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Potsdam-Mittelmark: Flugzeugcrash: Fluglehrer schaute zu

Spezialisten analysieren Unfall in Saarmund

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Nuthetal / Potsdam - Nach dem Zusammenstoß zweier Sportflugzeuge in Saarmund untersucht die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig die Ursache. Bis zur Vorlage eines Abschlussberichts werde es aber noch einige Wochen dauern, sagte der Flugunfalluntersucher Dietmar Nehmsch gestern auf PNN-Anfrage. Vor Ort seien mehrere Zeugen zum Unfallhergang befragt worden. Zudem seien die Wrackteile der Flugzeuge gesichtet und die Schäden dokumentiert worden.

Bei dem Unfall sind am Samstagnachmittag die beiden Piloten und ein Passagier gestorben. Die Obduktion soll heute beginnen. Dabei soll unter anderem geklärt werden, ob gesundheitliche Probleme, Alkohol oder Drogen den Unfall beeinflusst haben könnten, wie es von der Staatsanwaltschaft gestern hieß. Neben dem Obduktionsbericht will die BFU auch Radaraufnahmen der Deutschen Flugsicherung sichten. Flugbahnen, Tempo und Höhe können daraus abgeleitet werden, wie Flugunfalluntersucher Nehmsch erklärte.

Erste Details zum Unfallhergang sind bereits bekannt: So gilt es als sicher, dass es sich bei dem verunglückten Piloten des Segelflugzeugs vom Typ Jeans Astir um einen 58-jährigen Potsdamer handelt, der Mitglied im Saarmunder Segelverein Milan gewesen sein soll. Bei den getöteten Personen im Ultraleichtflugzeug, einer Remos GX, soll es sich um zwei Berliner, den 48-jährigen Piloten und einen 60-jährigen Passagier, handeln. Letzterer hatte offenbar einen Rundflug gebucht.

Der Segelflieger war nach bisherigen Erkenntnissen bei seinem Startmanöver mit dem Ultraleichtflieger in einer Höhe von 200 bis 300 Metern zusammengestoßen, sagte Nehmsch. Er startete in Richtung Osten, also der knapp 100 Meter hohen Saarmunder Berge, von wo die Remos entgegenkam. Die übliche Überflughöhe beträgt hier an sich 600 Meter. Warum das Ultraleichtflugzeug tiefer flog und ob es das durfte, ist offen.

Wahrscheinlich unmittelbar nach dem Zusammenstoß ist bei der Remos der Notrettungsschirm ausgelöst worden. „Wir nehmen an, dass der Seilmechanismus ausgelöst wurde, als sich die Tragflächen von der Kabine lösten“, so Nehmsch. Eine Rakete zieht den Fallschirm aus dem Paket, wenn ein Zugseil bedient wird. Der zwischen den Tragflächen fixierte Fallschirm sei – bereits losgelöst von der Kabine – noch ein Stück aufgegangen.

Der Remos-Pilot war als Fluglehrer in Schönhagen tätig. Der Segelflugzeug-Pilot war noch Flugschüler in Saarmund, durfte aber bereits – mit Funkkontakt zu seinem Ausbilder – allein im Einsitzer fliegen. Sein Ausbilder hat den Start und den Unfall vom Boden aus gesehen, er gehört zu den wichtigsten Zeugen. Ob das Segelflugzeug noch an der Lkw-Startwinde hing oder bereits abgekoppelt war, ist noch unklar. „Das ging alles so schnell, dass für Außenstehende keine Möglichkeit mehr bestand, noch was zu machen“, so Nehmsch. Die Remos fliege gemeinhin zwischen 120 bis 180 km/h.

In Saarmund gibt es keinen Tower, die Piloten fliegen „auf Sicht“. Gegebenenfalls wird Funkkontakt zum Flugleiter aufgenommen, der von einem Container an der Startbahn aus die Starts und Landungen koordiniert. Der Flugbetrieb soll heute wieder aufgenommen werden.

Die BFU ermittelt die Unfallursache, gibt wenn nötig Sicherheitsempfehlungen an den Flugplatz und schreibt einen Bericht, der von der Staatsanwaltschaft auf seine strafrechtliche Relevanz geprüft wird. Ziel seiner Arbeit sei es, Unfallrisiken zu analysieren, um sie für die Zukunft möglichst auszuschließen, sagte Nehmsch. Henry Klix

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