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KulTOUR: Ferch ist immer noch Malerdorf

Der Heimatverein rückt mit einer Ausstellung im Rathaus Schwielowsee die neuen Fercher Maler ins Bewusstsein

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Schwielowsee · Ferch - Kann ein kleines Dorf malerisch so intensiv, vielfältig und mitteilsam sein? „Fercher Maler“ stellen bis Mitte Juni im Rathaus Ferch Ölgemälde, Aquarelle und Gouachen aus. Dass Maler hier zugegen sind, hat Tradition. Es begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich Maler von der starren akademischen Lehre abwandten und die direkte Begegnung mit der Natur suchten.

Wald, Feld, Wasser, Schiffe, Blumen, Obstbäume – all das fanden Meister wie Karl Hagemeister oder Carl Schuch in Ferch. Nach ihnen kamen viele Maler. Sei es, um Freunde zu besuchen oder auszuspannen – wie Käthe Kollwitz, die oft in Flottstelle logierte und dem Tagebuch anvertraute, dass sie sich fürs Alter ein Häuschen in Ferch wünsche. So ist es rechtens, dass Ferch auch „Malerdorf“ heißt.

Der Begriff wurde bereits in der „Potsdamer Jahresschau“ 1928 geprägt. Wieder auf die Tagesordnung setzte ihn Galerist Velio Bergemann in seinem gleichnamigen Buch, das 2000 erschien. Er gab der Gemeinde den Anstoß, im letzten erhaltenen Kossätenhaus ein Bildermuseum einzurichten – 2008 kann es eröffnet werden. Es soll den „alten Meistern“ vorbehalten sein. Ein kleines Museum hat Ferch ja bereits: Die Gedenkstätte Hans-Otto Gehrcke, der hier von 1896 bis 1988 gelebt und gemalt hat. Es liegt an der Bescheidenheit der Besitzerin Erika Bauer, dass der gesamte Nachlass sehr behutsam bewahrt wird.

Als Pfingsten 2006 der „Förderverein Havelländische Malerkolonie“ eine Werkauswahl der „alten Meister“ im Rathaus ausstellte und gleichzeitig die „Neue Havelländische Malerkolonie“ unter Olaf Thiede im Märkischen Gildehaus ihre Bilder präsentierte, fragte der Heimatverein Ferch, was mit den „neuen Fercher Malern“ wird? Sie wurden zur gleichen Zeit in der Fischerkirche bekannt gemacht, was große Resonanz erfuhr. Es gab drei Auswahlkriterien: Der Maler muss in Ferch wohnen, hier malen und sich in Präsentationen bereits bewiesen haben.

Der Heimatverein Ferch stellte acht „neue Maler“ im Band „Unser Malerdorf Ferch“ vor. Er ist auch Grundlage für die jetzige Ausstellung im Rathaus mit René Goercke, Ursula Gommert, Adolf-Wilfried Kipping, Manfred Nitsche, Herbert Patzelt und Uwe Reuter. Altershalber konnten Suse Ahlgrimm und Rudolf Makebrandt nicht teilnehmen.

Als es an die Vorbereitung der Bilderausstellung in der Fischerkirche ging, kannten sich die Maler nicht, waren meist unbekannt. Dem Heimatverein kommt das Verdienst zu, die „neuen Fercher Maler“ in Ferch bekannt gemacht und zusammengeführt zu haben: Ferch ist immer noch Malerdorf.

Unsere Autorin Helga Schmiedel ist Vorsitzende des Fercher Heimatvereins.

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