Potsdam-Mittelmark: Flugbetrieb beginnt in nächsten 14 Tagen
Protest des grünen Landesverbands gegen Genehmigung für Wasserflieger auf dem Schwielowsee
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Protest des grünen Landesverbands gegen Genehmigung für Wasserflieger auf dem Schwielowsee Werder · Petzow - Keine zwei Wochen, dann soll das erste Wasserflugzeug auf dem Schwielowsee in Werder-Petzow landen. Nachdem das Umweltamt in Belzig am Dienstag die naturschutzrechtliche Genehmigung erteilte (PNN von gestern), werde der Flugbetrieb innerhalb von 14 Tagen aufgenommen, sagte Wolfgang Werner, Geschäftsführer des noch im Bau befindlichen Ferienresorts Schwielowsee, den PNN. Einen genaueren Starttermin gebe es noch nicht. Das technische Equipment, wie ein Anleger für das Flugzeug und ein Bereitschaftsboot für Gefahrenfälle, sei aber schon vorhanden. Das Wasserflugzeug soll einen Farbtupfer in der Angebotspalette des neuen Ferienresorts bilden. Die Air Service Berlin, die den Flugbetrieb übernimmt, spricht von etwa sechs bis acht Anflügen monatlich. „Wir werden dann Fluggäste aus Berlin hin- und zurückfliegen und am Schwielowsee noch einen zusätzlichen Rundflug für die Leute vor Ort anbieten können“, so Air-Service-Geschäftsführer Frank Hellberg. Etwa 20 Minuten Hinflug, Menü im Restaurant „Ernest“ und Rückflug sollen 164 Euro pro Person kosten. Hochzeitspaare, Jubilare oder Prominente werden als Gäste erwartet. Für den Rundflug über die Schwielowsee-Region werden dann 118 Euro berappt. Hellberg geht davon aus, dass der rote Flieger am Schwielowsee bald zur Normalität wird, wie auch in den anderen Heimathäfen der viersitzigen Cessna in Berlin-Treptow und Warnemünde. Das sieht der Landesverband der Bündnisgrünen freilich anders. Wie berichtet ist der Wasserflugbetrieb im Landschaftsschutzgebiet ein bundesweites Novum. Der grüne Landeschef Joachim Gessinger sprach gestern deshalb von einer „nicht nachvollziehbaren Entscheidung“ des Belziger Umweltamtes. „Eine Naturschutzbehörde, die derartige Eingriffe in die geschützte Flora und Fauna erlaubt, sollte schleunigst ihren Namen ändern.“ Statt sanftem Tourismus erlebe die Region jetzt einen für die Allgemeinheit „ziemlich unsanften“ Flugbetrieb, um einer Hand voll von Gästen „den besonderen Kick eines Besuchs von oben zu bieten“. „Diese verantwortungslose Privatisierung und Vermarktung von Natur wird von der PDS, CDU und SPD in der Region tatkräftig gefördert.“, so Gessinger. Das illustriere, welchen Wert deren Bekenntnisse zum Natur- und Umweltschutz in der Praxis haben. Auch das Bürgerbündnis Schwielowsee (BBS), stärkste politische Kraft in Werders Nachbargemeinde Schwielowsee, reagierte verärgert auf die Belziger Entscheidung. BBS-Chef Jürgen Scheidereiter, kündigte an, dass man nicht klein beigeben werde. „Wenn der Charakter eines Landschaftsschutzgebietes so entstellt wird, muss man auch fragen dürfen, ob Vorhaben wie das Petzower Ferienresort noch akzeptabel sind.“ Unklar sei für ihn die Auflage des Umweltamts, wonach der Flieger Seeadlerbrutstätten in 600 Metern Höhe überfliegen muss. „Auf Menschen wird nicht soviel Rücksicht genommen.“ Unterdessen sprach Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) gestern von einer „vernünftigen Verfahrensweise“. Mit den Stimmen von CDU, SPD und PDS hatten Werders Stadtverordneten das Vorhaben zuvor bereits befürwortet. „Wenn wir Wasserflugzeuge nicht wollen, müssten wir auch Motorboote verbieten“, meint Große. Man werde in den nächsten Wochen schauen, wie sich das Angebot entwickelt und inwieweit man es in die touristischen Konzepte Werders einbinden kann. „Die Luft ist zum Glück noch frei, da können die Grünen nicht ran“, stichelt der Bürgermeister. Henry Klix Im Internet unter: www.air-service-berlin.de
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