Potsdam-Mittelmark: Feuerwehr geht in die Höhe
Aufgaben für Einsatzkräfte immer komplizierter
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Potsdam-Mittelmark - Die Zahl der Windräder und Sendetürme in der Mittelmark hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Doch was passiert, wenn zum Beispiel ein Monteur hoch oben in eine Notsituation gerät? Die Feuerwehr des Landkreises hat sich jetzt darauf eingestellt und eine spezielle Höhenrettungsgruppe gebildet. Darüber informierte Kreisbrandmeister Herbert Baier gestern auf einer Pressekonferenz. Vorerst bestehe die Gruppe aus sieben Feuerwehrleuten aus Schwielowsee, Beelitz und Werder, die teilweise auch über Erfahrungen als Bergsteiger verfügen. Für sie gibt es ein spezielles Einsatzfahrzeug mit allen notwendigen Gerätschaften.
Die Höhenrettung nannte Baier als ein Beispiel dafür, dass die Einsätze für die Feuerwehren des Landkreises immer komplizierter werden. Gezeigt habe sich das auch am Dienstag bei der Serie von Lkw-Unfällen mit Gefahrgut auf mittelmärkischen Autobahnen (PNN berichteten). Insgesamt seien dabei 80 speziell ausgebildete freiwillige Feuerwehrleute des Gefahrstoff-Zuges Belzig im Einsatz gewesen. Einen zweiten Zug für solche Spezialaufgaben gibt es in Teltow.
Um auch die schwierigsten Einsätze künftig so realitätsnah wie möglich trainieren zu können, investiert der Landkreis derzeit 1,4 Millionen Euro für einen Übungsparcour hinter dem Feuerwehrtechnischen Zentrum in Beelitz-Heilstätten. Hier entstehen unter anderem ein Bahngleis mit Bahnübergang, ein Stück Autobahn mit Brücke, Schutzplanken und Schallschutzwänden, ein Gebäude zur Simulation von Häuserbränden, eine Brunnenanlage und nicht zuletzt ein Gittermast für das Training der Höhenretter. „Nur sehr wenige Landkreise haben bisher einen solchen Parcour – wir gelten hier als Vorreiter“, sagte Baier. Termin für die vollständige Fertigstellung ist Ende 2010, aber auch schon vorher sollen hier Übungen stattfinden.
Sorgen bereitet dem Kreisbrandmeister indes die personelle Situation in den freiwilligen Feuerwehren. Über viele Jahre habe es in Potsdam-Mittelmark stets etwa 5100 aktive Kameraden gegeben. Derzeit betrage die Zahl der Einsatkräfte jedoch nur noch genau 4848. Auch die Zahl der Wehren hat sich seit 2004 in Mittelmark von 183 auf 178 verringert. Hinzu komme, dass viele Feuerwehrleute besonders bei Tageseinsätzen nicht verfügbar sind, weil sie auswärts arbeiten. Arbeitgeber hätten oft wenig Verständnis für das freiwillige Engagement ihrer Mitarbeiter. „Hier ist auch aus dem politischen Verantwortungsbereich heraus ein Umdenken erforderlich“, sagte Baier. Ziel müsse es bleiben, dass die jeweiligen Feuerwehren spätestens 15 Minuten nach dem Alarm ausrücken. Günstig sei unter diesen Bedingungen, wenn Feuerwehrleute zum Beispiel auf den Bauhöfen der Kommunen angestellt und sofort einsatzfähig sind, so Baier.
Insgesamt sind die mittelmärkischen Feuerwehren im vergangenen Jahr zu 1433 Einsätzen ausgerückt und haben 236 Menschen aus Gefahrensituationen gerettet. Für 18 Menschen kam jede Hilfe zu spät.Hagen Ludwig
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