Potsdam-Mittelmark: Fastnacht in Fresdorf
Jung und alt lassen Tradition des Dorfes wieder aufleben
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Jung und alt lassen Tradition des Dorfes wieder aufleben Michendorf-Fresdorf. Sie haben ihr Fastnachten wieder: Die rund 300 Einwohner des Michendorfer Ortsteils Fresdorf. Am vergangenen Sonnabend hob ein bunter Tross das traditionsreiche Spektakel nach ein paar Jahren Abstinenz wieder ins Leben. „Fastnachten wurde hier schon immer gefeiert“, weiß Wilfried Kieburg aus Erzählungen mit älteren „Ureinwohnern“. Das war so bis 1999. „Dann gaben die Gasthofbesitzer das Geschäft auf, und somit hatten die Fresdorfer keinen Saal mehr, in denen beispielsweise der Fastnachtsball abends nach dem vormittaglichen Umzug stattfinden konnte.“ Auch andere Fresdorfer bedauern, dass es keinen größeren Treff für gemeindlich geselligen Veranstaltungen unter einem festen Dach mehr gibt. „Das war früher immer so schön“, meinte eine Veteranin an ihrem Gartenzaun in der Bergstraße, als die bunt Kostümierten bei ihr Halt machten. Sie freute sich, dass das Fastnachten nicht ganz in der Versenkung verschwunden ist. Zum Freudentanz kettete Steffen Jape seinen mit geführten „Bären“ ab, der dann mit der rüstigen Dame nach der schwungvollen Rhythmen einer Polka, gespielt von einem Trio des Landespolizeiorchesters Brandenburg, eine Runde auf den Fußwegplatten drehte. Lang war der Weg der Jeckenschar, in dem der Abschnittsbevollmächtigte in seiner wohl noch vielen bekannten Streifenganguniform in Erinnerung war, der aber statt Schreib- und Quittungsblock sowie Gesetzbuch in seiner Umhängetasche „flüssiges Brot“ mitführte. Fast jedes Haus besuchten Nonnen und ein besonderes „Geschöpf“ aus der nahen Nuthe-Nieplitz-Niederung, Frauen und Männer in fantasievollen Kostümen, Waldschrate und Hexen. Immer dabei der Bär und sein Führer und die drei Musikanten. „Die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr nahmen in unserem Ort zumeist das Zepter in die Hand, wenn es um Feierlichkeiten ging“, erklärt der Mann mit dem „Hörnerhelm“. „Wir müssen Fastnachten wieder ins Leben zurückrufen“, sagten sie, mieteten ein großes Festzelt, und prompt gab es Zustimmung aus allen Bevölkerungsgenerationen. Die Jugendlichen waren „Feuer und Flamme“ und deswegen nicht nur mit der fahrenden „Koma-Kolone“ mit Patient am Tropf und Warnblinklicht unterwegs. „Das ist prima: Die Jugend ist dabei, und die Jüngsten werden schon auf das Fastnachtenleben vorbereitet“, meint Kieburg. So freute sich die sechsjährige „Indianersquaw“ Celine im Garten schon lange bevor es losging auf die bevorstehenden Stunden. Mutti im Clownkostüm zog den bunten Wagen mit dem vierjährigen Bruder an Bord durch den Ort. „Das ist so schön, Fastnachten darf nicht wieder untergehen. Wir wollen mithelfen“, waren die jugendlichen Kostümierten einer Meinung, zumal auch der abendliche Tanz im Festzelt mit dem Langerwischer Alleinunterhalter Hans-Jürgen Spahn und dem „Schlachten“ des Bären Thomas Heese noch einmal Spannung und gute Unterhaltung brachte. Wolfgang Post
Wolfgang Post
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