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Im Vorgarten. Anwohner haben die Unfälle dokumentiert, die Polizei nicht.

© privat

Potsdam-Mittelmark: Fotos lügen nicht

Weil die Polizei von Unfällen nichts weiß, wird in der Wohnsiedlung am Zehnrutenweg weiter gerast

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Teltow - Der Zehnrutenweg in Teltow ist ein Schleichweg durch die Stadt, den nur findige Autofahrer kennen. Doch von Schleichweg kann in der schmalen Siedlungsstraße schon lange keine Rede mehr sein, sagt Daniel Anderssohn. Wenn der junge Familienvater an die kurvenreiche Straße ohne Gehweg vor seiner Haustür denkt, bekommt er Angst. Gefahren wird hier oft ohne Rücksicht und meist schneller als die vorgeschriebenen Tempo 30. „Wir fühlen uns nicht mehr sicher“, sagt Andersson. „Wir haben Angst um unser Leben.“ Und das nicht ohne Grund.

Schon eine ganze Bildergalerie hat der Teltower Autoverkäufer von Unfällen in der engen Kurve zwischen Hannemannstraße und Zehnrutenweg gemacht: Straßenschilder wurden umgefahren, Fußgänger müssen vor rasenden Autos flüchten und Lkws fahren sich die Spiegel ab – dabei dürften die hier gar nicht fahren. Ein Raser hat sogar Anderssons Familienauto zu Schrott gefahren, er hatte es auf der Straße geparkt. Ein neuer Unfall Ende Januar hat das noch übertroffen: Ein grüner Kleinwagen hatte es fast bis in einen Vorgarten geschafft. Ein Vorderrad hing schon im Maschendrahtzaun, Andersson hat es fotografiert. Doch das alles ist offenbar nicht Beweis genug, um die Straße sicherer zu machen.

Bei der Polizei sei keiner der Unfälle registriert worden, teilte das Teltower Rathaus den verärgerten Anwohnern jetzt mit. Damit seien der Stadt die Hände gebunden, die Siedlungsstraße sicherer zu machen. Ein Antrag auf Tempo 10 im Zehnrutenweg sei von der Polizei abgelehnt worden.

Keine Unfälle im Zehnrutenweg? Andersson und seine Nachbarn können das kaum glauben: „Sollen wir weiter warten, bis hier jemand unter einem Auto liegt?“, fragt er. In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung machte der Familienvater seinem Ärger vor den versammelten Lokalpolitikern Luft. Kinder dürfen nicht mehr an der Straße spielen, „selbst wir Erwachsenen haben Angst, uns auf die Straße zu begeben“, klagte er.

Dass die Polizei all die Gefahren nicht sieht, macht Andersson mehr als stutzig. „Die Bordsteine sind stark beschädigt durch anstoßende Autofelgen“, sagte er den PNN. Ein Verkehrsschild im Kurvenbereich sei allein in diesem Winter zweimal umgefahren worden. Aber: „Wer zeigt sich schon selbst an?“

Auch Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) sieht, dass die Sache mit der vielleicht gefährlichsten Kurve der Stadt schwierig werden könnte. Mit der Polizei sei die Verwaltung nicht weitergekommen. Das Rathaus lässt nun regelmäßig den mobilen Verkehrsblitzer im Zehnrutenweg aufstellen – doch allzu oft wird der von gewieften Schleichweg-Fahrern von Weitem erkannt. Das Rathaus sei deshalb bestrebt, eine dauerhafte bauliche Lösung für das Problem zu finden. Das jedoch sei eine Lösung, die Zeit braucht.

Andersson und seine Nachbarn aus dem Zehnrutenweg wollen die Stadt nun unterstützen: Der Familienvater selbst hat bereits den Gartenzaun zu seinem Grundstück zurückversetzt, um so Platz für einen Gehweg an der Straße zu schaffen. Damit könnten wenigstens die Fußgänger sicherer laufen. Auch andere Nachbarn ziehen mit, sagt Andersson. Jetzt sei die Stadt gefragt, den Bau voranzutreiben – und auch mit der Polizei wollen die Anwohner sprechen.

„Ich möchte einen gemeinsamen Termin mit der Polizei vorschlagen, morgens 7.30 Uhr“, sagt Andersson. Die Beamten sollen in Zivil erscheinen. „Dann gehen wir die Straße fünf Mal rauf und runter.“ Bislang habe nach so einer Tour noch niemand bestätigen wollen, dass am Zehnrutenweg keine Gefahr besteht, sagt Andersson. Tobias Reichelt

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