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Regional: Roggenbrötchen und Brot aus Mehl von der Bensdorfer Mühle.

© kau

Potsdam-Mittelmark: Fläming wird Roggenland

Workshop im Getreideinstitut: Landwirte und Müller, Brauer und Bäcker wollen an einem Strang ziehen

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Nuthetal - Die Versuche sind erfolgversprechend. Wenn alles gut geht, steht Ende April das erste verkaufsfähige helle Fläminger Roggenbier bereit, verkündet Norbert Eggenstein vom Burgbräuhaus Bad Belzig auf dem Workshop „Roggenregion Fläming“. Dazu hatte die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Fläming-Havel e.V. am Mittwoch in das Institut für Getreideverarbeitung (IGV) eingeladen. „Roggen ist ernährungsphysiologisch sehr wertvoll“, das müsse dem Kunden heute wieder vermittelt werden, regte Eggenstein an. Geschichten zum Produkt und den Zutaten wolle der Verbraucher hören. Zu Lübeck gehöre Marzipan, zu Nürnberg Lebkuchen. In den Fläming gehöre der Roggen, betonte auch der Zauchwitzer Landwirt Thomas Syring.

Der Urvater des Roggens, Ferdinand von Lochow, züchtete im 19. Jahrhundert auf dem Gut Petkus das genügsame Korn, das auf eigentlich ertragsschwachen Böden im Fläming gut gedeiht. Roggen hat im Vergleich zu anderen Getreidearten einen außerordentlich hohen Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffgehalt. Aber der Verbrauch an Roggen ist in der menschlichen Ernährung nach wie vor rückläufig. Diesem Trend will die LAG Fläming-Havel mit einem aus dem Landwirtschaftsfonds der EU unterstützten Projekt entgegenwirken. Vertreter von Bäckereien, Mühlen und Gastronomiebetriebe der Region wollen gemeinsam das Potenzial des Roggens erschließen. Ob Roggen-Tage, Flämingbrot, Braunbrot aus Blankensee, Nuthekrüstchen, Pasta, Roggenpralinen oder Roggenbier – die Initiatoren wollen dem Roggen im Handel „ein Gesicht geben“. Hof-Cafés warten auf Roggenideen für Kleingebäck und Tortenböden. Syring will – angelehnt an ein italienisches Mandelgebäck – Kürbiskern-Roggen-Cantuccini herstellen. Auch die Reha-Klinik Bad Belzig will kooperieren, ihre Patienten informieren und in der eigenen Gaststätte spezielle Roggenprodukte anbieten.

In einem Netzwerk sollen die Ideen zusammengeführt werden – ein gemeinsames Label für die Roggenprodukte ist geplant. Notwendig sei eine regionale Linie vom Bauern über die Mühle und den Bäcker bis zum Lokal. „Erst dann ist ein solches Label auch gerechtfertigt“, erklärte der Nuthetaler Bäcker Holger Schüren.

Zu besonderen Ereignissen wie dem 12. Deutschen Wandertag im Juni 2012, der Brandenburger Landpartie oder dem Museumsfest in Blankensee könnten Roggenprodukte den Gästen nahegebracht werden, hieß es. So will Müllermeisterin Karin Steinmeyer beim Frühlingsstart der Aktion Offene Höfe in der Nuthe-Nieplitz-Region am 1. April das Jubiläum zum 80. Jahr des Bestehens der Steinmeyer-Mühle Luckenwalde einläuten. Bei Mühlenführungen wird dem Verbraucher schon jetzt rund ums Mehl viel vermittelt. Tradition hat auch schon Schürens Adventsaktion in Rehbrücke. 2011 kamen dazu 176 Familien in das IGV – so viele wie noch nie – und bauten mit ihren Kindern Pfefferkuchenhäuser. Schürens Pfefferkuchen besteht zur Hälfte aus Roggenmehl. Ute Kaupke

Im Internet:

www.flaeming-havel.de

Ute Kaupke

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