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Potsdam-Mittelmark: Fragen zur Inklusion

Lehrer wenden sich mit einem Brief ans Ministerium, grundsätzliche Probleme sieht man dort nicht

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Potsdam-Mittelmark - Mit einem Brief haben sich die Schulleiter einiger Pilotschulen an das Bildungsministerium gewandt: „Darin wird auf einige Probleme bei der Umsetzung des Pilotprojekts Inklusive Grundschule aufmerksam gemacht“, bestätigte Ministeriums-Sprecher Stephan Breiding den PNN am Montag. Kritisiert würden unter anderem fehlende gemeinsame Konzepte von Grundschulen und Horten oder die mangelhafte Kommunikation zwischen Ämtern und Pilotschulen.

Ein grundsätzliches Problem mit dem Projekt gebe es nicht, die Lehrer hätten den Anspruch, alle Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern, so Breiding weiter. Elternvertreter hatten in der vergangenen Woche von Unsicherheit bei den Lehrern berichtet und kritisiert, dass es zu wenig Weiterbildungsangebote gebe. Mit dem Pilotprojekt will das Land die UN-Behindertenrechtskonventionen umsetzen: An landesweit 84 Pilot-Grundschulen lernen jetzt Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam, bei der Umsetzung von Inklusion, so räumte Breiding ein, könnten derzeit aber noch nicht alle Fragen beantwortet werden. Das sei gewollt.

Unklar etwa sei an einigen Pilotschulen, wie bei der Benotung mit den unterschiedlichen Förderbedarfen umgegangen werden soll, berichteten Elternvertreter beim Kreiselternrat in der vergangenen Woche. Der Hintergrund: Wenn Eltern bei ihrem Kind eine Behinderung oder einen Förderbedarf vermuten, mussten sie bislang ein oft langwieriges Verfahren in Kauf nehmen, um einen sonderpädagogischen Förderbedarf feststellen zu lassen. An Pilotschulen kann das Feststellungsverfahren für die Förderschwerpunkte „Lernen“, „emotionale und soziale Entwicklung“ sowie „Sprache“ entfallen, weil dort jedem Kind individuelle Förderung zusteht.

„Konkret heißt das, dass langsamer lernende Kinder weniger oder einfachere Aufgaben bekommen oder Anschauungsmaterial statt abstrakter Vorgaben benötigen“, so Breiding. Das könne im Einzelfall auch bedeuten, dass eine Klasse kurzfristig geteilt werde. Entscheidend sei, dass jede Pilotschule ein eigenes Förderkonzept entwickelt habe. „Darin müssen die Schulen auch die Grundsätze der Leistungsbewertung festgelegt haben – etwa ob es überhaupt weiter Zensuren gibt.“

Für die Vielzahl an neuen Herausforderungen sei die Personalausstattung zu dünn, so die Elternvertreter. Einige sprachen sogar von einem Personalkosten-Sparprogramm der Landesregierung unter dem Deckmantel der Inklusion. Beim Ministerium verweist man indes darauf, dass mehr als 100 Lehrer zusätzlich eingestellt worden seien. „Wie die zusätzliche Unterstützung genutzt wird, entscheidet jede Schule selbst“, so Breiding. Klar ist aber: Die Pilotschulen dürfen Kinder mit den Förderbedarfen „Lernen“, „emotionale Entwicklung“ und „Sprache“ nicht mehr ablehnen, zugleich müssen die Klassenstärken verringert werden – bei der individuellen Förderung sollen laut Ministerium nicht mehr als 23 Schüler in einer Klasse sitzen. Im November ist ein Gespräch zwischen Schulleitern und Ministerium geplant. Ariane Lemme

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