
© G. Paul
KulTOUR: Franziskaner in Luthers Klostergarten
In der Kähnsdorfer Kulturscheune widmet sich „Kunst am See“ dieses Jahr dem Mönchsleben
Stand:
Seddiner See - Kähnsdorf im Kirschblütenfrühling, Kähnsdorf im Camping-Sommer, Kähnsdorf im Herbst, wenn die Saison der örtlichen „Kulturscheune“ mit musealem „Feuer und Flamme“ im nahe gelegenen Findlingsgarten zu Ende geht. Kähnsdorf ist immer eine Idee, immer ein Erlebnis.
Jetzt ist Sommer, die sanften Hügel mit den Pferden und Eseln sind noch die gleichen wie im Jahr zuvor. Idylle schlechthin. In der nachbarlichen Gaststätte feiert soeben ein nicht mehr junges Hochzeitspaar ihr Fest. Indirekt gibt die Sonne Licht auf diesen fein geputzten Flecken am Seddiner See. Vor der Kulturscheune selbst weist eine gotisch anmutende Klostersilhouette auf das diesjährige Projekt der Gruppe „Kunst am See“: Passend zum Luther-Jubiläum und gemeinsam mit Schülern der Grundschule Wildenbruch gestalteten Monika Olias und die Ihren ein fesselnd schönes Panorama von einem Klostergarten mit Klosterkräutern und dem Blick zum See. Eingang von der Straße, mit einer Glocke im Mauerbild, zum Seesteg hin ist der Ausgang, da steht ein Mönch im braunen Franziskaner-Habit, und schaut hinaus. Die riedumspannten Kräuterkörbe mit Basilikum und Sauerampfer, mit Estragon und Petersilie, mit Schafgarbe und Brennnessel scheinen schier überzulaufen. Kniend sieht man einen Mönch beim Jäten nur von hinten, ein anderer erntet, was Gott geschenkt hat. Jedes Mal ein anderes Thema, immer originell, und immer ein wenig neben der Spur. Im Fridericus-Jahr zum Beispiel zeigte man nur Südfrüchte von seiner Tafel, nichts Offizielles jedenfalls zum Jubeljahr.
Auch die Ausstellung innerhalb der Kulturscheune, mithin die älteste Kate des Dorfes, ist sehenswert. Der Ausstellungstitel „Meine Jahre mit Aquarell & Acryl“ wirkt zwar ein wenig sperrig, dafür aber zutreffend, denn die Potsdamer Malerin Inge König hat sich, laut ihrer Selbstmitteilung, erst „nach Ausscheiden aus dem Berufsleben“ mit den genannten Maltechniken befasst. Auf ihrem Curriculum schaut die 1945 geborene Potsdamerin zwar etwas grimmig drein, die gezeigten Aquarelle – Blumen wie Rose, Amaryllis, Cosmea, Tiere wie Pfau und Ohrfasan – indes haben eine durchaus heitere Note. Besonders die Blumenmotive scheinen aus dem gleißenden Licht des Hintergrundes herauszuwachsen oder in ihm zu verschwinden. Des Alten Fritzen ist flötend und schauend gedacht, nur zwei gespachtelte Bilder haben edlere Themen gewählt: Elfen und Gold. Die Acrylbilder zeigen getunnelte Waldwege, mit Pärchen darin. Malerisch ist dieser Part vielleicht noch nicht vollendet, in die Ausstellung freilich passt auch er, zum Gesamteindruck innen. Dieser spinnt eine feine Korrespondenz nach draußen, wo in des Augustiners Klostergarten Luthers Konkurrenz am Werk ist. Seine besten Widersacher waren ja nun mal die in den braunen Kutten.
Eine weitere Ausstellung mit Werken von Sigrid Hoffmann-Mappes folgt im September, und ein Literaturnachmittag mit Ursula Karusseit, die so manche „Wege übers Land“ zu kennen scheint. Ende Oktober dann „Feuer und Flamme für unsere Museen“, ein opulentes Jahres-Ultimo im Findlingsgarten. Wie gesagt, Kähnsdorf als KulTour – das geht immer. Gerold PaulDie aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 3. September jeweils Mi., Do., Sa. und So. von 11 bis 16 Uhr zu sehen
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: