum also überhaupt etwas planen, was so viele Stahnsdorfer beeinträchtigen würde.“ Akzeptanz erzeugen auch die neuen Pläne zumindest bei ihr nicht.Tobias Reichelt
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