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Mehr Sicherheit am Schwielowsee: Das neue Tanklöschfahrzeug ersetzt den alten LO aus DDR-Zeiten.

© Andreas Koska

Potsdam-Mittelmark: Feuerwehrauto vom Kartell

Schwielowsee übergibt Tanklöschfahrzeug an Caputher Wehr. Gebaut hat es die insolvente Firma Ziegler

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Schwielowsee – Es ist eine stolze Summe, die die Gemeinde Schwielowsee da hingeblättert hat: 320 000 Euro, so viel kostete das neue Tanklöschfahrzeug (TLF) für die Feuerwehr Caputh. Aufgebaut und geliefert hat den MAN die Firma „Alfred Ziegler“ aus dem bayerischen Giengen. Das Unternehmen ist gerade vom Bundeskartellamt mit einem Bußgeld in Höhe von acht Millionen Euro bestraft worden. Der Vorwurf: Zusammen mit anderen Feuerwehrausrüstern soll die Ziegler GmbH deutschlandweit Preise und Verkaufsquoten sowie die Beteiligung an Ausschreibungen abgesprochen haben. Die insgesamt elf Firmen hätten den Markt unter sich aufgeteilt, hieß es kürzlich seitens der Kartellwächter (PNN berichteten). Die Ziegler GmbH hat in Anbetracht der hohen Strafe jetzt einen Antrag auf Insolvenz gestellt.

Am Samstag ist der nagelneue Tanker übergeben worden – eigentlich ein freudiges Ereignis zum 105. Jubiläum der Caputher Wehr. Von Seiten der Gemeinde war man deshalb um Schadensbegrenzung bemüht. „Wir haben 2010 ausgeschrieben und bestellt, das Verfahren betrifft unsere Ausschreibung, die europaweit erfolgt ist, nicht“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Falls sich jedoch herausstellen sollte, dass der Preis überhöht war, würde die Gemeinde selbstverständlich Geld zurück fordern. „320 000 Euro, das ist immerhin der Preis für ein Einfamilienhaus“, konstatierte die Gemeindechefin. Sie habe vom Unternehmen eine „Selbstreinigungserklärung“ erhalten. Darin werde versichert, dass alles ordnungsgemäß abgewickelt worden sei, so Hoppe.

Als „vertrauensbildende Maßnahme“ hatte die Ziegler GmbH am Wochenende einen Vertreter nach Caputh geschickt: Christian Schumacher aus der Niederlassung im sächsischen Mühlau wollte die Wogen glätten. „Die Auftragsbücher sind voll, wir haben eine Ausschreibung für Brandenburg mit 26 Fahrzeugen gewonnen – die zweijährige Garantie für den Neuwagen ist gewährleistet“, unterstrich er. Auch vom Caputher Ortsvorsteher Jürgen Scheidereiter (Unabhängige Bürger) kamen relativierende Töne: „Es ist zwar ein Batzen Geld, aber der Wagen ist auf unsere Bedürfnisse individuell ausgerichtet“, sagte er. Der MAN ist geländegängig, verfügt über einen 4500-Liter-Tank für Löschwasser und kann darüber hinaus 500 Liter Schaum für die Brandbekämpfung bilden. Auch eine Motorsäge ist an Bord. Das neue TLF 20/40 SL, das vor allem bei Waldbränden in der Region eine große Hilfe sein soll, wird in Caputh den alten LO ersetzen, der hier seit 1996 seinen Dienst verrichtet hat. Der stammt bereits aus dem Jahre 1981 und war lange Zeit bei der Geltower Feuerwehr im Einsatz. Dahin geht er jetzt wieder zurück – als Museumsstück.

Insgesamt verfügt die Caputher Wehr über drei Fahrzeuge und ein Rettungsboot. „Die Einsätze auf dem Schwielowsee nehmen zu“, resümierte Ortswehrführer Christian Schulz, und das nicht nur im Sommer. So musste erst im vergangenen Winter ein eingebrochener Eissegler gerettet werden, das entsprechende Eisrettungsgerät ist in den Ortswehren vorhanden. Schulz blickt mit Stolz auf sein Team: 30 aktive Kameraden gibt es, und auch für den Nachwuchs ist gesorgt. So üben elf Kinder zwischen 10 und 16 Jahren in der Jugend-Feuerwehr und bei den kleinen „Löschdrachen“ – Kinder zwischen sechs und zehn Jahren – gibt es weitere neun angehende Einsatzkräfte. Auch Gemeindewehrführer Dennis Hartmann ist es für die Zukunft nicht bang: „Alle drei Wehren in der Gemeinde Schwielowsee haben Jugendgruppen“, sagte er. Um die bei der Stange zu halten, hofft Ortvorsteher Jürgen Scheidereiter, dass das neue Tanklöschfahrzeug auch für Übungen genutzt wird, wie er sagte.

Das nächste Feuerwehr-Fahrzeug für die Gemeinde Schwielowsee ist übrigens schon bestellt, bekommen soll es die Freiwillige Feuerwehr Geltow, wie es am Samstag hieß. Der Wagen soll im Dezember ausgeliefert werden – dieses Mal allerdings nicht von der Firma Ziegler.

Andreas Koska

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