Von Hagen Ludwig: Feuerwehr-Streit mit vielen Emotionen
Gemeindevertreter: Fachleute sollen entscheiden
Stand:
Michendorf - Emotionsgeladen ist der Michendorfer Feuerwehr-Streit am Montagabend in die Gemeindevertreter sitzung getragen worden. Nahezu die gesamte Wilhelmshorster Wehr war uniformiert in das Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“ gekommen, um die geplante Ausmusterung ihres 20 Jahre alten Tatra-Löschfahrzeuges in letzter Minute noch zu verhindern.
Wie berichtet, sollen die Wilhelmshorster nach dem Willen der Gemeindewehrführung im Austausch für den Tatra ein nagelneues Löschfahrzeug bekommen, dass jedoch wesentlich weniger Löschwasser aufnehmen kann. Deshalb plädierten die Wilhelmshorster Feuerwehrleute ebenso wie ihr Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG) und SPD-Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach am Montag noch einmal dafür, statt des Tatras besser das zweite Auto der Ortsfeuerwehr, einen fast ebenso alten W50 – außer Dienst zu stellen. Nun sollten die Gemeindevertreter ein entscheidendes „Machtwort“ sprechen, taten es aber nicht. Sie beschlossen mit großer Mehrheit, dass Gemeindewehrführung, Gemeindeverwaltung und Ortsfeuerwehr noch einmal intensiv nach einer einvernehmlichen Lösung suchen sollen. Ziel sei es, so Andree Halpap von den Bündnisgrünen, die Diskussion wieder auf die Ebene der Fachleute zu verlagern und das Kommunikationsproblem zwischen den Streitparteien zu beheben.
Aktuell scheint im Feuerwehrstreit die Luft noch zu brennen. Am Montag wiederholten Wilhelmshorster Feuerwehrleute den Vorwurf, dass ihre Meinung bei der Gemeindewehrführung grundsätzlich nicht viel gelte und dass sie zu Brandeinsätzen mitunter garnicht oder nur verspätet alarmiert würden. Um ihrem Kampf um den Tatra Nachdruck zu verleihen, hatten sie zudem in den vergangenen Tagen über 1700 Unterschriften von Einwohnern für den Erhalt des Tatra-Löschfahrzeuges gesammelt. Gerade für die Waldgemeinde Wilhelmshorst sei der Tatra mit seinem 8000-Liter-Löschwasser-Tank unverzichtbar, zumal das neue Fahrzeug nur 1000 Liter aufnehmen könne, argumentierten die Wilhelmshorster.
Auf harsche Kritik stieß die Unterschriftenaktion bei Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos). „Ich finde es verwerflich, dass hier versucht wird, Angst und Panik in Wilhelmshorst zu verbreiten und dass Mitglieder der Jugendfeuerwehr von Tür zu Tür geschickt werden, um Unterschriften zu sammeln“, erklärte sie. Ihr Argument und das der Gemeindewehrführung: Im gesamten Gemeinde gebiet gebe es ausreichend Löschwasser-Hydranten, so dass das große Tatra-Löschfahrzeug nicht mehr gebraucht werde, zumal es sehr hohe Kosten verursache. Die Leistungsfähigkeit der Wilhelmshorster Hydranten wurde indes von Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach in Frage gestellt. Sie seien teilweise noch aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, und von den Stadtwerken Potsdam als Eigentümer wären in den nächsten Jahren auch keine Investitionen zu erwarten.
Wütend reagierte der Vorsitzende des Michendorfer Finanzausschusses, Klaus Benthin (FDL-FDP), auf den nun schon seit Monaten andauernden Feuerwehrstreit. Er halte es für „einen mittelprächtig kommunalpolitischen Skandal“, dass sich die Gemeindevertreter mit der Außerbetriebnahme eines Feuerwehrfahrzeuges beschäftigen müssen. „In kaum einer anderen Gemeinde wird soviel Geld in die Feuerwehren investiert und soviel Frust damit erzeugt“, so Benthin.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: