
© A. Klaer
Havelländische Malerkolonie: Farbfest und Stimmungsaufheller
Caputher Schüler laden zu einer „Seh-Reise“ in die Fercher Malerkolonie ein.
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Schwielowsee - Die Farbe Blau wird am Ende des sommerlichen Schulprojektes „Auf den Spuren der Maler der havelländischen Malerkolonie“ wohl etwas knapp geworden sein. Die Ergebnisse, die seit dem Wochenende im Fercher Museum der Malerkolonie gezeigt werden, laden zu einer „Seh-Reise“ rund um den Schwielowsee ein. Da gleiten leuchtendes Himmelsblau und tintenblaue Wellen ineinander und Bäume wachsen übers Blatt hinaus. So haben die Schüler der Caputher Albert-Einstein-Schule ihre Heimat eingefangen. Auch die Betrachter ziehen ihre Erlebnisse in den Bann.
Es ist vor allem die entwaffnende Einfachheit, mit der Häuser, Bäume und Wege ins Bild gesetzt wurden. Die Kraft dieser Malereien resultiert aus ihrer Ruhe, die wohl auch der Malstimmung entsprach, die die Schüler vor Ort in der Natur erlebten. Und das ist ganz im Sinne der großen Vorbilder, die im letzten Jahrhundert an gleicher Stelle zu Stift und Pinsel gegriffen und die Landschaft rund um den Schwielowsee als Motiv gewählt haben – um der Natur ganz nahe zu sein, wie Kunsterzieherin Monika Olias zur Ausstellungseröffnung des Projektes erläuterte. Anregungen zum Malen gaben seinerzeit Landschaftsdetails, besonders aber die Lichtstimmungen. Erfahrungen mit Plenair-Malerei hatte der Maler Karl Hagemeister vor rund 100 Jahren von einer Frankreich-Reise mitgebracht. Diese impressionistischen Anregungen habe er auch an jüngere Künstlerkollegen weitergegeben, erzählte Olias.
Von Hagemeisters Naturstudien haben sich auch Lia Theiss und Hannah Heidmann inspirieren lassen und das erste Mal mit Kohle gezeichnet. Beide haben sich hohe verästelte Bäume im Garten der Villa Simson als Motiv ausgesucht. „Mit Kohlestiften kann man schöne Grauschattierungen erreichen, wenn ein paar Striche mit dem Finger verwischt werden“, sagt Lia über ihre Erfahrungen mit dieser Technik. Aber auch Farbe hat es den Mädchen angetan. Hannahs Bild mit einem Baum vor Abendhimmel gleicht einem rauschenden Farbfest in Rottönen. Spannend war für einige Kinder auch, die einstigen Motive der Künstler aus der Malerkolonie zu entdecken und die eigene Sicht zu Papier zu bringen, etwa einen von Hagemeister gemalten Teich mit Seerosen. Auch auf den Bildern der jungen Künstler leuchten die Wasserblumen geheimnisvoll auf dunklem Grund. Die Ausstellung zeigt auch, dass die Wirkung von Farbe nicht nur gesteigert werden kann, wenn Farben sparsam eingesetzt werden, sondern auch mit verschiedenen Materialien. So haben einige Kinder auf Pappe verschiedene Papierstreifen geklebt und damit die Umrisse von Körpern und Landschaften geformt. Farbig übermalt, entstanden daraus zauberhafte Bilder, die wie Stimmungsaufheller wirken, sobald man vor ihnen steht. Kaum zu glauben, dass einige der kleinen Künstler dieser Werke zuvor noch meinten, sie könnten eigentlich gar nicht malen.
Besonderer Dank gebührt daher den Kunsterziehern, die das Projekt begleiteten und vielleicht so manches Talent weckten. Gut möglich, dass sich eines Tages der Wunsch von Carola Pauly erfüllt, den sie bei der Eröffnung kundtat: „Vielleicht ist eines Tages unter euch auch ein Künstler, dessen Bilder hier im Museum ausgestellt werden.“Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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