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Potsdam-Mittelmark: Flüchtlinge könnten ab 2016 kommen

Unterkunft in Damsdorf wohl nicht verzichtbar. Landkreis prüft Standorte in anderen Kommunen

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis wird auf das geplanten Flüchtlingswohnheim in Damsdorf langfristig wohl nicht verzichten können. Wie Fachbereichsleiter Thomas Schulz den PNN am gestrigen Montag mitteilte, müsse man gemeinsam mit der Gemeinde Kloster Lehnin prüfen, unter welchen Bedingungen Flüchtlinge in ehemaligen Bundeswehrkasernen in Damsdorf ab dem kommenden Jahr untergebracht werden könnten.

Ursprünglich wollte der Landkreis bereits Ende August erste Flüchtlinge in zwei früheren Kasernen unterbringen und dafür mehrere Häuser ankaufen. Da zwischenzeiltich die Gemeinde das Gelände gekauft hat, ist jedoch nicht klar, wie viele Menschen dort möglicherweise unterkommen und wer den Umbau der alten Kasernen bezahlen soll (PNN berichteten). Landrat Wolfgang Blasig (SPD) zeigte sich den PNN gegenüber überrascht vom Kauf und wollte abwarten, ob ihm die Gemeinde nun Wohnungen zur Flüchtlingsunterbringung anbiete.

Gespräche zwischen dem Landkreis und der Gemeinde gab es bisher noch nicht. „Wir sind derzeit sehr damit beschäftigt, die neuen Container und Wellblechhütten in Brück und Bad Belzig aufzubauen“, so Thomas Schulz. Außerdem gebe es Gespräche mit mehreren Kommunen über mögliche neue Standorte von Containerdörfern. „Die Unterbringung von Flüchtlingen in der Michendorfer Turnhalle hat anscheinend in vielen Verwaltungen dazu geführt, noch einmal zu schauen, wo sie selbst geeignete Standorte für Flüchtlingsunterkünfte haben“, sagt der Fachbereichsleiter. Mit welchen Gemeinden es konkrete Gespräche gibt, wollte Schulz jedoch noch nicht verraten. In Michendorf bleibe es auch dabei, dass die Turnhalle Ende August wieder leer gezogen ist und für den Schulsport genutzt werden kann.

Schulz zufolge sei die neue Konstellation in Damsdorf für den Landkreis eine Herausforderung: Bisher miete man entweder Wohnungen von Privatleuten oder sei Besitzer der Unterkünfte. Die Wohnungen eines anderen Eigentümers könne man als Landkreis nicht selbst umbauen.

In Kloster Lehnin hatte man anscheinend jedoch genau darauf gehofft. „Wir haben das Gelände nicht gekauft, um den Einzug von Asylbewerbern zu verhindern“, betonte Bürgermeister Bernd Kreykenbohm (parteilos) gegenüber den PNN. Man habe dem Landkreis im vergangenen Jahr selbst einen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft angeboten, den der Kreis jedoch abgelehnt habe. Die Gemeinde habe sich zwar stets gegen die geplanten 600 Flüchtlinge in Damsdorf ausgesprochen, da die Infrasturkur im Ort mit 1 600 Einwohnern dafür nicht geschaffen sei. Bis zu 200 Flüchtlinge halte man aber für verträglich, auch der Integrationsbeirat des Landes empfehle diese Größe für Flüchtlingsheime.

Seit 2006 sei Kloster Lehnin am Kauf der früheren Kaserne interessiert gewesen und konnte 2008 einen Teil erwerben, auf dem nun der Bauhof untergebracht ist. „Wir brauchen das Areal dringend für Gewerbeflächen, die es in der Gemeinde so nicht mehr gibt“, begründet Kreykenbohm den Kauf. Das Gelände sei verkehrsgünstig gelegen, nahe der Autobahn 2 und sollte über eine kleine Stichstraße angebunden werden. Von der Kaufabsicht des Landkreises habe er erst nach Unterzeichnung des Kaufvertrages erfahren. Eine Unterbringung von bis zu 200 Flüchtlingen wäre Kreykenbohm zufolge jedoch trotz der Nutzung als Gewerbegebiet möglich.

Ob die Gemeinde nach dem Kauf des Geländes – das Fachleuten zufolge eine siebenstellige Summe gekostet hat – noch genug Geld hat, um selbst die Wohnungen für Flüchtlinge auszubauen und dann an den Landkreis zu vermieten, konnte Kreykenbohm nicht sagen. „Wir müssen erst einmal prüfen, wie teuer der Umbau würde“, so der Bürgermeister. Für die Sanierung von Wohnungen für bis zu 600 Flüchtlinge hatte der Landkreis laut Thomas Schulz mit rund einer Million Euro kalkuliert.

Ob und wann die Unterbringung von Flüchtlingen in Damsdorf für den Landkreis notwendig wird, konnte Schulz gestern nicht abschätzen. In diesem Jahr würden die Kapazitäten durch die Erweiterungen in Brück und Bad Belzig wohl ausreichen. „Wir hoffen auf ein Einpegeln der Flüchtlingszahlen, wenn der Strom aus dem Balkan in geordnete Bahnen gebracht wird“, so der Fachbereichsleiter. In der Bundespolitik wird derzeit diskutiert, eigene Flüchtlingsheime für Menschen aus Serbien, Kroatien und dem Kosovo zu errichten, da ihre Chancen auf eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung relativ gering sind. Das könnte auch die Landkreise entlasten.

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