Neuer Schädling: Fliege macht die Walnuss platt
Eine nordamerikanische Fruchtfliegenart befällt Bäume im Großraum Kleinmachnow. Pflanzenschützer bitten Gartenbesitzer um Hilfe: Mit gelben Tafeln soll ihnen der Schädling auf den Leim gehen
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Kleinmachnow - Es beginnt ganz harmlos mit einem kleinen Stich ins grüne Fleisch der Walnuss. Doch hat die Walnussfruchtfliege ihre Brut erst einmal gelegt, ist der Ernteausfall nicht mehr aufzuhalten: Schwarz und schleimig fallen die Nüsse wenige Wochen später zu Boden. Das äußere Fleisch ist klebrig und von Larven zerfressen. Die leckere Nussfrucht im Innern ist kaum ausgebildet und ungenießbar.
Mit einen Aufruf hat sich das brandenburgische Landwirtschaftsministerium am gestrigen Dienstag an alle Gartenbesitzer im Großraum Kleinmachnow gewendet. Sie sollen helfen, die massenhafte Verbreitung der schädlichen, nordamerikanischen Walnussfruchtfliege Rhagoletis suavis zu stoppen. „Bestenfalls sind die Früchte nur unansehnlich. Sollen sie vermarktet oder verarbeitet werden, sind Verkauf oder Lagerung so gut wie ausgeschlossen“, warnt das Ministerium. Weil dem Schädling mit chemischen Pflanzenschutzmitteln nicht beigekommen werden darf, sollen Anwohner gelbe Leimtafeln in ihren Walnussbäumen aufhängen. So könnten die Fruchtfliegen gefangen werden. Auch die von Larven zerfressenen Nüsse sollten unbedingt eingesammelt und im Hausmüll entsorgt werden.
„Nur so können wie die Ausbreitung der Walnussfliege stoppen“, erklärt Angelika Hänisch vom Pflanzenschutzdienst des Landesamtes für ländliche Entwicklung. „Wenn die Anwohner nicht mithelfen, wird die Fliege immer größere Schäden anrichten.“ Denn nach dem Stich fressen sich ihre Larven durch das grüne Nährgewebe der Walnüsse und stoppen das Wachstum des Nusskerns. Befallene Nüsse sollten unbedingt aufgesammelt und in einem Plastikbeutel entsorgt werden, sagt Hänisch. Keinesfalls dürfen die Nüsse auf den Kompost. Dort könnten die Larven überleben und sich einpuppen. Nach dem nächsten Winter droht dann die nächste Fliegenplage.
Die Fliegen selbst werden etwa acht bis zehn Millimeter lang. Sie haben einen gelblichen bis weißlichen Körper mit bräunlichen Streifen. Die Flügel sind durchsichtig und schwarz gestreift. Die Flugzeit beginnt Mitte Juni und reicht bis in den September hinein. Die Weibchen legen ihre Eier in den grünen Fruchtschalen ab. Schon knapp fünf Tage später beginnt dann die Fresstour der Larven. Sie werden etwa vier bis sechs Millimeter lang und hinterlassen kleine schwarze Flecke an den grünen Nüssen. Stück für Stück wird die Fruchtschale damit schrumpelig, bis sie komplett schwarz ist – in ihrer eigentlichen Heimat Nordamerika trägt der Schädling den passenden Namen Pestfliege. Die Larven des Quälgeists fallen später mit den Nüssen vorzeitig vom Baum oder lassen sich zu Boden fallen, um sich dort einzugraben und im folgenden Jahr als Fliege zurückzukehren und weiteres Unheil anzurichten.
„Für den Laien ist es unmöglich, die schädliche Walnussfruchtfliege von einer unschädlichen Fruchtfliege zu unterscheiden“, sagt Fliegenexpertin Angelika Hänisch. Deshalb sollen Gartenbesitzer die gelben Leimtafeln auch nicht einfach wegwerfen, nachdem sie die Fliegen damit gefangen haben. Um den genauen Grad der Ausbreitung des Schädlings in Brandenburg bestimmen zu können, sollen alle Fliegenfänger auch aus anderen Gebieten oder Regionen ihre Beute per Post oder persönlich beim Pflanzenschutzdienst abgeben. In einem phytopathologischen Speziallabor werden die toten Fliegen dann auf ihre Art untersucht.
Dass sich der Schädling rund um Kleinmachnow ausbreitet, ist vermutlich einem Fruchtimport aus Nordamerika geschuldet, sagt Hänisch. Nur so können die lebenden Larven der Walnussfruchtfliege in die Region gelangt und hier schließlich geschlüpft sein. Die ersten lebenden Larven der Rhagoletis suavis wurden im vergangenen Sommer von einer Mitarbeiterin des Pflanzenschutzdienstes in ihrem Garten in Kleinmachnow entdeckt. Ein weiterer Fund wurde 30 Kilometer entfernt gemacht. Die ähnlich schädliche Rhagoletis completa – eine weitere Walnussfruchtfliegenart – sei in Brandenburg bereits vor zwei bis drei Jahren entdeckt worden.
Die Fliegen können mitunter kilometerweit fliegen, sagt Hänisch. Deshalb sei es umso wichtiger, dass möglichst viele Gartenbesitzer ihre Walnussbäume mit den gelben Leimtafeln ausstatten. Zu kaufen gibt es die Tafeln in jedem Gartencenter oder Baumarkt für wenige Euro. „Die Chance ist groß, damit einige Fliegen wegzufangen“, sagt Hänisch. Alle werden sich damit aber wohl nicht erwischen lassen. Der Kampf gegen die Walnusspest hat gerade erst begonnen.
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