Potsdam-Mittelmark: Falscher Müll in der Tonne
Die Mittelmärker sind Müllsparer, doch einzelne Abfallsünder bereiten dem Landratsamt Sorgen
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Potsdam-Mittelmark - Die Reparatur einer Förderschnecke in einem Müllwagen kostet fast 10 000 Euro. Immer wieder gehen die Schnecken beim Kreisabfallbetrieb APM kaputt – zuletzt, als von einem Privatmann alte Fundamentteile in die Restmülltonne gemischt wurden. Der Verursacher musste die Reparaturkosten und ein Bußgeld zahlen. „Das ist kein Kavaliersdelikt“, so Landrat Wolfgang Blasig (SPD) bei einer Pressekonferenz in Belzig. Wird der Verursacher nicht gefunden, tragen die Gebührenzahler die Kosten.
Doch nicht selten werden Müllsünder dingfest gemacht: Als APM-Mitarbeiter vor gut einer Woche eine Abfalltonne eines Gewerbebetriebs leerten, roch es plötzlich nach Lösungsmitteln. Die Feuerwehr musste den Müll wieder aus dem Müllfahrzeug holen, der Rettungsdienst Müllmänner mit Atembeschwerden versorgen. Gegen den Verursacher läuft ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, die APM wird Fahrzeugausfall und Reparatur in Rechnung stellen.
Im Landratsamt ist man richtig sauer, dass immer noch falsche Abfälle in der Restmülltonne landen. „Im Abfallkalender steht alles drin“, so Blasig. Die Abfallentsorgung und -abholung im Landkreis sei bestens organisiert und funktioniere – abgesehen von der Müllgebühr – weitgehend kostenfrei. Dennoch würden sich immer wieder Papier, Schrott, Bauschutt, Sperrmüll und kaputte Elektrogeräte im Restmüll finden, sagte Steffi Kuhnke vom Landratsamt bei der offiziellen Vorstellung der Abfallbilanz 2010.
Laut einer noch nicht abgeschlossenen Analyse sind die Restmülltonnen zudem im Schnitt zur Hälfte mit organischen Abfällen befüllt. Das ist zwar nicht verboten. Doch der Biomüll kann auch über die Biotonne entsorgt werden, die deutlich billiger ist (3,80 statt 5,63 Euro pro 120 Liter). Nur etwa 2550 APM-Kunden machen laut Kuhnke von diesem Angebot Gebrauch. 1278 Tonnen konnten so im vergangenen Jahr der Kompostierung zugeführt werden. „Wir würden uns freuen, wenn das reger in Anspruch genommen wird.“
Mit der Restmüllmenge von 20 970 Tonnen im Jahr 2010, das sind 102 Kilogramm pro Einwohner, gehören die Mittelmärker zu den Müllsparern im Land. Allerdings ist dies nur einer der Posten im tatsächlichen Abfallaufkommen: Durchschnittlich 144 Kilogramm pro Einwohner werden an Glas, Papier und Verpackungen dem „Dualen System“ zugeführt, 35 Kilo davon über den Gelben Sack, der Rest über die DSD-Sammelstellen. Und rechnet man Gewerbe- und Sperrmüll, Metall- und Elektroschrott sowie Grünabfälle und Schadstoffe zusammen, die in den Wertstoffhöfen eintreffen, ergeben sich weitere 92 Kilogramm pro Einwohner und Jahr.
Ein Sorgenkind des Landratsamtes ist die gleichbleibend hohe Menge von herrenlosem Müll in Wald und Flur, dessen Beseitigung den Gebührenzahler im vergangenen Jahr 193 000 Euro gekostet hat. „Leider sind die Verursacher kaum zu ermitteln“, so Steffi Kuhnke. Beispiel aus Brück/Neschholz: Dort musste für 12 000 Euro eine illegale Halde mit 130 Tonnen Asbestrohren abgeräumt werden. Die Rohre sind eine Hinterlassenschaft eines Sanierungsprogramms aus der DDR-Zeit. „Da war keiner mehr haftbar zu machen“, so Kuhnke.
Insgesamt wurden im vorigen Jahr 908 Tonnen Müll aus der Landschaft geräumt, zwei Drittel davon waren Haus- und Sperrmüll – der an sich kostenlos von der APM vor der Haustür abgeholt wird. Landrat Blasig: „Man muss nur zum Telefonhörer greifen und einen Termin vereinbaren.“
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