DasWAR“S: Fragen auf der „MS Müggelsee“
Was Peter Könnicke auf dem Teltowkanal interessierte
Stand:
Zu den peinlichen Momenten im Journalistenalltag gehört der Moment, in dem gefragt wird, ob man noch Fragen hat und niemand meldet sich. Bei Pressekonferenzen nach einem Fußballspiel erlebt man das häufig. Die Trainer haben gesagt, was zum Spiel gesagt werden musste, haben vielleicht noch eine Nachfrage beantwortet, weshalb der Spieler XY ausgewechselt wurde - und dann peinliche Stille. Nachdem der Pressesprecher allen einen schönen Heimweg gewünscht hat, stürzen sich die Journalisten auf die Trainer, weil sie da noch eine Frage hätten. Das selbe Spielchen gibt“s auch in Rathäusern. Man lauert dem Bürgermeister noch mal für ein diskrete Erkundung am Ende des Flurs auf oder drückt sich so lange im Saal rum, bis alle anderen gegangen sind.
Gestern war ich zu einem Pressetermin der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes eingeladen. Wir sollten zwei Stunden mit der MS „Müggelsee“ über den Teltowkanal fahren und dabei sollte uns einiges über dessen 100-jährige Geschichte erzählt werden. Ich spürte eine gewisse Vorfreude, denn als ich das letzte Mal zu einem Termin auf ein Schiff eingeladen wurde, gab es Wiener Würstchen und Kartoffelsalat. Die „MS Müggelsee“ war gut beladen, die Tour ging von Kleinmachnow bis zur Wismarer Straße in Berlin und wieder zurück. Genau auf der Hälfte der Strecke war alles gesagt. Im Schnelldurchlauf hatten wir Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kanals durch und es kam zur obligatorischen Frage, ob es noch Fragen gibt. Es gab keine. Wir hatten noch eine dreiviertel Stunde Kahnfahrt vor uns und keiner wollte mehr etwas wissen. Man ging an Deck, obwohl es saukalt war oder trank Kaffee, bis man aufs Klo musste. Aber nur nichts fragen. Nicht jetzt, vor den Kollegen. Später vielleicht, am Telefon.
Doch musste ich mich nicht verpflichtet fühlen, irgendwie einen Dialog zu führen? Musste ich nicht neugierig sein? Schließlich hatten wir noch ein gutes Stück Teltowkanal vor uns und es gibt viele unbeantwortete Fragen. Erst diese Woche bekam ich eine Mail mit lauter Fragen, auf die ich zumindest keine Antwort weiß. Vielleicht hätte ich die Gelegenheit nutzen und fragen sollen, was der Mensch eigentlich gesucht hat als er herausfand, dass eine Kuh Milch gibt? Oder warum Kamikaze-Piloten Helme tragen?
Sicher, man hätte mich blöd angeguckt und mir vielleicht unmissverständlich erklärt, dass dies nun überhaupt nichts mit dem Thema der heutigen Veranstaltung zu tun hat. Aber ich hätte den Weg bereitet zur alles entscheidenden Frage: „Warum gibt es heute keinen Kartoffelsalat?“
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