Potsdam-Mittelmark: Fichtenwalde rettet seine Kiefern
Baumschutzsatzung für Beelitzer Ortsteil mit knapper Mehrheit im Stadtparlament verabschiedet
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Baumschutzsatzung für Beelitzer Ortsteil mit knapper Mehrheit im Stadtparlament verabschiedet Beelitz · Fichtenwalde - Das Fichtenwalder Gardemaß lautet 60 Zentimeter. Ab diesem Umfang, gemessen in einer Höhe von 1,30 Meter, dürfen in der Waldgemeinde künftig keine Bäume auf Eigenheimgrundstücken mehr ohne Genehmigung gefällt werden. Die Beelitzer Stadtverordneten verabschiedeten am Montagabend eine entsprechende Baumschutzsatzung für den Ortsteil. Denn die neue, seit Juli geltende Landesverordnung schützt nur noch Eichen, Ulmen, Platanen, Linden und Rotbuchen mit einem Umfang von mehr als 190 Zentimetern. „In Fichtenwalde hatte das Dutzende Baumfällungen zur Folge“, sagte Ortsbürgermeister Tilo Köhn. Die Landesverordnung gibt allerdings nur einen rechtlichen Rahmen vor, Kommunen können durch eigene Satzungen den Baumschutz ausweiten. Gegenüber der alten Landesverordnung sei die Fichtenwalder Satzung sogar liberaler, sagte Ortsbürgermeister Köhn. „Damals waren dort Bäume mit einem Umfang von 30 Zentimetern geschützt.“ Mit 60 Zentimetern seien in Fichtenwalde quasi nur Bäume vor der Kettensäge sicher, die älter als 50 Jahre sind. Das Ansinnen traf nicht bei allen Stadtverordneten auf Gegenliebe. Besonders aus den Reihen der SPD wurde gefragt, ob durch die tolerantere Landesregelung „nicht auch das Augenmaß der Bürger gefördert“ werde, so Fraktionschef Karlheinz Matthies. Erst durch die Diskussion über verschärfte Regeln würden verstärkt Bäume gefällt, meinte er. Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) sprach gar von einem „eigentumsgleichen Eingriff“. „Jeder Grundstücksbesitzer muss doch die Chance haben, verantwortungsbewusst mit seinem Eigentum umzugehen.“ Zudem werde durch die Satzung zusätzliche Verwaltungsarbeit für Fällgenehmigungen oder Satzungsverstöße erzeugt. Auf der anderen Seite gab es auch Abgeordnete wie Edith Lingner oder Gabriela Schrader (beide PDS), denen eine Beschränkung der Satzung auf Fichtenwalde nicht reichte. „Es gibt seit der neuen Landesverordnung auch in der Stadt Beelitz ein Problem mit Baumfällungen“, hat Lingner beobachtet. Mit dem nötigen Augenmaß der Bürger könne nicht immer gerechnet werden. Lingner und Schrader sprachen sich für eine Ausweitung der Regelung auf alle Ortsteile aus. Trotz der Fürsprache konnte sich Köhn am Ende nur knapp durchsetzen: 12 Stadtverordnete stimmten für die Fichtenwalder Satzung, 9 dagegen und 7 enthielten sich. Köhn widersprach am Schluss besonders Lutz Bothe von der SPD, dass die Entwicklung in Fichtenwalde mit der Satzung ausgebremst werde. „Wir haben mit der alten Landesverordnung die Einwohnerzahl in Fichtenwalde verdoppelt“, so Köhn. Weiteres Wachstum werde mit einer moderateren Ortssatzung nicht behindert, doch die prägenden Kiefern benötigten den Schutz. Henry Klix
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