Potsdam-Mittelmark: Fifty Fifty für Solarpark
Ruhlsdorfer bei Bürgerforum geteilter Meinung zu Energieprojekt
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Teltow - Die Planung für einen Solarpark auf Ruhlsdorfer Ackerflächen scheint den Ort zu spalten. Diesen Eindruck erweckte ein Bürgerforum am Mittwochabend. Der Einladung des Ortsbeirates waren 30 Ruhlsdorfer gefolgt. Die für den Solarpark ins Auge gefasste 27 Hektar große Fläche liegt an der südliche Spitze der Ruhlsdorfer Gemarkung. Bislang verirrt sich selten ein Spaziergänger in den Naherholungsraum, die meisten Wege sind zugewachsen. Doch was da aus Richtung Großbeeren heranwächst, erregt seit letztem Jahr den Unmut vieler Ruhlsdorfer: großflächige Lagerhallen des Güterverteilzentrums (GVZ).
Da in der Nachbarkommune die Flächennachfrage nicht gedeckt werden kann, befürchten einige, dass dem „Heißhunger“, wie es Ortsbürgermeister Berndt Längrich (SPD) formuliert, bald auch Ruhlsdorfer Flächen geopfert werden. Gebetsmühlenartig appelliert er: „Wehret den Anfängen!“ – und meint den Solarpark. Wie Längrich plädierte an diesem Abend die Hälfte aller Teilnehmer dafür, den Naturraum zu schützen. Obwohl sie fast durchweg bekannten, nichts gegen Solarenergie zu haben.
Solarpark-Planer Wolfgang Köhn, der sein Projekt vorstellte, bezeichnete das Land Brandenburg in Sachen Photovoltaik als rote Null, im Bundesvergleich belege es einen hinteren Platz. Als Befürworter des Vorhabens bekannte sich der Stadtverordnete Reinhard Frank (Linke), Verstromung von Braunkohle sei auf lange Sicht keine Alternative. „Dagegen ist Solarenergie eine Möglichkeit, unsere Umwelt zu erhalten. Wir können es uns auch nicht mehr so einfach machen und sagen, bitte nicht vor unserer Haustür.“
Für Agendamitglied Elisabeth Camin-Schmid ist das Aufstellen von Solarpaneelen auf einer Ackerfläche eine Aufwertung, weil Grünland entstehe, das von Schafen beweidet werden kann. Auch Eberhard Adenstedt (Grüne/CDU) befand, es sei Zeit. auf lokaler Ebene endlich etwas für den Klimaschutz zu tun. Doch der Ortsbürgermeister blockte ab: „Wir wollen hier nicht über den Sinn von Solarenergie diskutieren.“ Bernd Blankenburg vermisste den Nutzen für sein Dorf: „Den Strom kriegen wir ja sowieso nicht. Warum soll da also ein Solarpark hin, nur wegen der Umwelt?“ Dem pflichtete Teltows Bauausschuss-Chef Helmut Tietz (SPD) bei: „Köhn verkauft den Strom an Edis, wir kriegen nichts davon ab!“.
Dagegen konnte sich die Hälfte der teilnehmenden Ruhlsdorfer durchaus für einen Solarpark erwärmen. „Wir wollen auch noch Windräder, weil ja nachts keine Sonne scheint“, meinte einer von ihnen. Tatsächlich blasen Betreiber von Windenergieanlagen zum Sturm, seit bekannt wurde, dass der Teilplan für die Standorte wegen eines Formfehlers vorübergehend nicht rechtskräftig ist (PNN berichteten). Auch Flächen an der L 40 bei Ruhlsdorf sind nun wieder im Visier. Der Leiter der Regionalplanung Harald Knauer bestätigte den PNN: „Die Szene ist wieder in Bewegung gekommen, mehr als 30 Anträge sind bereits im Landesumweltamt eingereicht worden.“ Man sei bemüht, die Formfehler bis April zu heilen. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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