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DasWAR“S: Fahrtwind und Schwedenhappen

Wie Peter Könnicke die Halbzeitpause überbrückte

Stand:

Man schafft es von der ukrainischen Fun-City am Potsdamer Luisenplatz nach Kleinmachnow in etwas mehr 17 Minuten. Die Nuthe-Schnellstraße muss dazu frei sein und man braucht eine grüne Welle. Am Dienstag war so ein Tag. Deutschland führte gegen Ecuador zwei zu null und ich sah mich bereits in Autokorsos feststecken, wenn ich erst nach dem Spiel losfahren würde. Daher beschloss ich, die Halbzeitpause zu nutzen. So fuhr ich auf die Schnellstraße, während unsere Nationalspieler noch in der Kabine saßen und Klinsi gerade Lukas Podolski ermahnte, noch mehr aus der Bewegung zu kommen. Ich selbst war super gut in Bewegung: Ich würde im „Alfred“s“ am Kleinmachnower Rathausmarkt die zweite Halbzeit gucken und pünktlich bei meinem 18-Uhr-Termin sein.

Eigentlich dürfte mir kein Auto begegnen, an dem eine dieser schwarz-rot-goldenen Fahnen weht. Wer sein Auto patriotisch beflaggt, muss jetzt vorm Plasmabildschirm sitzen. Doch ich sah mehr Fahnen im Fahrtwind als ich dachte. Vor allem vorm Baumarkt links der Schnellstraße leuchtete es schwarz-rot-gold. Ganz offensichtlich hatte der Fußballwahn die deutsche Heimhandwerkerseele noch nicht erobert. Aber spätestens ab dem Achtelfinale wird es in Deutschlands Baumärkten, zwischen Sanitärabteilung und Holzzuschnitt, menschenleer sein. Wahrscheinlich waren die Autofahrer am Dienstag ohnehin nur im Baumarkt, um sich eine robuste Rehling und anderes Zubehör zu kaufen, weil sie sich heute nach dem Sieg über Schweden großformatige Deutschland-Banner aufs Dach flanschen.

Mich stört das nicht. Auch bei uns wird unbekümmert Flagge gezeigt. Mein Sohn trägt ein nationalfarbenes Podolski-T-Shirt. Auf dem Schulweg haben sie ihm vorgestern an der Bushaltestelle zugejubelt: „Weiter so Lukas!“ Inzwischen hat er sein Outfit vervollständigt: Gestern kam er mit schwarz-rot-goldenen Ringelsocken zum Frühstück.

17 Minuten und 38 Sekunden nach Kleinmachnow sind für mich Rekord. Ich war rechtzeitig da, bevor Podolski super aus der Bewegung kam und das Drei zu Null machte. Das „Alfred“s“ bietet leckere Fußballkost. Die „Ukrainische Soljanka“ hatte ich allerdings schon zur ersten Halbzeit. Und die „Schwedenhappen“ sollte man erst heute probieren. Also bestellte ich einen Kaffee. Die zwei älteren Herren neben mir orderten – brav deutsch – „zwo Bier und zwo Korn“. Als das Spiel aus war, setzte mir einer von ihnen sein weißes Basecap und befand: „Nur so gewinnt Deutschland.“ Die Kappe sah nicht wirklich wie ein Fanartikel aus. Eher wie eine Malermütze aus“m Baumarkt.

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