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Potsdam-Mittelmark: Fercher Trinkwasserzone soll ausgeweitet werden

Bürgerbündnis warnt vor drastischen Folgen. Informationsveranstaltung am Mittwoch im Rathaus

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Schwielowsee – Die Trinkwasserschutzzone in Ferch soll erheblich wachsen. Zu den bestehenden 1700 Hektar im Süden sollen nochmal rund 700 Hektar im Nordwesten des Dorfes hinzukommen. Im Fercher Ortsbeirat fürchtet man massive Beeinträchtigungen für die Ortsentwicklung. In einer Trinkwasserschutzzone der Stufe III, die dann fast die komplette Gemarkung umfassen würde, darf unter anderem kein Hausbrunnen gebohrt und kein Salz gestreut werden. Sammelgruben müssen regelmäßig überprüft werden oder sind ganz verboten. Insgesamt gibt es 62 solcher Einschränkungen.

In der Zone II darf auch nicht gebaut werden. Solche strengeren Schutzbereiche bestehen bereits am EWP-Wasserwerk nördlich vom Mühlengrund und in der „Alten Dorfstelle“, jetzt soll ein weiterer westlich von Mittelbusch dazukommen. Die dortigen Trinkwasserbrunnen, die seit Jahren stillgelegt sind, werden von der EWP für die Potsdamer Trinkwasserversorgung wieder gebraucht. Bislang werden in Ferch nach Angaben der Stadtwerke täglich rund 2000 Kubikmeter gefördert – für Caputh, Teile von Michendorf und die Potsdamer Waldstadt.

Am morgigen Mittwoch wird um 18 Uhr zu diesem Thema eine Informationsveranstaltung im Fercher Rathaussaal stattfinden. Ralf Ellguth, Vorstandsmitglied des Bürgerbündnisses Schwielowsee, rief die Fercher gestern dazu auf, daran teilzunehmen. Er warnte vor den drastischen Folgen der neuen Trinkwasserschutzzone für die Einwohner, die Landwirtschaft und den Naturschutz. „In unserem neuen Flächennutzungsplan ist das Ziel formuliert, möglichst viel Wasser in der Region zu halten. Jetzt droht uns das Gegenteil.“ Der Trinkwasserspiegel, so Ellguth, werde stark abnehmen.

Mühsam sanierte Moore würden wieder trockenfallen, auch auf den gerade wieder aufblühenden Obstbau im Kammeroder Obstplan sieht Ellguth hinsichtlich der Düngung und Schädlingsbekämpfung Probleme zukommen. „Landwirtschaft wird dort nur noch mit erheblichen Aufwand zu betreiben sein.“ In Kammerode könnte es Schwierigkeiten mit Kleinkläranlagen geben, die Anwohner gerade erst installiert haben. „Eine Vielzahl an Hauseigentümern hat in den letzten Jahren investiert, da es keine Abwassererschließung gibt und auch nicht geben wird.“

Größte Bedenken gebe hinsichtlich des Wertverlustes von Wohngrundstücken in Ferch, Ellguth sprach von „kalter Enteignung“. „Die Gemeinde, der Ortsbeirat Ferch und viele Bürger sind damit nicht einverstanden.“

Die aktuelle Grenzen des Wasserschutzgebietes sind erst zum Jahresbeginn neu festgesetzt worden. Dass mit den jetzt geplanten zusätzlichen Flächen fast ganz Ferch zur Trinkwasserschutzzone wird, hat nach Ellguths Recherchen etwas mit einer neuen Strategie der Potsdamer Stadtwerke zu tun. Demnach sei geplant, drei Wasserwerke in Potsdam zu schließen oder herunterzufahren, darunter das Wasserwerk in der Leipziger Straße. Ellguth hat das Gefühl, dass die Flächen zur Grundstücksentwicklung herangezogen werden sollen. „Die Fercher sollten sich zu Wort melden, damit das nicht auf ihre Kosten passiert.“ Henry Klix

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