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Aus dem GERICHTSSAAL: Falschen „Onkel“ angeklagt Teltower Rentner wurde um 17 000 Euro geprellt

Teltow – Josef C. (34) wiegt augenscheinlich rund 150 Kilo, handelte vor Jahren ambulant mit Haushaltwaren und ist unter anderem wegen Betruges vorbestraft.

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Teltow – Josef C. (34) wiegt augenscheinlich rund 150 Kilo, handelte vor Jahren ambulant mit Haushaltwaren und ist unter anderem wegen Betruges vorbestraft. Ein Foto des dem Volk der Sinti und Roma Angehörenden befindet sich in der „Zentralen Betrügerkartei“ des Bundeskriminalamtes. Das brachte ihn nun erneut auf die Anklagebank.

Doch der Reihe nach: Im Jahr 2005 wurde der Teltower Erich S. von vermeintlichen türkischenTeppichhändlern um 17 000 Euro geprellt. Der Rentner erstattete Anzeige bei der Polizei. Die legte ihm mehrere Bilder beleibter Herren vor. Der 68-Jährige soll auf das Konterfei von Josef C. getippt und erklärt haben, dies sei zweifelsfrei jener „Onkel“, der 5000 Euro von ihm gefordert habe.

„Ich habe gesagt, er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Türken, der mich zu Hause aufgesucht hat. Aber ich habe mich nicht festgelegt“, stellt der Rentner nun im Zeugenstand klar, betrachtet den Angeklagten dann eingehend. „Der Herr, der mich besuchte, wog zwar auch ungefähr drei Zentner, aber er war bedeutend älter.“ Josef C. beteuert: „Ich kenne den Mann ebenfalls nicht. Ich habe ihn heute zum ersten Mal gesehen.Und mit Teppichhandel habe ich nichts zu tun.“

Laut Anklage soll sich Josef C. dem Teltower Rentner gegenüber als Onkel eines gewissen Erdan ausgegeben haben. Jener Erdan hätte in Berlin ein Teppichgeschäft eröffnen wollen, zur Auslösung eines Containers mit Ware aus dem Hamburger Hafen allerdings noch 32 000 Euro benötigt. Die habe Josef C. eintreiben sollen.

„Der korpulente Mann hat 5000 Euro von mir gefordert. Als ich ihm sagte, ich sei pleite und müsste erst einen Kredit aufnehmen, verließ er die Wohnung“, erinnert sich Erich S., der bis dahin noch keine Ahnung hatte, Betrügern aufgesessen zu sein. Im Gegenteil! Im guten Glauben an die Rechtschaffenheit seiner türkischen Bekanntschaft Erdan und dessen Sohn, dem er im Februar 2005 in Teltow die stolze Summe von 17 000 Euro als Starthilfe für den geplanten Teppichladen lieh, habe er auch der Forderung des vermeintlichen Onkels nachkommen wollen. „Erdan versicherte mir, ich würde das gesamte Geld samt Zinsen zurückbekommen“, erzählt der Geprellte.

„Ich hätte nie gedacht, dass er es nicht ehrlich meint. Bei seinem Besuch in meiner Wohnung war er sehr elegant angezogen, trug eine teure Uhr am Handgelenk“, sagt Erich S. Auch der angebliche Onkel sei in Schlips und Kragen bei ihm aufgetaucht. „Als ihm klar wurde, dass ich kein Geld mehr habe, ist er allerdings bald gegangen,“, so Erich S. Wenig später habe er ihn „aus dem Ausland“ angerufen und gefragt, ob er die entsprechende Summe beschafft habe. „Er nannte mir seinen Namen und eine Telefonnummer, unter der ich ihn erreichen könnte. Doch beides war nicht echt, wie sich herausstellte“, so der Teltower, der sein Geld – da Erdan offenbar ebenfalls untergetaucht ist – schweren Herzens abgeschrieben hat.

Der Staatsanwaltschaft und das Gericht sind längst überzeugt, dass mit Josef C. der falsche „Onkel“ auf der Anklagebank sitzt. Der Arbeitslose wird auf Kosten der Landeskasse freigesprochen. Hoga

Hoga

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