
© hkx
Potsdam-Mittelmark: Flüchtlingsunterkunft mit Wohncharakter
Der Kreis will auf der Werderaner Jugendhöhe Sozialwohnungen schaffen und so den Rückstau in den Asylbewerberheimen mildern
Stand:
Werder (Havel) - Die Flüchtlingszahlen gehen zurück, die Zahl der anerkannten Flüchtlinge steigt, günstige Wohnungen sind rar in Potsdam-Mittelmark. In der Kreisverwaltung gibt es jetzt erste Überlegungen, wie die nicht mehr voll belegten sowie die neu zu beziehenden Flüchtlingsheime besser genutzt werden können. In Werder (Havel) wird eine erste Umnutzung eines Heimes jetzt auf den Weg gebracht. So sollen in das ehemalige Lehrlingswohnheim auf der Jugendhöhe neben dem Werderaner Oberstufenzentrum weniger Flüchtlinge als bisher geplant einziehen. „Wir wollen den Wohncharakter forcieren“, sagt Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert auf Anfrage.
Der Kreistag wird in der kommenden Woche zum ersten Mal über die neue Konzeption des geplanten Heimes in Werder beraten und entscheiden. Langfristig könnten in dem Wohnheim Sozialwohnungen entstehen, vorerst soll das Ganze aber noch unter dem Etikett Flüchtlingswohnheim laufen. Vermutlich auch, weil Flüchtlingsheime aus einem anderen Etat finanziert werden als der soziale Wohnungsbau und sich ein Wechsel nicht so kurzfristig bewerkstelligen lässt.
„Mit dem Eigentümer sind Gespräche dahingehend geführt worden, die Belegung des Übergangswohnheimes individueller zu gestalten und dafür die Kapazitätsgrenze herabzusetzen“, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert auf PNN-Anfrage. Ursprünglich sollten in das Objekt bis zu 250 Flüchtlinge ziehen. Das ehemalige Lehrlingswohnheim neben der Werderaner Berufsschule verfügt derzeit über 83 Wohnräume, geplant war eine Belegung von rund drei Flüchtlingen pro Zimmer. Gemäß den neuen Planungen sollen es nur noch 180 Bewohner sein.
Immer weniger Flüchtlinge kommen derweil im Kreis an. Bis Mitte Juni waren es in diesem Jahr bisher 178. Zum Vergleich, im vergangenen Jahr als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte, musste der Kreis monatlich rund 120 Hilfesuchende aufnehmen. In diesem Jahr rechnet man mit rund 1000 Neuankömmlingen, in den folgenden Jahren mit jährlich 500 Menschen. „Dafür beziehen immer mehr der bereits vorhandenen Flüchtlinge Leistungen aus dem SGB II“, so Kreissprecher Schwinzert. Damit würden sich auch die Standards für die Unterbringung ändern.
Wie groß der Bedarf an günstigen Wohnungen für Flüchtlinge derzeit ist, zeigen die aktuellen Zahlen aus der Bad Belziger Verwaltung. Rund 40 Prozent der in Mittelmark lebenden 1590 Flüchtlinge haben ein Bleiberecht, sie fallen damit nicht mehr in das Asylbewerberleistungsgesetz, sondern haben wie Menschen mit keinem oder zu wenig Einkommen Anspruch auf Hartz IV und damit auf eine eigene Wohnung außerhalb des Heims.
Doch günstiger Wohnraum ist knapp. Wie berichtet führt derzeit die Wohnungsnot im Kreis zu einem Rückstau in den Flüchtlingsunterkünften. So sind mittlerweile in dem blauen Wohnhaus gegenüber dem Supermarkt Kaufland in der Potsdamer Straße in Teltow 112 Flüchtlinge anerkannt worden – insgesamt leben dort rund 280 Menschen. In dem Containerdorf in Neuseddin überwiegt die Zahl der Bleibeberechtigten: Von 139 Bewohnern sind 80 anerkannt.
Für insgesamt 618 Flüchtlinge müsste der Kreis eine Wohnung stellen. Nicht alle von ihnen bleiben in Mittelmark, nachdem ihr Aufenthalt genehmigt wurde. „Viele zieht es in die Ballungszentren“, so Schwinzert. Immerhin habe man bereits 128 Flüchtlinge in eine eigene Wohnung vermittelt.
Wer als anerkannter Flüchtling in Deutschland lebt, der darf auch seine Familie nachholen. Eine Umfrage des Kreises in den Flüchtlingsheimen habe laut Schwinzert ergeben, dass rund 300 Frauen und Kinder nachziehen könnten. „Auch hier ist fraglich, wann sie kommen und ob die Familien hierbleiben werden.“
Für das alte Lehrlingswohnheim in Werder will der Kreis die bisher vereinbarte Mietdauer jetzt von drei auf fünf Jahre erweitern. Der Kreistag soll das auf seiner Sitzung am 23. Juni beschließen. Das ist die Bedingung des Vermieters, der laut Kreissprecher Schwinzert für den erforderlichen Umbau selbst aufkommen muss. Damit verzögert sich nun auch der Einzugstermin. So sollten ab August die ersten Flüchtlinge auf der Jugendhöhe einziehen, durch die Umbauten wird es wohl März des kommenden Jahres werden. Wie viel Platz die Flüchtlinge dann haben werden, konnte Schwinzert auf Nachfrage noch nicht sagen. Auch der Eigentümer der Immobilie, die Objekt Bismarckhöhe GbR, war am Dienstag auf Anfrage nicht zu erreichen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: