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Die Rieselfelder bei Stahnsdorf.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: „Flüsse sind bei Abwasser sensibler als Böden“

Experte sieht Reaktivierung der Rieselfelder als lohnenswerten Versuch für nachhaltige Entsorgung

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Teltow - Die Frage, ob auf die Rieselfelder um Stahnsdorf und Teltow je wieder Abwasser aufgetragen wird, ist eine „Forschungsarbeit für mehrere Jahre“, meint Gunnar Lischeid. Der Leiter des Instituts für Landschaftswasserhaushalt am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung hat begonnen, „die undurchsichtige Faktenlage und zahlreichen Gutachten“, die es für eine Reaktivierung der Rieselfelder gibt, zu bewerten. Erst wenn eine Analyse der bereits vorhandenen Untersuchungen und Ergebnisse vorliegt, könne über weitere Forschungsarbeiten und deren mögliche Förderung befunden werden, so der Wasser-Experte.

Hintergrund ist die Idee eines Pilot-Projektes, eine 2500 Quadratmeter große Rieselfeld-Fläche bei Sputendorf wieder zu reaktivieren. „Das wäre ein guter Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft und ein starkes Argument gegen eine Bebauung mit Windkrafträdern“, erklärte Jens Klocksin in der jüngsten Sitzung der Arbeitsgruppe „Der Teltow“ (KAT). Der Kleinmachnower SPD-Gemeindevertreter macht sich seit Jahren für eine teilweise Reaktivierung der Rieselfelder stark, die Ende des 19. Jahrhunderts zur Abwasserentsorgung dienten und deren Flora einst die Landschaft prägte. Vor 20 Jahren wurden die Rieselfelder stillgelegt, Abwasser wird seitdem in Klärwerken gereinigt und entsorgt. Ein Vorsprechen im brandenburgischen Umweltministerium im vergangenen Frühjahr verließ Klocksin mit der Empfehlung, ein Konzept zu entwickeln, wie ein solches Pilotprojekt aussehen könnte. In der KAT beschrieb Klocksin ein mögliches Szenario: Im Stahnsdorfer Klärwerk gereinigtes Abwasser könnte auf die einstige Rieselfeld-Fläche bei Sputendorf aufgetragen und dem Röthepfuhl in Ruhlsdorf sowie dem Güterfelder Haussee zugeführt werden – aufgrund des sinkenden Grundwasserspiegels gelten die beiden Gewässer als gefährdet.

Im Umweltministerium äußerte Wasser- und Bodenschutz-Fachmann Oliver Merten jüngst Bedenken. Da gereinigtes Abwasser nie frei von Schadstoffen und belasteten Rückständen sei, bestehe die Gefahr, dass Grund- und in der Folge auch Trinkwasser verunreinigt werden könnte. Bei der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH, die in der Region Wasser liefert und entsorgt, hat Geschäftsführer Martin Rahn „keine größeren Bedenken“, solange die betreffenden Rieselfelder nicht in der Trinkwasserschutzzone liegen. Da dies bei den bestehenden Flächen der Fall ist, „sagen wir grundsätzlich nicht nein zu möglichen Pilotprojekten“, so der MWA-Chef gegenüber den PNN. „Das gleiche Wasser, was auf die Rieselfelder käme, leiten wir jetzt in den Teltowkanal, und das kommt ja schließlich auch irgendwo an“, meint Rahn.

Für Wasser-Experte Lischeid ist das Rieselfeld-Experiment ein lohnenswerter Versuch im Bemühen um eine nachhaltige Abwasserentsorgung. „Flüsse sind als aquarisches Ökosystem sehr sensibel“, sagt der Forscher und behauptet: „Böden wären das bessere Ökosystem, um mit belasteten Restbeständen umzugehen.“ Peter Könnicke

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