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Potsdam-Mittelmark: Flieger, grüß mir die Sonne

Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling ließ 1000 Papierflugzeuge steigen

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Nuthetal - Mancher hielt es für eine Erscheinung, geschuldet der Hitze, ein Trugbild, hervorgerufen durch zu viel Sonneneinstrahlung. Wer am Mittwochnachmittag das Standesamt in Bergholz-Rehbrücke querte, sah Nuthetals Bürgermeister Gerhard Ling in blendend weißer Kapitänsuniform auf einer Hebebühne stehen und ein Papierflugzeug nach dem anderen in die Gegend werfen. Doch auch nach mehrmaligem Augenreiben und schmerzhaftem Kneifen löste sich diese Fata Morgana nicht in Luft auf. Bürgermeister Ling warf weiter seine Papierflieger in den blauen Himmel über Bergholz-Rehbrücke.

Nach einer Stunde hatte Gerhard Ling sein Ziel erreicht: 1000 Papierflugzeuge lagen auf dem Rasen, den Beeten und Wegen rund um das Standesamt verstreut. Am Morgen hatte Marcus Kaiser, Moderator beim privaten Radiosender rs2 Berlin-Brandenburg, Ling erklärt, was dessen Aufgabe bei der Bürger-Meisterschaft 2006 sei. Im vergangenen Jahr hatte der Radiosender die Aktion ins Leben gerufen, bei der mittels skurriler Aktionen die engagierteste Stadt, Gemeinde oder der beste Bezirk in der Region gesucht wird. Und wie im vergangenen Jahr, in dem 24 Brandenburger Gemeinden an der Bürger-Meisterschaft teilnahmen, ist der Hauptpreis auch dieses Mal ein großes Konzert am 26. August mit Jeanette Biedermann, Patrick Nuo, Jimmy Somerville, Ich & Ich und Right Said Fred, das rs2 in der Gemeinde veranstaltet und sämtliche Kosten übernimmt. Der Zweitplatzierte gewinnt einen Tag im Freizeitpark Belantis bei Leipzig für die Bürger seiner Gemeinde. Dem Drittplatzierten winkt eine Werbekampagne für den Ort im Wert von 10 000 Euro.

Nuthetal war bei der am Montag gestarteten Meisterschaft der dritte Kandidat und musste eine Flotte von 1000 Papierfliegern falten. Diese Flotte hatte aus verschiedenen „Fluglinien“ mit eigenständigem Namen und Logo zu bestehen, die nicht mehr als jeweils 50 Flieger besitzen durften. Bürgermeister Ling, verkleidet als Flugkapitän, musste dann jeden Flieger einzeln aus einem hohen Gebäude werfen und mit mindestens 300 Papierflugzeugen eine Ziellinie in 30 Metern Entfernung überqueren.

Im Grunde ist die Bürger-Meisterschaft ein Test für den Gemeinsinn in einem Ort. Denn nur mit den Menschen in der Gemeinde lassen sich solche Aufgaben lösen. So musste Velten eine Aprés-Ski-Party organisieren, Angermünde die bekannten Karl-May-Spiele aus Bad Segeberg kopieren und Nuthetal besagte 1000 Papierflugzeuge falten und fliegen lassen. Für manche ist das eine Riesengaudi, für andere ein öffentliches Sich-zum-Affen-machen. Egal. Nuthetal hat bei der Bürger-Meisterschaft Gemeinsinn bewiesen. Gerhard Ling rief am Mittwoch Vereine und Unternehmen an und fast alle machten mit. So falteten unter anderem der Ortsverein Tremsdorf, das Fitnesscenter aus Bergholz-Rehbrücke und die Gemeindeverwaltung für ihren Bürgermeister, dazu Kinder aus dem Ort. Am Ende waren fünf Kisten zusammengekommen, die mit „Flugkapitän“ Ling in der Hebebühne über das Standesamt gehievt wurden. Um 14 Uhr begann dann die Lingsche Flugstunde.

Und nun heißt es warten. Die Bürger-Meisterschaft wird noch einige Wochen laufen. Am Ende entscheidet eine Jury, welche Gemeinde die gestellte Aufgabe am besten gelöst hat. Sollte Nuthetal der Sieger werden, weiß man hier auch schon, wo das großes Open-Air-Spektakel stattfinden soll. Auf dem Fliegerberg in Saarmund, heißt es aus der Gemeindeverwaltung. Die passende Uniform für diesen Tag hätte Gerhard Ling dann schon. Dirk Becker

Dirk Becker

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