zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Fest für Europa

Auf Werders Insel wurde für die Wahlen am 7. Juni und einen Ort der Vielfalt geworben

Stand:

Werder (Havel) - Parteiübergreifend ist am Samstag auf Werders Insel für den Schlussspurt zur Europawahl geworben worden. Eingeladen hatte das Werderaner Bündnis Kurage für Kulturaustausch, gegen Rassismus und Gewalt – Schirmherr war Bürgermeister Werner Große (CDU). Angesichts jüngster Umfragen, wonach bisher nur jeder zweite Bundesbürger am 7. Juni zur Wahl gehen will, warb er noch einmal eindringlich für den europäischen Gedanken. „Europa ist mehr als der genormte Krümmungsgrad der Gurke“, so Große. Allein in Potsdam-Mittelmark seien seit dem Jahr 2000 insgesamt 3500 Projekte mit 750 Millionen Euro an EU-Mitteln gefördert worden. Projekte wie der Bau des Werderaner Obstpanoramaweges oder die jetzt anstehende Sanierung der Eisenbahnstraße wären ohne diesen Beitrag nicht möglich.

Auf dem Festgelände an der Regattastrecke gab es für die etwa 2000 Gäste ein buntes Programm mit Unterhaltung und Informationen. Ausgestaltet wurde es unter anderem von zahlreichen Vereinen und Schulen, die ihr Engagement für Vielfalt und Toleranz in der Stadt demonstrierten. So stellten Schüler der Carl-von-Ossietzky-Oberschule Werder die Ergebnisse ihrer jüngsten Europa-Projekttage vor. Einige der Ideen sollen demnächst in die Tat umgesetzt werden, sagte Schulleiterin Iris Gerloff, dazu gehöre auf alle Fälle das Knüpfen mehrerer internationaler Schulpartnerschaften.

Beim Fest dabei waren zudem alle in der Werderaner Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien und eine Reihe von Kandidaten für das Europaparlament. Viele Jahre schon ist der Werderaner Norbert Glante (SPD) als Abgeordneter in Brüssel tätig. Seine Erfahrung ist, dass oft noch zu wenig wahrgenommen werde, welchen direkten Einfluss die europäische Gesetzgebung auf das tägliche Leben habe, seien es die Arbeitszeitrichtlinien oder einheitliche Standards für Mindestlöhne, für die sich die SPD einsetzen wolle. Der CDU-Europaabgeordnete Christian Ehler warb dafür, gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise die Chancen der EU zu nutzen. So habe er in der Vergangenheit bereits Vertreter von 60 verschiedenen Institutionen nach Brüssel eingeladen. „Es geht darum, direkte Ansprechpartner zu finden, Netzwerke zu knüpfen und von den Erfahrungen anderer Regionen zu lernen“, so Ehler. Die Kandidatin der Bündnisgrünen, Ska Keller, plädierte indes für ein wirtschaftlich-ökologisches Konzept, dem „Grünen New Deal“, um Millionen von Arbeitsplätze in Europa zu schaffen und gleichzeitig dem Klimawandel entgegenzuwirken. Nach Auffassung des Linken-Landtagsabgeordneten Andreas Bernig müssten soziale Fragen wie Arbeitnehmerrechte und Rechte der Gewerkschaften künftig stärker in den Fokus der Europapolitik gerückt werden.

Kurage-Vorsitzender Uwe Dinjus wertete das Werderaner Europafest als vollen Erfolg. Bei allen unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Politik sei deutlich geworden, dass ein zusammenwachsendes Europa den Frieden sichere und das Leben vielfältiger mache. Anliegen von Kurage sei es, in Werder eine überparteiliche Plattform zu bieten, um ein Netzwerk aller demokratischer Kräfte vor Ort zu schaffen. Denn auch Werder sei keine Insel, frei von Extremismus, so Dinjus. Jüngstes Beispiel sei die Schändung des sowjetischen Ehrenmals am Vorabend des 8. Mai auf dem Neuen Friedhof gewesen. Wie berichtet, hatten unbekannte Täter dort zwei Tücher und mehrere Aufkleber mit rechtsextremen Parolen angebracht. In den nächsten Monaten plane Kurage weitere Veranstaltungen für mehr Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit, mit denen verstärkt auch junge Menschen angesprochen werden sollen. Dass die Stadt am 25. Mai im Zuge der gleichnamigen Kampagne der Bundesregierung den Titel „Ort der Vielfalt“ erhalte, zeige, dass man dabei insgesamt auf einem guten Weg sei.Hagen Ludwig

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })