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Potsdam-Mittelmark: Feuerwehr musste besonders in neuen Wohnvierteln anrücken

Nach dem extremen Tauwetter der vergangenen Woche wird in der Region Bilanz gezogen

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Teltow - Nach dem extremen Tauwetter und den vielen Überschwemmungen in der vergangenen Woche wird in der Region Teltow jetzt Bilanz gezogen. Vielerorts konnte der gefrorene Boden die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und viele Grundstücke verwandelten sich deshalb in Seenlandschaften. Überflutet wurden auch Keller und Garagen. Bis zum Fensterrand habe das Wasser in manchen Kellern gestanden, bevor es abgepumpt wurde, berichtete Teltows Feuerwehrchef Manfred Wrubel den PNN. Der Teltower Zoochef Horst Lübeck musste mit seinen Mitarbeitern die ganze Nacht Wasser pumpen, denn die Abwassergrube war randvoll. Die kann rund 50 Kubikmeter aufnehmen, was bisher allerdings immer ausreichend war, auch bei starken Regenfällen.

Augenfällig war, dass die Feuerwehrleute besonders oft in die neuen Siedlungen Postviertel und Mühlendorf ausrücken mussten. Bei einem gerade fertiggestellten Haus zerstörte das Wasser Laminatboden und Teppich. Beträchtliche Schäden habe es auch in der Stahnsdorfer Blumensiedlung gegeben, wo die Fluten in einem Haus im Enzianweg die Treppe wegspülten. Das Wasser hatte sich auf einem gegenüberliegenden Feld angesammelt und lief von dort in die angrenzenden Häuser. Erst Feuerwehr und Technisches Hilfswerk konnten höhere Schäden verhindern, schilderte Wrubel die Situation.

Zu insgesamt 23 Einsätzen wurden die sechs Einsatzfahrzeuge und 30 Feuerwehrleute aus Teltow seit Dienstagmittag gerufen. Allein im Enzianweg dauert der Einsatz 12 Stunden. Während eine Havariepumpe das Wasser vom Feld saugte, wurden Sandsäcke zu Wällen aufgebaut. Manfred Wrubel, der seit 36 Jahren Feuerwehrmann ist, hatte eine solche extreme Witterungssituation zuvor noch nicht erlebt.

Auch für die Mitarbeiter des Bereitschaftsdienstes der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH wurde der vergangene Dienstag zu einem langen Arbeitstag, wie die PNN vom Technischen Leiter Michael Spitzer erfuhren. Gegen 11 Uhr gingen auf den computergestützten Leitungen die ersten Meldungen ein, als sich an einzelnen Pumpwerken das Wasser aufstaute. Kurz danach meldeten alle Pumpwerke Vollfüllung.

Ab 14 Uhr klingelten die Telefone heiß und Hauseigentümer meldeten, dass das Schmutzwasser nicht mehr abfließen würde. Während die durchschnittliche Tagesmenge etwa 3 500 Kubikmeter beträgt, waren es von Dienstag bis Mittwoch 17 000 Kubikmeter, die über die Hauptdruckwasserleitung zum Klärwerk flossen, berichtete Spitzer. Betroffen seien die beiden Bereiche des Verbandsgebietes des WAZV „Der Teltow“ und „Mittelgraben“ gleichermaßen gewesen. Besonders der noch immer gefrorene Boden habe das Schmelzwasser gehindert zu versickern, und auch einige Regeneinläufe seien zugefroren gewesen, weshalb viel Schmelzwasser in Abwässerschächte geflossen sei.

Akut war die Situation auch für das Stahnsdorfer Klärwerk, wie Betriebsleiter Franz Fiedel den PNN bestätigte. Normalerweise kommen täglich rund 40 000 Kubikmeter im Klärwerk an, doch am vergangenen Dienstag wurde ein Spitzenwert von 115 000 Kubikmetern erreicht. Bei Starkregenfällen konnten solche Mengen bisher immer im Verbundnetz ausgeglichen werden, doch das war nun nicht mehr möglich. „Um das Netz für solche Extremfälle zu rüsten, müssten mehrere Millionen Euro investiert werden. Allerdings muss abgewogen werden wie sinnvoll das ist, wenn es drei Tage im Jahr betrifft", sagte Fiedel. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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