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Chaos in der Oderstraße: In der Nacht zum Mittwoch war hier ein Lagerhaus komplett ausgebrannt. Explodierende Gasflaschen und brennende Feuerwerkskörper sprengten sogar Mauerteile aus der Fassade des Plattenbaus. Die Gewalt der Druckwelle zerstörte auch mehrere Edel-Karossen eines benachbarten Autohauses.

© Andreas Klaer (2), Andreas Meyer

Von Tobias Reichelt: Flammen-Inferno in Teltow

Millionenschaden nach Brand und Explosionen im Gewerbegebiet an der Oderstraße / Ursache noch nicht geklärt

Stand:

Teltow - Mehrere gewaltige Explosionen haben in der Nacht zum Mittwoch das Teltower Gewerbegebiet Techno Terrain erschüttert. In der Oderstraße ist ein fünfstöckiges Büro- und Lagerhaus komplett ausgebrannt. Besonders gefährlich: In dem rund 100 Meter langen Gebäude lagerten Gasflaschen und Feuerwerkskörper, die in Brand gerieten. Die Gewalt der Gas-Explosionen kurz vor Mitternacht riss Teile der Plattenbau-Fassade heraus und schleuderte Inventar aus ebenfalls im Haus befindlichen Laboren auf die Straße. Mauerteile fielen auf geparkte Autos. Das Feuer konnte sich rasant ausbreiten. Auch ein Reifenlager im Haus geriet in Brand. Augenzeugen berichteten von einem scharfen Gestank. Auf dem Areal eines Jaguar-Autohaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurden mehrere Wagen durch umherfliegende Metallsplitter beschädigt, zahlreiche Fensterscheiben gingen zu Bruch. Der Leiter des Autohauses, Steffen Reimann, der dort in einer Dachgeschosswohnung lebt, wurde mit einer Gehirnerschütterung und einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Ein Stahnsdorfer Feuerwehrmann erlitt eine Rauchgasvergiftung. Die Polizei forderte noch in der Nacht die Bewohner des Flussviertels über Megaphon auf, die Fenster zu schließen. Erst gegen 6 Uhr morgens konnte das Feuer weitgehend gelöscht werden.

Weitere Menschen kamen nach Auskunft der Polizei bei dem Brand nicht zu Schaden. Fraglich blieb, ob sich zum Zeitpunkt des Feuers noch Mitarbeiter der Spätschicht im Haus aufhielten. „Es wurden keine Personen evakuiert“, hieß es von der Polizei. Die Feuerwehr konnte das Gebäude noch nicht betreten, um nach Menschen zu suchen. Das Haus gilt als einsturzgefährdet. Bauexperten müssen zunächst die Statik prüfen. Nach deren erster Einschätzung scheint der DDR-Bau an der Ecke zur Warthestraße abrissreif.

Was das Feuer ausgelöst haben kann, ist bislang unklar. Spezialkräfte des Landeskriminalamtes ermitteln in alle Richtungen. Brandstiftung wurde ebenso wenig ausgeschlossen wie ein Blitzeinschlag. Der Schaden soll in die Millionen gehen. Umliegende Gebäude, wie die Zentrale des Mobilfunkunternehmens O2, mussten evakuiert werden. Auch hier gingen Fensterscheiben zu Bruch. Knapp 80 Feuerwehrleute aus den Wachen der Region sowie Potsdam und Berlin verhinderten, dass das Feuer auf andere Gebäude übergriff. Oder- und Warthestraße waren bis zum Morgen voll gesperrt. Autofahrer müssen sich vermutlich noch einige Tage auf Verkehrseinschränkungen in unmittelbarer Nähe des Brandortes einstellen.

Der Anblick, der sich Passanten, Anwohnern und Mitarbeitern der betroffenen Firmen am Morgen bot, war verheerend: Ein großes Loch klaffte in der Fassade des vom Feuer schwarz gefärbten Riegelbaus. Überall lagen Glas- und Metallsplitter um das Gebäude verteilt. „Erst habe ich gedacht, es gewittert, so doll hat es geknallt“, erzählte eine entsetzte Anwohnerin, die gemeinsam mit ihrem Mann seit der ersten Explosion kein Auge mehr zugemacht hatte. Besonders pikant: Noch am Tag zuvor hatte sich die Brandschutzbeauftragte der Feuerwehr Teltow für eine Besichtigung des Hauses angemeldet. Ein kurzfristiger Termin kam nur wenige Stunden vor dem Feuer dazwischen. Die Überprüfung der Brandschutzeinrichtungen wurde abgesagt. Auf welchem Sicherheitsstand die Haustechnik war, konnte Feuerwehreinsatzleiter Wolfgang Troeger nicht sagen. „Wir waren noch nie in dem Haus, um es zu überprüfen“, erklärte er gestern.

Entsetzen auch beim Jaguar-Chef Reimann: „Plötzlich flogen hier Metallteile, Böller und Feuerwerkskörper durch die Gegend“, sagte er. Fast alle seiner Wagen haben Beulen oder Schrammen abbekommen. Einige, die direkt am Rande des brennenden Lagerhauses standen, brannten komplett aus. Selbst im Autohaus standen die Edel-Limousinen nicht sicher: Der Druck der Explosionen hatte die Deckenbeleuchtung heruntergerissen. Auch die Rolltore der angrenzenden Werkstatt wurden zerstört. Wann das Autohaus seinen Betrieb wieder aufnimmt, blieb gestern unklar. Warten hieß es auch beim Mobilfunker O2. Über die gewaltigen Ansaugstutzen der Klimaanlage wurde die gesamte Nacht über der beißende Rauch des benachbarten Feuers in das Haus gesogen. Sämtliche Mitarbeiter des auch in der Nacht arbeitenden Call Centers mussten das Gebäude verlassen. Verletzte gab es keine, bestätigte die Betriebsärztin. Die Zentrale wurde für einen Tag geschlossen.

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