Potsdam-Mittelmark: Feiningers Diagonalen
Malkurs kopiert Bilder des bekannten Malers, die in Teltow entstanden sind
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Teltow - Es ist vielleicht eines der bekanntesten Kunstmotive der Stadt Teltow: Die Andreaskirche, gemalt von Lyonel Feininger (1871-1956), mit den für ihn so typischen Farbbrechungen. Für die elf Kursteilnehmerinnen, die sich im Bürgerhaus eine Woche lang mit der Technik des Künstlers beschäftigen, ist nicht nur die Malweise Neuland, sondern auch das Arbeiten mit Acrylfarben. Feiningers Bilder bestehen nur aus geraden Linien – ohne Kurven und Krümmungen, so war es in der Einladung zum „Malkurs der Generationen“ zu lesen, den die Teltower Künstlerin Angelika Watteroth gemeinsam mit der Mädchenzukunftswerkstatt initiiert hatte.
Zwar beginnt Malerei gewöhnlich mit einer Vorzeichnung, aber vor diesem Arbeitsschritt gilt es noch einige Etappen zu absolvieren. Zuerst steht eine Lektion in den Grundregeln der Perspektive an. Anschließend skizzieren die Teilnehmerinnen draußen in der Altstadt. Die meisten hatten sich für das Motiv Andreaskirche entschieden, die Feininger malte, als er noch in Zehlendorf wohnte. Von dort radelte der Maler oft nach Teltow und fertigte Skizzen von den umliegenden Straßen und Häusern.
Auch drei junge Kursteilnehmerinnen haben sich entschieden, Gebäude in der Altstadt in Feiningers kristallische Bildform zu übersetzen. Keine einfache Aufgabe, aber diese Herausforderung sei ja das Schöne, meinte eine von ihnen. „Weil man auf Feiningers Bildern immer etwas Neues entdecken kann“, war für eine andere Teilnehmerin ein Grund, sich für den Kurs anzumelden. Einige interessierte die Technik, sie haben bereits in Volkshochschulkursen Erfahrungen in Malen und Zeichnen gesammelt. Doch vor dem Griff zum Pinsel, muss das Skizzierte abstrahiert werden. Das, so lernen die Teilnehmer, beginnt mit dem Weglassen von Details wie Kirchuhr und goldener Krone. Später widmeten sie sich der Bildarchitektur, den Diagonalen, die mittels Lineal ins Bild gezogen wurden, der Spannung wegen. Bei der Kirche sei das noch relativ einfach, meinte Kursleiterin Watteroth, weil sich der emporstrebende Turm anbiete, bei den Altstadtgebäuden ließe sich das mit dem Fluchtpunkt, einer in der Ferne verschwindenden Straße bewerkstelligen.
Sind die Linien gefunden, beginnt das Abkleben, um die freien Flächen farbig zu grundieren. Am spannendsten sei die anschließende Farbarbeit, weil dabei trotz konkreter Vorstellungen immer wieder etwas anderes rauskomme, berichtete Watterroth von ihren Malerlebnissen und bekannte: „Bei mir knallen die Farben.“ Die Werke des Malkurses können ab 12. Oktober im Neuen Rathaus besichtigt werden. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich D
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