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Kostenlos Tee. Der Dienst hinter dem Tresen wird von den Besuchern des Jugendcafés organisiert.

© Henry Klix

Potsdam-Mittelmark: Fliegende Kuchen an der Wand

Nach einjährigem Testlauf wird das Jugendcafé „Cupcake“ in Kleinmachnow zur Dauereinrichtung. Vor Ort findet man das perfekt

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Kleinmachnow - Ben ist oft im „Cupcake“, zum Freundetreffen, Spielen oder über die Schuleplaudern. Ein Haufen Brettspiele sind in einem Regal aufgestapelt. Wii spielt der Elfjährige, der nach dem Sommer ins Weinberggymnasium gewechselt ist, hier auch: „Das ist die Spielkonsole, bei der man sich am meisten bewegt“, sagt er. Toras, ebenfalls elf Jahre alt, schränkt ein, dass man sich beim Fußball deutlich mehr bewege, Ben widerspricht nicht.

Beide sind nach der Schule gern hier, gestern bastelten sie mit einem guten Dutzend anderer Kinder im „Cupcake“ Pfefferkuchenhäuser mit Schornsteinen aus Butterkeksen und Dächern aus Schokoflocken, mit guten Wünschen beschriftet. Einige wollen sie verschenken, andere selber essen. Auf der Bar stehen Lollis, jemand lässt sich eine Fanta rüberreichen. Die Stimmung ist entspannt im Kleinmachnower Jugendcafé.

Das kann sie auch: Am Donnerstagabend haben die Gemeindevertreter beschlossen, das Jugendcafé nach einjährigem Testlauf zur Dauereinrichtung zu machen. Im Sommer 2013 war das leer stehende Ladengeschäft durch Jugendliche mit den Sozialarbeitern Markus Sander und Janine Gronowsky ausgebaut worden. Beide haben hier halbe Stellen, zur anderen Hälfte sind sie als Schulsozialarbeiter tätig. „Die Möbel haben wir so gekauft, dass wir sie auch woanders verwenden können“, sagt Sander. Das ist nun nicht mehr nötig.

Zuletzt hatte sich das Angebot für Kinder und Jugendliche im Ort auf den Jugendtreff „Carat“ beschränkt. Eine Umfrage unter Jugendlichen hatte gezeigt, dass es erheblichen Bedarf für einen Treff der Jüngeren im Ort gibt. Mit dem „Cupcake“ werden nun auch Schüler im Alter zwischen 10 und 15 Jahren angesprochen, sagt Sander. Täglich wird das Cafe im Schnitt von 16 bis 17 Jugendlichen besucht. „Manchmal sind auch mehr als 40 hier, aber anstrengender ist es, wenn es nur fünf sind“, sagt Sander. Im kleinen Kreis werden dann zwischen Kindern und Sozialarbeitern die besonders intensiven Probleme gewälzt.

In der Gemeindevertretung ist man sich im Klaren, dass die derzeitige Infrastruktur an Jugendklubs in der Gemeinde kaum genügt. Eine „AG Jugendtreffpunkte Kleinmachnow“, die auch auf Facebook präsent ist, denkt darüber nach, wie sich die Situation verbessern lässt. Selbst wenn das „Cupcake“ zur Dauereinrichtung wird, werde das nicht reichen, sagte Gemeindevertreter Thomas Singer (Linke) am Donnerstagabend. „Wir werden uns mit weiteren Standorten beschäftigen müssen.“ Schon jetzt soll überlegt werden, ob die Öffnungszeiten des „Cupcake“ von 13 bis 18.30 Uhr etwas erweitert und etwas mehr für das Jugendcafé geworden wird, wie es hieß. Angelika Scheib (CDU) sprach von einer „positiven Erweiterung des Angebots“ und schlug vor, sich nach zwei Jahren anzuschauen, was die Arbeit gebracht hat, um Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Die Evaluation finde bei solchen Projekten sogar jährlich statt, sagt Sozialarbeiter Sander. „Mit dieser Vorgabe haben wir kein Problem.“ Hinter dem Angebot stecke ein präventiver Ansatz, es gehe darum, den Kindern Werte zu vermitteln – auch in einem Lebensabschnitt, in dem es die Eltern schwerer damit haben. „Das Ergebnis ist kaum messbar“, sagt Sander. „Wir wissen ja nicht, welche Bushaltestelle ohne uns kaputtgegangen wäre.“

Die Arbeit beschränke sich nicht darauf, die Türen aufzuhalten. Die Kinder sollen etwas auf die Beine stellen, wie sie es beim Aufbau des Treffs getan haben. „Anfangs haben wir hier auf Bierbänken gesessen“, sagt Sander. Jetzt gibt es im Laden in der Hohen Kiefer, der von der kommunalen Gewog angemietet wurde, eine Tobeecke, einen Tresen und gemütliche Möbel zum Chillen, den Kickertisch und einen Arbeitstisch, an dem auch Hausaufgaben erledigt werden können. „Das ist alles so, wie es sich die Kinder gewünscht haben“, auch der an die Wand gemalte fliegende Kuchen war ihre Idee.

Im Club kann gebastelt werden, können Armbänder geknüpft werden, gibt es auch mal Kurse zum Kerzenziehen oder Ausflüge nach Berlin auf der Suche nach „Mr. X“. An der Bar werden zum Selbstkostenpreis Süßigkeiten und Tütensuppen von den Schülern verkauft, Tee ist kostenlos. Für den Tresen gibt es einen Dienstplan, am Freitag steht die 14-jährige Jeany dahinter. Von Anfang an ist sie dabei. „Vorher gab es ja nichts“, sagt sie. Sie findet es perfekt, dass das „Cupcake“ bleibt. „Sonst hätte was gefehlt.“

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