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Rutschpartie: Training auf nassem Asphalt in Linthe.

© Steffi Loos/dapd

Potsdam-Mittelmark: Fahrspaß mit pädagogischem Zeigefinger

Seit zehn Jahren können Fahrer im ADAC-Fahrsicherheitszentrum Linthe ihr Können testen

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Linthe - „Gas, Gas, Gas!“, ruft Frank Burdach in sein Funkgerät. Der Fiat Panda kreist auf der 50 Meter langen Asphaltrunde wie auf einer Umlaufbahn. Wasser spritzt, das Auto rutscht über die nasse Piste. „Und jetzt geh mal an die Kupplung ran“, fordert Burdach. Er ist einer von 60 Trainern, die auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrum Berlin-Brandenburg in Linthe Auto- und Motorradfahrern zu mehr Sicherheit verhelfen. Rund 300 000 Fahrer haben seit der Eröffnung des Übungsareals vor zehn Jahren laut GeschäftsführerPhilipp Dressel dort Fahren trainiert.

Auf den 25 Hektar direkt an der Autobahn 9 – eine Dreiviertelstunde südlich der Berliner Stadtgrenze – gibt es ausreichend Platz, um rasante Kurven zu fahren, Vollbremsungen zu vollziehen, Rutschpartien auf nasser Fahrbahn oder andere Manöver zu riskieren, die im normalen Straßenverkehr gefährliche Folgen haben könnten. Auf insgesamt sechs Kilometern Länge sind verschiedene Parcours so präpariert, dass riskante Situationen aus dem wahren Verkehrsalltag simuliert und das Fahrverhalten getestet werden kann. Schrecksekunden und Panikattacken sind gewollt und Teil der Übung.

„Erstes Ziel ist, erst gar nicht in eine Gefahrensituation zu kommen, sondern diese vorzeitig zu erkennen und zu verhindern“, erläutert Dressel. Erst im zweiten Schritt gehe es darum, die Situation zu meistern. „Und das Gute an der Anlage hier ist, dass man riskante Manöver trainieren kann, ohne dass Schaden entsteht“, sagt Dressel. Wie sich die Arbeit des Fahrsicherheitszentrums auf das tatsächliche Unfallgeschehen auswirkt, vermag Dressel nicht zu sagen. „Ich bin aber der festen Überzeugung, dass dieses Training wie im Sport zu einer Verbesserung fühlt“, sagt er weiter.

In einer Studie des Deutschen Verkehrssicherheitsrates wird davon ausgegangen, dass reduzierte Unfallzahlen durch ein Fahrsicherheitstraining allein nicht zu erwarten seien. Gesteigert werde jedoch das Gefahrenbewusstsein, was ein verringertes Unfallrisiko zur Folge habe. Daher sind Fahranfänger eine besondere Zielgruppe, die durch das Sicherheitszentrum angesprochen werden sollen. Neben jungen Menschen zählen Dressel zufolge Berufskraftfahrer und Senioren zur speziellen Kundenklientel, die für Trainingskurse die Anlage nutzen.

Doch neben dem verkehrspädagogischen Zeigefinger geht es auf den 14 verschiedenen Parcours auch um Freizeitspaß. Vor allem das Offroad-Gelände ist mit seiner Wald- und Bergsektion eine 3,5 Hektar große Spielwiese für alle allradgetriebenen Fahr-Abenteurer. Steigungen von bis zu 60 Prozent und Wasserfälle verlangen durchaus fahrerisches Geschick.

Ihre Gelände-Fahrkünste testen aber nicht nur Besucher, die sich auf eine Jeep-Safari vorbereiten und mal abseits des städtischen Asphaltdschungels Abwechslung erleben möchten. „Auch das Rot-Kreuz-Corps der Bundeswehr hat sich hier auf seinen Afghanistan-Einsatz vorbereitet“, berichtet Dressler. Über zu wenig Arbeit in den nächsten zehn Jahren macht sich der Geschäftsführer keine Sorgen: „Autofahrer wird es immer geben. Und für die eigene Fahrsicherheit kann man nie genug tun“.Peter Könnicke

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