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Potsdam-Mittelmark: Fragezeichen hinter dem Kunstsonntag Veranstalter fühlt sich vom Rathaus „zensiert“

Teltow - Verlässt der Teltower Kunstsonntag die Altstadt? Oder fällt er ganz aus?

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Teltow - Verlässt der Teltower Kunstsonntag die Altstadt? Oder fällt er ganz aus? Die Differenzen zwischen Rathaus und dem Organisator Dieter Leßnau sind offenbar unüberbrückbar geworden. Ein Grund: der Termin. Bislang war der erste Novembersonntag für den Kunstsonntag auserkoren, doch eine zweite Veranstaltung bedrängt auch diesmal das Kunstspektakel: Der Marathonlauf um den Teltowkanal. Das Sportereignis hatte im letzten Jahr die Altstadt erobert – ordnungsgemäß angemeldet. Im Rathaus wurde die Dopplung spät bemerkt. „Zu spät“, wie Kunstsonntag-Veranstalter Dieter Leßnau findet. „Das führte dazu, dass einige Kunstaktionen auf dem Marktplatz wegfielen.“ Nicht nur Künstler waren verstimmt, auch Gäste des Kunstsonntags, die schroff vom Ordnungspersonal der Laufveranstaltung angewiesen wurden, Umwege zu machen. Der kalenderbedingte Missstand, so gelobte das Rathaus, werde sich nicht wiederholen.

Doch in diesem Jahr ist der Marathonlauf des VGS Kiebitz e.V. erneut auf den ersten Novembersonntag terminiert. Die Akteure des Kunstsonntages lenkten ein und zogen ihren Termin eine Woche vor. „Dann legte uns die Verwaltung einen Kooperationsvertrag vor, der daran zweifeln lässt, dass sich die Stadt als Partner einbringen möchte“, so Leßnau. Nach der Auswahl der Exponate durch eine Kunstsonntags-Jury will die Stadt in einer Frist von zehn Tagen die Ergebnisse sichten. Leßnau fürchtet, dass die Auswahl dann geändert wird. „Wir haben nichts dagegen, dass die Stadt einen Vertreter in die Jury schickt“, meint er. „Aber das sieht sehr nach Zensur aus.“ Zudem enthalte das Papier eine Passage, in der sich beide Kooperationspartner verpflichten sollen, sich nicht gegenseitig zu diskreditieren.

Auch im Sozialausschuss am Montag fiel das Wort „Zensur“. FDP-Mann Malte Goetz vermisst den Respekt vor dem Ehrenamt und wertete den Vertrag als Versuch eines Maulkorbs. Sein Parteikollege Eberhard Derlig pflichtete ihm bei: „Leider geht es der Stadt nicht um Inhalte, sondern um Befindlichkeiten.“ Dass der Tagesordnungspunkt zum vierten Kunstsonntag vorsorglich in den nichtöffentlichen Teil eingeordnet wurde, sieht Derlig als Beweis, dass eine öffentliche Debatte nicht gewollt sei. Erst kurz vor der Sitzung wurde Derligs Antrag stattgegeben, im öffentlichen Sitzungsteil darüber zu beraten. Offen blieb nach der Debatte, ob der Kunstsonntag sich ein anderes Domizil sucht. Darüber will Leßnau erst mit seiner Arbeitsgruppe beraten.

„Ein anderer Ort wäre auch für die beteiligten Künstler eine Herausforderung“, sagt Leßnau, der sich nach den Querelen vorstellen kann, von der idyllischen Altstadt in einen Industriebau zu wechseln. Im Auge hat er das Industriedenkmal Biomalz, das feiert in diesem Jahr 100. Geburtstag. Auch einige seiner Mitstreiter sind von der Idee angetan. „Manche möchten am liebsten beides, Biomalz und Altstadt. Doch das ist nicht zu schaffen“, schätzt Leßnau. Eine Entscheidung werde in dieser Woche fallen. Leßnau schließt nach dem Hickhack mit der Stadt auch nicht aus, dass der Kunstsonntag mal Pause macht. Er könnte dann den Kopf für ein neues Projekt freibekommen, sagt er. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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